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mabuerele

Posted on 23.6.2021

„...Ich hatte mich ihm angepasst und meine eigenen Interessen aus den Augen verloren. Nach einer Weile kam ich mir jedoch vor wie ein Hausmütterchen...“ Dann aber kommt der Schock. Kurz vor der Hochzeit teilt Sascha Elena mit, dass er sich in eine andere Frau verliebt hat. Elena reist allein nach Sizilien und kommt in der Pension ihres Cousins Luici in Taormina unter. Dorrt lernt sie den Arzt Gabriel kennen, der gerade ein paar Tage Urlaub macht und ansonsten in der Flüchtlingshilfe auf Sizilien tätig ist. Die Autorin hat einen bewegenden Liebesroman geschrieben. Gleichzeitig ist das Buch aber auch eine Liebeserklärung an die Schönheiten von Sizilien. Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Die örtlichen Gegebenheiten werden mit passenden Metaphern beschrieben. „...Der idyllische Ort lag an einem Berghang, direkt am Meer. Von der Stadt aus hatte man einen fantastischen Blick zum Ätna. Die beschaulichen Buchten mit ihren Stränden luden zum Baden ein...“ Das Kennenlernen von Elena und Gabriel verläuft nicht etwa gradlinig. Ohne Gabriels tierischen Begleiter wäre die Sache sicher anders ausgegangen, denn Elena mag eigentlich keine Männer mit Tattoos. Auch Luici hat seine Finger im Spiel, obwohl seine Maxime lautet: „...Ach, das hat noch Zeit, Ich genieße meine Freiheiten, und das solltest du auch, bevor dir jemand erneut einen Ring an den Finger steckt...“ Bald aber erkunden Gabriel und Elena gemeinsam die Insel. Ich begleite sie nicht nur bei ihrem Aufstieg zum Ätna. So erfahre ich eine Menge über die Besonderheiten des Vulkans, aber auch die Sehenswürdigkeiten der Insel. Nebenbei kommen sie auf Gabriels Arbeit zu sprechen. Jetzt verliert sich die Leichtigkeit des Schriftstils; es wird ernst. „...Doch vorher harren sie in sogenannten Auffanglagern in Libyen aus. […] Was diese Menschen dort aushalten müssen, ist unwürdig und verstößt im höchsten Maße gegen die Menschlichkeit...“ Elena entscheidet sich, Gabriel für ein paar Tage an seinen Arbeitsort zu begleiten. Beide träumen von einer gemeinsamen Zukunft. Noch aber ist Gabriel nicht bereit, über seine Vergangenheit und die Gründe für die Tattoos zu sprechen. Elenas hartnäckige Fragen blockt er ab. In Pozzallo wird Elena mit der harten Realität der Flüchtlinge konfrontiert. Als Psychologin weiß sie, was Traumatisierung für Menschen bedeutet. Sie erlebt die Ankunft der Schiffe, beobachtet die Arbeit der Helfer und wendet sich selbst einer junge Frau zu, die schon einige Zeit im Lager ist und außer Gabriel niemand an sich heranlässt. Auffallend ist, dass sie von sich selbst in dritter Person spricht. Und die junge Frau hat ein erstaunliche Gespür für den Zustand anderer Menschen. „...Elena hat Glück, solche Männer gibt es nicht viel. Aber Gabriel hat Kummer, großen Kummer, glaubt Imani. Vielleicht kann Elena ihm helfen...“ Doch dann kommt es zu einem einschneidenden Ereignis im Lager, Plötzlich steht nicht nur Elenas Liebe auf der Kippe. Ein informatives Nachwort rundet die Geschichte ab. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es kann zwar nur ein Schlaglicht auf die Situation der Flüchtlinge werfen, aber das ist mehr als gar nichts. Außerdem werden die Themen Vergeben und Verzeihen geschickt in die Handlung integriert.

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