Rebecca
Rezension: „Dirty Headlines“ von L. J. Shen Das Cover zeigt eine große breite Fensterfront im oberen Bereich, während den unteren Rand ein imposanter schwarzer Glastisch oder auch Schreibtisch einnimmt. Dazwischen ist ein Mann in Anzug, Weste und Krawatte mit dunklen kurzen Haaren zu sehen. Die Hände hat er auf die Tischplatte gestützt, den Blick nach unten gerichtet. Die gesamte Aufmachung wirkt etwas dunkel und düster, denn die dominierenden Farbtöne sind eindeutig Grau und Schwarz. „Dirty Headlines“ – zu dt. „Schmutzige Schlagzeilen“ – lässt als Titel in Kombination mit dem Klappentext auf eine Geschichte in der Medienbranche schließen. Möglichkeiten zu Klatsch und Tratsch gibt es in diesem Bereich meist schließlich mehr als genug – ich wollte mich, nach all den positiven Rezensionen, überraschen lassen, was mich mit Célian und Judith so erwarten wird. Charaktere Judith Humphrey, genannte Jude, lebt gemeinsam mit ihrem kranken Vater in einem kleinen Haus in Brooklyn. Liebevoll kümmert sie sich um ihn und versucht alle Probleme so weit wie möglich von ihm fernzuhalten. Meistens geht Jude zwei Jobs gleichzeitig nach, um den gemeinsamen Lebensunterhalt und die Behandlung ihres Vaters zu finanzieren. Ihre Mutter ist bereits vor Jahren gestorben und so ist ihr Vater der Einzige, der ihr noch bleibt, nachdem sie von ihrem langjährigen Freund Milton betrogen worden ist. Jude hat einen Faible für bunte Chucks, die sie je nach Gemütslage trägt, und liebt Musik über alles. Ihr größter Traum ist es, mit ihrem abgeschlossenen Journalismus-Studium einen großartigen Job in der Nachrichtenbranche zu finden, um endlich ein sorgloses Leben führen zu können. Célian Laurent ist der stinkreiche Erbe eines millionenschweren Unternehmens und führt einen Kleinkrieg mit seinem Vater. Er ist arrogant, überheblich und hat einen ziemlich großen Gottkomplex. So abstoßend die genannten Eigenschaften auch sein mögen, trotzdem ist Célian gleichzeitig ein intelligenter, schlagfertiger und immer den Überblick behaltender Kerl, der eigentlich mit beiden Beinen fest im Leben steht. Er würde alles für seinen Nachrichtensender geben, der für seine Seriosität bekannt ist. Célian schätzt man als sehr eingebildeten Mann ein, der Frauen nur für eine einzige Nacht behält – und doch beweist er hin und wieder, dass er sein Herz am rechten Fleck sitzen hat. Schreibstil und Handlung „Dirty Headlines“ ist durchgehend in der ersten Person, aus abwechselnder Perspektive der beiden Protagonisten, geschrieben. L. J. Shens Schreibstil ist insgesamt sehr flüssig und gut lesbar. Mit vielen ihrer Szenen konnte sie mich fesseln, sodass ich unbedingt am Ball der Geschichte bleiben wollte, an anderen Stellen hat sich die Handlung für mich aber leider etwas gezogen, sodass ich sehr mit mir zu kämpfen hatte. Teils bissige und fetzige Dialoge zwischen Jude und Célian konnte das aber glücklicherweise meist auf humorvolle Art wieder auflockern, was ich an der Stelle positiv hervorheben möchte. Als hätte die Autorin selbst gemerkt, dass in den betreffenden Momenten irgendetwas kommen musste, damit der Leser gewillt ist weiterzulesen. Ich muss direkt gestehen, dass ich mit der Handlung so meine Probleme hatte, was unter anderem definitiv auch auf die Protagonisten zurückzuführen ist, denn mit ihnen bin ich erst nach und nach so wirklich warm geworden. Kurz gesagt: Mir hat es viel zu lange gedauert. Jude ist eigentlich eine äußerst starke Frau, die schon viel in ihrem Leben meistern musste und immer für sich eingestanden hat – bis sie Célian begegnet. Sie lässt sich von ihm mehrfach wie Dreck behandeln und kehrt doch jedes Mal wieder zu ihm zurück und vergibt Chance um Chance. Das war für mich ein sehr starker Kontrast, der mir negativ aufgestoßen ist. Auch ihre Begründung dafür, warum sie sich die ganzen Jahre eingeredet hat, dass ihr Herz keine Liebe empfinden kann war – sinnlos? Ein anderes Wort fällt mir dafür gar nicht ein. Als kleines Mädchen versteht man öfter mal Dinge falsch, aber sich so daran zu klammern und dann fast schon als „Lebensmotto“ zu nehmen – ohje. Célians Familiengeschichte wirkt düster und trotz seiner hohen Intelligenz hegt er irrsinnige Rachepläne mit denen er sich aktiv sein gesamtes Leben verbaut. Noch so eine Sache, die für mich absolut nicht zusammengepasst hat. Auch war er mir vom Charaktere her meist eine Spur zu herablassend gegenüber seinen Mitmenschen. Dieser Charakterzug hat sich zwar im letzten Drittel gebessert, allerdings waren die vorhergehenden Parts mit ihm eine ziemliche Quälerei. Auch konnte ich keine Beziehung zwischen den beiden Protagonisten sehen, denn es gab unglaublich viele Sexszenen, die so ziemlich den Rest der Handlung vollkommen überschattet haben. Ihre vermeintliche Beziehung basierte größtenteils auf Sex und nichts anderem. Letztendlich ist „Dirty Headlines“ irgendwie eine Mischung aus Enemies-to-Lovers-Geschichte in einem Office-Setting mit einer Prise „Second Chance“, als hätte man sich nicht so ganz entscheiden können, was es denn eigentlich werden soll. Der Nachrichtensender war gewissermaßen mein kleines persönliches Highlight, denn die Atmosphäre, die dieser beschriebene Ort versprühte, war einfach großartig. Trotzdem hätte ich mir eindeutig mehr Inhalte zu diesem Bereich gewünscht. Vieles ist grob angeschnitten worden, von den Tätigkeiten hin zu einzelnen Beispielen und Vorstandsregelungen, was mir allerdings nicht ausgereicht hat. Letztendlich lässt mich dieses Buch aber doch insgesamt ein bisschen ratlos zurück. Auch wenn ich so einige Dinge nicht mochte bzw. kritisiert habe, konnte es mich doch fesseln und ich wollte immer weiterlesen. Jude war mir, trotz einiger dummer Aktionen, unglaublich sympathisch und auch Célian mit seiner mürrischen und dominanten Art konnte mich an manchen Stellen richtiggehend für sich einvernehmen. Gepaart mit dem Setting und den immer wiederkehrenden fetzigen Dialogen und der erotischen Stimmung konnten viele Negativaspekte wieder etwas aufgewertet werden. Fazit Als Unterhaltung für Zwischendurch war die Geschichte durchaus okay, allerdings hatte ich wesentlich mehr erwartet. „Dirty Headlines“ war nichts Besonders, denn es fehlte leider an Tiefe und Originalität. Bewertung: 3 von 5 Sternen