Susanne Matiaschek
“Die Wälder” von Melanie Raabe klang so unfassbar gut, dass ich es unbedingt lesen musste. Da ich weiß, dass Melanie Raabe vor allem immer den psychologischen Kern in den Fokus rückt, wusste ich auch worauf ich mich einlasse. Weshalb ich diesbezüglich auch nicht enttäuscht wurde. Den Schreibstil empfand ich als sehr einnehmend und unglaublich mitreißend und fesselnd. Die Autorin webt geschickt eine düstere und tragende Atmosphäre ein, die einfach komplett gefangen nimmt. Der Einstieg gelang mir sehr leicht und es dauerte nicht lang und ich wurde vollends in diese Geschichte hineingezogen. Interessant fand ich in erster Linie die zwei unterschiedlichen Zeitebenen, denn dadurch baute die Autorin unglaubliche Spannung auf. Weshalb ich das Buch auch letztendlich kaum zur Seite legen konnte und es auch gar nicht wollte, weil ich unbedingt in Erfahrung bringen wollte, was damals wirklich passiert ist. Zum einen befinden wir uns in der Gegenwart und zum anderen erfahren wir die tragende Geschichte von vier Freunden, die vor zwanzig Jahren spielte. Das ergibt einen herben Kontrast, was aber wahnsinnig gut in die Story passt. Weil dadurch viele Geheimnisse ihren Ursprung nehmen ,die bis in die Gegenwart hineinreichen. Was für reichlich Diskussionsstoff sorgte, den ich definitiv hatte. Melanie Raabe befasst sich mit dem ungelösten Fall eines verschwundenen Mädchens, dass niemals aufgeklärt wurde. Wurde sie ermordet oder ist sie einfach nur weggelaufen? Vergangenheit als auch Gegenwart sind unglaublich interessant. Weil hier so viele Facetten des Lebens oder wie es hätte sein können zutage treten. Aber vor allem zeigt die Autorin auf, dass dieses einschneidende Ereignis, das Leben verschiedener Personen beeinflusst hat. Das ist so tragisch und dramatisch zugleich. Denn man lernt viel über Verlust und Trauer. Aber auch über Zusammenhalt und Freundschaft. Eine Verbundenheit, die niemals ganz abreißt und das ist bewundernswert. Alleine den psychologischen Aspekt fand ich so großartig ausgearbeitet. Denn es hat etwas in diesen Menschen ausgelöst und sie nie zur Ruhe kommen lassen. Es hat sie in gewisser Weise angetrieben und am Leben erhalten. Diese Tragweite, diese Tragik des Ganzen liegt unglaublich schwer und verhängnisvoll über allem und trotzdem findet man noch Zeit zum schmunzeln. Weil auch schöne Aspekte beleuchtet werden und das hat mir wirklich gut gefallen. Man erfährt dabei überwiegend die Perspektive von Nina. Weshalb man ihr besonders nahe kommt. Aber auch die anderen Charakteren haben mir in ihrer Ausarbeitung sehr gut gefallen. Diese Geschichte ist nicht wie normale Thriller,die Spannung ist unterschwellig spürbar . Es geht größtenteils recht ruhig zu, aber gerade die unterschiedlichen Zeitebenen bringen immer wieder Aufschwung in die Story. Zudem sind die Kapitel recht kurz, weshalb es sich wirklich gut lesen lässt. Was mich ein wenig gestört hat, dass es manchmal etwas verwirrend war. Zudem handelte Nina in meinen Augen auch oft wenig nachvollziehbar. Klar, kann ich den Antrieb in gewisser Weise verstehen, dennoch wirkt es unlogisch und unausgereift. Dafür punktet Melanie Raabe mit einigen Wendungen, die ich tatsächlich nicht kommen sehen habe und einem außergewöhnlichen Jungen, der sich seine eigene Welt erschaffen hat. Und dieser wunderschöne, aber auch zerbrechliche Aspekt ist in meinen Augen mit nichts zu vergleichen. Kraftvoll, intensiv und auf einer ganz besonderen Ebene bewegend. Insgesamt hat mir dieser leichte Thriller sehr gut gefallen, weil es zeigt ,wie sehr es das Leben dieser Menschen beeinflusst und prägt. Das es sie unwiderruflich verändert und etwas in Ihnen zum Stillstand kommen lässt. Es zeigt aber auch wie essentiell Freundschaft ist und sie uns am Leben erhält Fazit: Melanie Raabe hat mit “Die Wälder” einen fesselnden, aber auch ruhigen und düsteren Thriller geschaffen, der vor allem mit der Grundidee enorm unter die Haut geht. Kraftvoll, intensiv und auf einer ganz besonderen Ebene bewegend. Es zeigt nicht nur wie ein erschütterndes Ereignis das Leben beeinflussen und prägen kann, sondern das es sich unwiderruflich verändern kann und das Freundschaft alles ist ,was dir bleibt. Sie hält dich am Leben und gibt dir Kraft. Schafft einen Bund fürs Leben. Ein Buch, daß mir spannende Lesestunden beschert hat und sich perfekt für zwischendurch eignet.