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Buchdoktor

Posted on 18.6.2021

Marina hatte nie verwunden, dass ihr Mann Nate mit seinem Kajak aus der Bucht von Porthmellow direkt aufs Meer ruderte und spurlos verschwand. Hätte es an der Küste noch eine Station der Küstenwache gegeben, hätte ihn doch jemand beobachten und von seinem Vorhaben abbringen müssen. Nate zu Ehren gründete Marina die Wave Watchers, eine ehrenamtliche Gruppe von Strandwächtern, die selbst nicht als Rettungsschwimmer ausrücken, aber die Küstenwache alarmieren, wenn Schwimmer oder Freizeitkapitäne die Tücken der Bucht unterschätzen. Nates Verschwinden jährt sich bald zum 7. Mal und Marina könnte ihn dann offiziell für tot erklären lassen. Ihre Stelle als Lehrerin und die Organisation des Wachdienstes füllen Marina aus. Woanders als in ihrem kleinen Cottage mit Meerblick konnte ich mir die junge Frau nur schwer vorstellen. Zwei Besucher versetzen die Idylle an der cornischen Küste in Aufruhr. Marinas Cousine Tiff hat durch eine fiese Intrige (ausgerechnet durch ihren Lover) ihre Stelle als Journalistin verloren und wird bei Marina wohnen, während sie als freie Mitarbeiterin für ein lokales Blatt arbeitet. Wenn Marina gewusst hätte, dass Tiff ihren Lebensunterhalt teils damit bestreitet, Ideen zu Cornwall-Themen an eine Kollegin zu verkaufen, wäre sie vermutlich weniger gastfreundlich gewesen. Direkt bei ihrer Ankunft fällt Tiff ein paar Urgesteinen Porthmellows vor die Füße, um kurz darauf Marinas riesenhaftem und ungeheuer attraktivem Nachbarn Dirk über den Weg zu laufen. Als Bootsmechaniker ist Dirk unentbehrliches Teammitglied der Wave Watchers. Marinas Fürsorglichkeit weckt dagegen ein geheimnisvoll verschlossener Neubürger, der aus Schottland zugezogen ist und in Porthmellow ein traumatisches Erlebnis verarbeiten will. Zwei denkbare Paare haben nun zahlreiche Missverständnisse zu überwinden, ehe sich an eine Beziehung auch nur denken lässt. Tiffs Organisationtalent ist beim Fundraising für die Wave Watchers hochwillkommen und auch der trainierte Lachlan wird von der hilfsbereiten Truppe mit offenen Armen empfangen. In Phillippa Ashleys Romanen über Licht und Schatten in kleinen Dorfgemeinschaften schwingt stets die Frage mit, wie Touristenorte funktionieren, wenn die Sommergäste abgereist sind, und ob die Geschäfte in der Saison genug einbringen, um das restliche Jahr davon zu leben. Menschen wie Dirk werden überall gebraucht, Tiffs journalistische Auftragsarbeiten werden sie jedoch auf die Dauer nicht ernähren. Streckenweise vorhersehbar, müssen allerlei Hindernisse überwunden werden, ehe die gegensätzlichen Cousinen ihr Glück finden können. Wer sich am Blick von Marinas kleiner Terrasse auf ihren üppig blühenden Garten und das Meer vor der cornischen Küste erfreuen kann, wird gern zu einem weiteren, unabhängig zu lesenden Abenteuer aus Porthmellow greifen.

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