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bibliomarie

Posted on 18.6.2021

Max Saxinger war Unterfilzbachs Garant für delikaten Pressack, gschmackigen Leberkäse und Grillwürste zum Niederknien. Doch nun hat er die Seiten gewechselt und wie viele Konvertiten ist er gleich ins Extrem gesprungen. Er wurde zum Veganer und Tierschützer und schreckt auch vor grenzwertigen Aktionen nicht zurück um seine Umwelt zu missionieren. Auch als „Kuhflüsterer“ hat er sich einen Namen gemacht, sehr zum Ärger der örtlichen Tierärztin, die nun in ihrer leeren Praxis sitzt. Doch beim Bummerl, dem preisgekrönten Zuchtstier des Huberbauern ist was schiefgegangen. Denn am nächsten Morgen liegen Stier und Max tot im Stall. Hansi Scharnagl vom örtlichen Bauhof, bereits als Detektiv erprobt, ist sich sicher, dass man diesen schwierigen Fall nicht dem zuständigen Kommissar Dietl überlassen kann. Allerdings hat es auch Hansi nicht einfach, der Verdächtigenliste ist ellenlang und nebenbei muss er ja schließlich auch noch das Dorfgrün kurz halten und sein Filius gibt Anlass zur väterlichen Sorge. In Unterfilzbach geht es nicht unbedingt sehr feinsinnig zu. So deftig wie das Essen, so derb auch manche Sprüche. Eva Adam hat das auch in ihrem vierten Niederbayern-Krimi wieder sehr gekonnt in Szene gesetzt. Ein genauerer Blick auf das Titelbild lohnt auf alle Fälle. Es macht wirklich Spaß den tollpatschigen Hansi bei seinen „Ermittlungen“ zu begleiten. Er hält sich zwar für einen würdigen Nachfolger von Sherlock, aber mit dieser Einschätzung steht er allein. Er braucht schon seine geduldige Ehefrau Bettina oder Freund Sepp, die ihm auf die Sprünge helfen. Ein typischer Humorkrimi, der auch mit und durch den Dialekt und die urig-kauzig, ein wenig überzeichneten, Niederbayern lebt. Die Gagdichte ist wirklich unglaublich hoch und über die Einfälle der Autorin bin ich immer wieder erstaunt. So manch ein Bild war mir fast zu drastisch, aber das Gesamtpaket stimmt. Eva Adam hat einen witzigen Figurenkosmos erschaffen - man meint so eine Berta auch aus dem Nachbardorf zu kennen - auch die besorgte Ehefrau Bettina, die doch nur das Beste für ihren Hans will und ihn jedes Mal wieder in eine peinliche Situation bringt, das ist Kopfkino! Auch ihre kleinen Nebengeschichten sind gelungen und witzig. So heißt das Hausschwein des Wirts „Schweinsteiger“ und der Hofhund des Getränkehändlers hat den passenden Namen „Paulaner“. Auf alle Fälle hat mich die „Fleischeslust in Unterfilzbach“ wieder köstlich unterhalten und gegen ein Pressack-Carpaccio hätte auch nichts.

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