Maya Rottenmeier
4,5 Sterne Wer seine Träume verrät, hört auf zu leben. Kurz zum Inhalt: Ari trifft unvermittelt auf ihre große Liebe, die sie viele Jahre nicht mehr gesehen hat. Obwohl sie sich früher so nahe standen, trennen sie heute Welten. Was sind beide bereit zu riskieren, um glücklich zu werden? Entzückende Figuren: Arya Evans, genannt Ari ist 25 Jahre alt und mit ganzem Herzen Vorschullehrerin. Sie ist mit Pete verlobt und hat ihr Leben gut eingetacktet. Ihre Kollegin und beste Freundin Hayley ist erfrischend und ich genieße ihre Auftritte. Ari ist ein fröhlicher Charakter, der vor Liebe sprüht, und doch liegt ein Schatten auf ihr, den man als Leser deutlich spürt. Ich habe sie ins Herz geschlossen. Kasey Korbin, genannt Kase, hat zwei Kinder, die er alleine groß zieht. Aus ihm werde ich nicht sofort schlau, aber nach und nach fasse ich Vertrauen zu ihm und ziehe einen imaginären Hut vor seiner Leistung. Er sitzt neben Ari fest in meinem Herzen. Evie ist fast fünf und bezaubernd. Ich liebe es, wenn Kinder ihren großen Auftritt in Geschichten haben und den hat Evie zusammen mit ihrem kleinen Bruder Timmy definitiv. Dazu einen alleinerziehenden Vater und ich strahle vor Freude. Keine Ahnung, weshalb ich so darauf abfahre. Die Entwicklung der Figuren ist nachvollziehbar geschildert und bin zu jeder Zeit dicht am Geschehen dran. Zur Umsetzung: Die Geschichte beginnt mit einem Donnerwetter und auch bei uns wird es laut. Ein Unwetter rollt heran, das uns in der Nacht lange beschäftigt. Diese Parallele finde ich toll und macht sofort alles nahbar. Ansonsten lesen sich die ersten Zeilen unspektakulär, bis es in der Story einen lauten Donnerschlag gibt und mich mit einer Flutwelle mitreißt. Ari und Kase lernen sich im Alter von 7 Jahren kennen und verlieren sich zehn Jahre später. Es ist spannend, zu erfahren, was zu diesem Bruch geführt hat und wie sie beide zu den Menschen wurden, die sie heute sind. Es liegt eine unterschwellige, bedrückende Stimmung im Buch, die sich bis zum Ende hält. Winter wechselt immer wieder die Zeitebenen und führt mich an verschiedene Punkte zu Kase und Aris gemeinsamer Vergangenheit. Diese berühren mich unterschiedlich stark und ich hätte nicht alle benötigt. Dafür ist mir die Zeit im Jetzt von Kase und Ari zu wichtig. Beide agieren glaubhaft und ich leide mit ihnen mit. Das Buch hat an den richtigen Stellen angenehme Tiefe, aber nicht so viel wie die Geschichte „Das Gewicht von Seifenblasen“. Ich lausche ergreifenden Dialogen, lese Wichtiges zwischen den Zeilen und werde hin und wieder zum Lachen gebracht, was mir sehr guttut. Beide Protagonisten lerne ich aus der Ich-Perspektive im Präsens kennen. Die Kapitel verfügen über eine angenehme Länge, was den Lesefluss zusätzlich fördert. Der Schreibstil ist romantisch, etwas poetisch, tiefgründig und immer flüssig zu lesen. Mein Fazit: „Alle Farben des Regens“ ist eine gehaltvolle Geschichte, die alles Essenzielle auf die Seiten bannt und Tiefgang erreicht, was mir bestens gefällt. Ich tauche tief in Kase und Ari ein und bekomme die volle Schwere ihres Lebens ab. Dabei haben sie unterschiedliche Gewichtung, doch das lest ihr besser selbst. Ich habe zwar keine Taschentücher gebraucht und es hat mich emotional nicht so durchgerüttelt wie im ersten Buch, das ich von Winter gelesen habe, aber trotzdem hat mich die Story angerührt. Der Epilog am Ende macht alles rund und ich bin dankbar für ihn. Von mir erhält „Alle Farben des Regens“ 4,5 Sterne von 5 und eine absolute unbedingte Leseempfehlung. Wo keine halben Sterne möglich sind, runde ich auf.