schnaeppchenjaegerin
Kurz nachdem der Berliner Hauptkommissar Philip Goldberg in dem kleinen norddeutschen Örtchen Kophusen seinen Dienst angetreten hat, meldet sich die herrische Obsthofbesitzerin Hilde Deterding auf dem Revier und behauptet, dass ihr Ehemann sie töten möchte. Besagter Ehemann ist allerdings seit drei Jahren tot und eingeäschert auf dem Friedhof, weshalb die Polizisten Hauke Thomsen und Peter Brandt Frau Deterding im Gegensatz zu Goldberg, der Paranormalem nicht ganz abgeneigt ist, nicht ernst nehmen. Als dann jedoch ihr Hund mit Rattengift getötet und wenig später ihr geliebtes Steiff-Stoffschaf Mia geschändet in ihrem Schlafzimmer aufgefunden wird, wird der Fall auch für die Provinzpolizisten interessant, die ihren neuen Vorgesetzten zwar etwas merkwürdig finden, sich aber mit Elan zusammen mit Goldberg an die Ermittlungen begeben. "Elbschuld" ist ein unterhaltsamer Regionalkrimi, bei dem der Klappentext schon viel verrät und bei dem durch den Titel bereits angenommen werden kann, dass sich jemand an Hilde Deterding rächen möchte. Die Lage für die ältere Dame, die fest davon überzeugt ist, dass ihr toter Ehemann ihr nach dem Leben trachtet, wird zunehmend bedrohlicher. Goldbergs Anliegen ist es, tunlichst einen Mord in dem beschaulichen Dorf zu vermeiden und aufzuklären, wer für die geschmacklosen Aktionen verantwortlich ist, die Hilde Deterding als verrückt darstellen oder ins Grab bringen sollen. Als Motiv kommt Bereicherung in Frage, aber kann es wirklich so offensichtlich sein, dass ihre Erben sie vorzeitig unter der Erde sehen wollen? Und was hat es mit dem dubiosen Hausangestellten auf sich, dem Frau Deterding blind vertraut? Je tiefer Goldberg und seine Kollegen ermitteln, desto mehr Personen kommen als potenzielle Täter oder Involvierte in Frage. "Elbschuld" ist der Auftakt einer inzwischen fünfteiligen Buchreihe um den frisch nach Kophusen versetzten Hauptkommissar und Kaffee-Gourmet Goldberg, über dessen persönlichen Hintergrund man zunächst nur wenig erfährt und schon damit Potenzial für weitere Bände schafft. Der Fall ist zu Beginn mysteriös, die Ermittlungen facettenreich und interessant abwechselnd aus den Perspektiven aller drei Polizisten geschildert. Der Roman konzentriert sich ganz auf die Auflösung des Falls ohne sich mit dem Privatleben der Ermittler aufzuhalten. Diese wirken durch ihre kleinen Fehler menschlich und sympathisch und passen in das kleine Nest Kophusen, in dem jeder jeden kennt. Durch die Streitigkeiten, die innerhalb der Familie Deterding herrschen, wird der Fall zunehmend spannender, denn Frau Deterding wurde von ihren Kindern nie als liebende Mutter empfunden, verbirgt ein Geheimnis und hat damit Schuld auf sich geladen, was den Hass unter den Beteiligten geschürt hat. Am Ende ging es mir mit der Auflösung etwas zu schnell, da die Zusammenhänge nur sehr knapp beschrieben wurden und vielleicht auch deshalb etwas konstruiert wirkten. Dennoch ist "Elbschuld" ein solider, unblutiger Kriminalfall, der zwar nicht für Nervenkitzel sorgt, aber durchaus spannend geschildert ist und für vergnügliche Lesestunden sorgt.