naraya
Linn Strømsborgs namenlose Erzählerin ist 35 Jahre alt und weiß schon seit Jahren eines ganz sicher: sie will keine Kinder. „Nie, nie nie“ - so auch der Titel des Romans. Dennoch scheint dieses Thema immer präsent zu sein. Die Familie fragt ständig, wann endlich Kinder kommen, die Mutter strickt seit Jahren vorsichtshalber Babykleidung. Mit ihrem Partner Philip ist die Protagonistin seit über acht Jahren zusammen. Er wollte zwar immer Kinder, sagt aber, das Leben mit ihr sei ihm wichtiger. Das ganze Gefüge droht zusammenzubrechen, als die beste Freundin der Erzählerin, Anniken, plötzlich schwanger wird. Der Roman wird in Kapiteln wechselnder Länge erzählt. Manche umfassen viele Seiten, manche nur einen einzigen Satz. Im Fokus steht hauptsächlich die kinderlose Protagonistin, in der Gegenwart, aber auch der Vergangenheit. Wir erfahren, wie sie aufgewachsen ist und wie sich in den Generationen ihrer Eltern und Großeltern die Frage gar nicht stellte, ob man wirklich Kinder wollte. Es war eben so. Die Konsequenzen sind bei den Großeltern der Erzählerin deutlich zu sehen: Sobald die Kinder erwachsen waren, wanderten sie nach Spanien aus und zeigten kein Interesse mehr, auch nicht an ihren Enkelkindern. „Sie sind sich selbst genug“, sagt die Tochter traurig über die entfremdeten Eltern. Annikens Schwangerschaft lässt die Protagonistin im Schock zurück. Nun hat sie auch die letzte Person verlassen, die stets beteuert hat, keine Kinder haben zu wollen. Sie ist nun die „Last Woman Standing“. Das verkompliziert nicht nur die Freundschaft zu Anniken, sondern wirft auch alte Fragen in der Beziehung zu Philip auf. Denn der ist sich nun nicht mehr sicher, ob er wirklich kinderlos leben kann. Für die Protagonistin, die ihn liebt und einfach nur mit ihm allein glücklich sein will, nach all den Jahren ein harter Schlag. „Nie, nie, nie“ ist ein wichtiger Roman, der jedoch nicht nur Kinderlosigkeit, sondern auch Themen wie Mutterschaft, Fehlgeburten oder Abtreibung anspricht, aber auch die unterschiedlichen Erwartungen an Mütter und Väter. Wer sich für ein Leben ohne Kinder entschieden hat, wird sich in vielen Szenen und Diskussionen wiedererkennen.