Chief Propaganda Officer
Die Behörde für die Betreuung minderjähriger Magischer ist ein riesiger Beamtenapparat, in dem kleine Beamte wie Linus Baker arbeiten. Er besucht Waisenheime, überprüft, wie die Kinder dort behandelt werden und gibt seine Berichte ab. Aufgrund seiner Distanz, Pedanterie und Ehrlichkeit wird er vom Allerhöchsten Management ausgewählt, ein Heim zu überprüfen, das der allerhöchsten Geheimhaltungsstufe unterliegt. Auf einer Insel befindet sich das Heim von Mr Parnassus, in dem die gefährlichsten magischen Kinder der Welt leben. Linus Baker ist angehalten, ganz genaue Berichte über vier Wochen abzugeben und das tut er auch. Zeitgleich lernt er zum ersten Mal Kinder, die betreut werden, richtig kennen, genauso wie den außergewöhnlichen Mr Parnassus. Mann! Das hätte so, so großes Kino werden können! Der Sprecher ist genial, hatte genau die richtige Intonation für jede Situation und Person. Die Kinder waren mega - zwischen süß und herzerwärmend, witzig und berührend war alles dabei. Diese besonderen Kinder haben eigentlich die ganze Story gerettet. Selbiges kann ich nicht für Linus Baker sagen. Es gab selten Protagonisten, die ich dermaßen verabscheut habe wie diese kleine, unfitte, nervige Beamtenseele. Er war mir in jeder Szene zuwider. Ich habe auch nicht verstanden, was irgendwer - ganz besonders ein Typ wie Arthur Parnassus - an ihm liebenswert oder besonders finden könnte. Und bevor mir jemand Homophobie vorwirft: Nein. Einfach nein. Mir ist es egal, ob Linus und Arthur homosexuell sind, mir ist das grundsätzlich egal. Aber Idioten sind nun mal Idioten und Linus ist der Größte und Nervigste und Unangenehmste von allen. Tatsächlich ist es eher so, dass ich das Gefühl hatte, Arthur verliebe sich mal so in jeden Mann, der gerade da ist. Erst Charles Werner, dann Linus. Klar, er kommt ja nicht runter von der Insel, was soll er also machen? Aber ob das Liebe ist, wenn er immer die jeweils verfügbare Person anschmachtet? Und mal ehrlich, dieses Anschmachten war dermaßen kitschig, dass ich mich fremdgeschämt habe. Wenn es darum ging, ihre Liebe zu erklären, triefte das Fett von Klischees und Kitsch nur so aus dem (Hör)Buch. Anstrengend fand ich auch, dass, wann immer Arthur - der eigentlich die coolste Person hätte sein können - den Mund aufmachte, irgendein Glückskeksspruch herauskam, der die Moralkeule mit Gartenzaunpotenzial schwang. Soll ich noch auf das Ende eingehen? Das als happy und siegreich verkauft wird, obwohl das Heim noch immer unter der Fuchtel der BBMM steht und die ihre Meinung und diverse Unterschriften jederzeit ändern könnten? Oder darauf eingehen, dass der Autor seine eigenen Daten nicht im Kopf hatte? Es wird sehr deutlich darauf eingegangen, dass er am Mittwoch den Termin beim Allerhöchsten Management hatte und direkt am nächsten Tag fahren musste. Da haben wir also Donnerstag. Ankommen tut er aber scheinbar erst am Wochenende, obwohl die Zugreise nur etwa acht Stunden dauert. Auch wird erwähnt, dass das Abenteuer immer an einem Samstag stattfindet, er das letzte Abenteuer aber an einem Freitag mitmacht. Oder was für eine seltsame Gesellschaft ist das, wo niemand bei Homosexualität mit der Wimper zuckt (mega! so gehört sich das!), aber Leute so religiös sind, dass sie an den Teufel glauben? Und dass Linus Baker nur bei dem Anblick eines Bildes vom Sohn des Teufels in Ohnmacht fällt? Lächerlich, oder? So gab es jede Menge, was mich richtig angenervt hat. Muss wahrscheinlich erst mal beim Optiker meine Augen wieder richten lassen, die durch das viele Rollen schief stehen. Was für mich das Buch so gerettet hat, dass ich es zumindest bis zum Ende angehört habe, waren die Kinder. Die Ideen, was sie sind und wie sie sich benommen haben - einfach nur mega gut! Die habe ich einfach geliebt und zusammen mit dem genialen Sprecher hielten die mich bis zum Schluss bei Laune.