Bücher in meiner Hand
Mit "Bretonische Idylle" feiert die Krimiserie um George Dupin den 10. Geburtstag. Oder anders gesagt: das zehnjährige Dienstjubiläum an seiner nun nicht mehr neuen Arbeitsstelle in der Bretagne. Wer erinnert sich auch noch an den ersten Band, als George strafversetzt wurde und neu beginnen musste? Sein eigenwilliges Ermitteln ist mittlerweile für seine Untergebenen ganz normal geworden. Dass er nur mit Café im Blut richtig nachdenken kann und ab und an seine Ruhe braucht um sich Notizen zum jeweils aktuellen Fall zu machen, ist schon fast normaler Alltag. Auch ist jedem bekannt, dass George nicht gerne Schiff fährt. Doch dies muss Dupin in seinem zehnten Fall, einige Tage vor dem grossen Fest, erneut tun. Hinüber auf die Belle-Île geht es kaum anders. Der an einem schönen Morgen aufgefundene Tote stammt von dort. Patric Provost, Schafzüchter von der schönen Insel, hat die Belle-Île nur einmal jährlich verlassen, zum Geburtstag seines Onkels. Genau diesen Tag hat der Mörder erwischt - bewusst oder zufällig? Patric war bei allen unbeliebt. Es gibt keinen, der ihn mochte, nicht mal sein Onkel. Alle innovativen Ideen der Inselbewohner hat Patric sabotiert. Er war niemandes Freund, ein schlechter Arbeitgeber und ein Nein-Sager, der niemandem etwas gönnte oder auch nur zwei Zentimeter entgegen kam. In diesem Umfeld ermittelt Dupin mit seinem Team, unterstützt vom Insel-Commandant Cosqueric. Rival stammt von der Insel und hat Heimvorteil. Er erzählt wie immer bretonische Sagen, diesmal solche, die sich um die Belle-Île ranken. Nolwenn hingegen lässt keine Anrufe an Dupin vergehen, ohne ihm nicht noch mindestens einen bretonischen Sätze abzuverlangen. Zusammen mit dem Team erleben die Leser die Belle-Île, und wie so oft beim Lesern der Dupin-Bände, bekommt man sofort Lust, den Schauplatz zu besuchen. Ein Café oder Whisky im Garten des Goulou zu trinken oder ein Essen beim Leuchtturm, bei dem auch Vegetarier in Versuchung geraden könnten, das berühmte Salzlamm der Insel zu degustieren und dabei über die Möglichkeit einer autarken Energiegewinnung zu diskutieren. Dieser Fall ist interessant, obwohl ich mir bald sicher war, wie er ausgehen wird. Bis dahin passiert aber noch einiges Unvorhergesehenes und wie immer ist das Ermittlungs- und Erzähl-Tempo extrem hoch. Apropos Erzählen: einige Verdächtige würde man am liebsten knebeln, damit sie nicht so viel reden, Madame Corbel zum Beispiel. Riwal ist fast schon stumm dagegen. Mir hat es Spass gemacht, Dupin und sein Team bei ihrem Jubiläum zu begleiten. Den Fall hab ich in weniger Tagen ausgelesen, als er gelöst wurde. Ich staunte dabei über einige tolle Ideen betreffend Alibiüberprüfungen, und freue mich, wenn der nächste Fall - hoffentlich ohne Schifffahrt für Dupin - ansteht. Fazit: Mit "Bretonische Idylle" feiert die Serie ein würdiges Jubiläum! 4 Punkte.