eliza und james
„Liebe braucht Mut.“ (Seite 33 E-Book) Als Fan von Ostfriesland stand dieser Roman sofort auf meiner Wunschliste und ich war sehr glücklich als ich ihn über NetGalley Deutschland bekommen habe. Direkt nach erscheinen trudelten die ersten Besprechungen ein, welche das Buch sehr lobten. Damit stand für mich fest, dass ich warte bis auch der dritte Teil erschienen ist, um alle drei Bände zeitlich möglichst nah beieinander zu lesen. Das Cover ist gut gestaltet und versetzte mich sofort in Urlaubsstimmung. Man sieht eine Frau, welche ein Fahrrad auf dem Deich schiebt. Ein Leuchtturm und das Meer sind im Hintergrund zu erkennen. Der Klappentext spricht von einer unerfüllten Liebe, doch in diesem Roman geht es um mehr. Ja, er ist in erster Linie ein Urlaubs- und Liebesroman, aber es gibt auch noch andere Themen, die meiner Meinung nach nicht zu kurz kommen dürfen. Die Geschichte beginnt 1948 in dem fiktiven Ort Neusiel, welcher aber die typische ostfriesische Ortsgemeinschaft widerspiegelt. Ich habe mittlerweile über zehn Mal Urlaub in der Region zwischen Oldenburg und Emden gemacht. Der zweite wichtige Handlungsort ist das Ruhgebiet in den 50er Jahren. Hier geht es vor allen Dingen um den wirtschaftlichen Aufschwung und die Arbeit im Bergbau. Johanna ist für mich eine herausragende Persönlichkeit, ich habe selten einen Roman gelesen, der eine solche charakterlich starke Persönlichkeit hat, da kommen nur wenige AutorInnen mit. Ganz großes Kompliment, liebe Regine Kölpin. Aber auch Eike und Rolf stehen der Figurenzeichnung in nichts nach. Beide Männer könnten nicht unterschiedlicher sein und trotzdem so überzeugend und authentisch handeln. Gerade Rolf als Flüchtling aus Schlesien ist meinem Empfinden nach sehr gut dargestellt, auch meine Oma hat teilweise solche Geschichten erzählt, dass sie als Flüchtlinge in Westdeutschland nicht so wirklich willkommen waren. Als beeindruckende Nebenfiguren möchte ich Lientje, die hasserfüllte Schwiegermutter von Johanna erwähnen, sie wird ebenfalls in allen Facetten überzeugend dargestellt. Meine heimliche Lieblingsfigur ist allerdings Ingo, der Cousin von Johanna, der seinen eigenen Weg geht und für alle ein offenes Ohr hat und tatkräftig zupackt, wenn es sein muss. Es geht auch um die Landwirtschaft, besonders um die Arbeit auf einer Schäferei. Aber auch die Themen Familie, Beziehungen, Freundschaft und Liebe nehmen einen großen Platz in dem Buch ein. Der Roman ist in drei Abschnitte gegliedert und umfasst insgesamt einen Zeitraum von zehn Jahren. Dadurch sind natürlich Zeitsprünge, und auch Zeitraffungen nicht zu vermeiden. Der Roman ist zweifellos ein wunderbarer Sommer- /Urlaubsroman. Mein Kritikpunkt an dem Roman ist mein Wunsch, während des Lesens noch mehr über die Hintergründe erfahren zu wollen. Die Recherche ist gut, aber sie hätte für mich noch mit mehr Hintergrundinfos zur damaligen Geschichte in den Roman einfließen können. Auch die zu vielen Zufälle kommen ein wenig sehr konstruiert herüber, so war es für mich nicht verständlich, dass Rolf ausgerecht im Ruhgebiet dieser Person begegnen muss und dort dasselbe Muster wieder greift. Da hätte ich mir ein wenig mehr Kreativität und Überraschungen gewünscht. Der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen, die Seiten fliegen nur so dahin und ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen. Hauptsächlich wird der Roman aus der Sicht von Johanna und Rolf erzählt. Was die Autorin sehr gut umgesetzt hat ist der Gebraucht des Plattdeutschen, welches sehr überzeugend ist. Ein Personenverzeichnis sowie Hintergrundinfos und ein Literaturverzeichnis runden den guten Eindruck des Romans ab. Ein Roman für alle Ostfrieslandfans und Fans von Familien-Sagas. Urlaubsfeeling zu Hause ist garantiert. Ich freue mich schon sehr auf den zweiten und dritten Band der Saga und bin gespannt, wie es weitergeht. 8/10 P.