Fina
Gestaltung: Das Cover der deutschen Ausgabe hat mich direkt angesprochen. Ich mag insbesondere die Schriftart sehr gerne, und die ansonsten schlichte Farbwahl mit den Rosen als Hingucker. Doch auch das Originalcover finde ich richtig klasse, weil für mich das Karussellpferd noch ein treffenderes Symbol für die Freizeitpark- und Jahrmarktatmosphäre ist. Beide Designs sind äußerst gelungen und stellen einen guten Bezug zum Inhalt her. Darum geht's: Zehn Jugendliche erhalten eine mysteriöse Einladung zum Treffpunkt des verlassenen Freizeitparks am Portgrave Pier. Jede Einladung sieht anders aus und spielt auf ein Geheimnis an, das jeder Jugendliche wie seinen Augapfel hütet. Doch erst mal auf dem Gelände angekommen, werden sie vom Festland getrennt und eine Psycho-Treibjagd beginnt, bei der nur die Geheimnisse der Jugendliche für Erlösung sorgen können. Wer wird überleben? Idee/Umsetzung: Der Titel ließ mich einen Psychothriller mit Highschool Setting erahnen, in dem insbesondere Mädchen die Hauptrolle spielen. Das hat mich von Anfang an auf den Holzweg geführt. "Good girls die first" ist viel mehr ein Horrorthriller mit mysteriösen Vorkommnissen, bei denen ich mir nie so ganz sicher war, ob es sich um Halluzinationen oder übernatürliche Elemente handelt. Geheimnisse spielen eine tragende Rolle und das Machtspiel, diese für sich zu behalten oder aus den anderen herauszubekommen. Außerdem geht es nicht nur um Mädchen, denn unsere Protagonisten sind zehn an der Zahl und setzen sich aus sechs Mädchen und vier Jungen zusammen. Deshalb finde ich den Titel tatsächlich etwas irreführend und hätte vielleicht etwas mit "Geheimnissen" oder "Gestehen" im Titel passender gefunden. Was mich direkt total geflasht hat, war die Ausgangsidee. Ich finde solche geheimnisvollen Einladungen ohne Absender total spannend, weil man sich natürlich direkt fragt, wer der Fädenzieher im Hintergrund ist. Zudem ist dieses Setting hier einfach genial. Zu gern hätte ich eine Verfilmung davon, allein um diesen heruntergekommenen Freizeitpark in seiner ganzen vergangenen Pracht zu bewundern - ich finde sowas total gruselig. Ich habe mich häufig an Coney Island erinnert gefühlt und hatte die Fahrgeschäfte, die ausgebrannten Gebäude und Attraktionen der vorherigen Jahrzehnte direkt vor Augen. Somit war die Ausgangsidee der Geschichte für mich voller Potenzial und ich habe mich total drauf gefreut weiterzulesen. Doch recht schnell kamen einige Kritikpunkte auf, die es mir etwas schwer gemacht haben, der Geschichte zu folgen. Einerseits war das die große Anzahl an Hauptfiguren. Es kommen insgesamt zehn Jugendliche zusammen, die sich alle mehr oder weniger kennen und eine tragende Rolle spielen. Ich kann mir Namen sowieso immer recht schwer merken und hier waren es direkt so viele wichtige Charaktere, dass ich es manchmal sehr "wuselig" fand und mit den Namen durcheinanderkam. In meinen Augen hätten 5 oder 6 Protagonisten ausgereicht. Insgesamt waren die Figuren nicht allzu klischeehaft gezeichnet und haben mir gut gefallen, aber ich konnte nur schwerlich eine Bindung zu viele aufbauen, nicht zuletzt, da einige recht schnell starben. Der Fokus liegt auf der Fotografin Ava, die mich gut durch die Geschichte geleitet hat. Die Erzählweise der Autorin war wirklich außergewöhnlich. Sobald die Figuren auf der Halbinsel sind, die nur durch den Steg mit dem Festland verbunden scheint, geriet alles irgendwie außer Kontrolle. Kathryn Foxfield spielt sehr stark mit Halluzinationen, Filmrissen und der Frage, was überhaupt real ist und was nicht. Rückblickend würde ich einzelne Facetten der Geschichte schon als übernatürlich bezeichnen, obwohl auch Drogen vorkommen und verzerrte Wahrnehmungen der Realität nicht ausgeschlossen sind. Es gibt häufige Sprünge, ich wusste nie, welche Tages- oder Nachtzeit ist, da auch die Charaktere Erinnerungslücken haben und Ereignisse bruchstückhaft geschildert werden. Dadurch ist alles irgendwie etwas surreal und auch anstrengend zu verfolgen. Geschehnisse passieren rasant hintereinander, aber statt der gewünschten Spannung hat das bei mir eher zu Verwirrung gefühlt, es war ein bisschen zu viel von allem. Ende: Die Auflösung am Ende, wieso die Jugendlichen auf das Gelände gelockt wurden und wer hinter alldem steckt, war für mich recht zufriedenstellend. Die Idee war originell, zwischendurch kam durchaus auch Gruselstimmung auf. Das Buch zeigt auch, dass es nicht immer das klassische Happy End braucht, um eine Geschichte spannend zu Ende zu führen, und dennoch wurden alle Fragen beantwortet und Zusammenhänge aufgeklärt. Fazit: Kathryn Foxfield hat hier eine Geschichte mit unheimlich viel Potenzial geschrieben, das in meinen Augen leider nicht voll ausgeschöpft wurde. Für mich waren es letztendlich ein paar Figuren zu viel und zu viel Sprunghaftigkeit im Ablauf der Geschichte, weshalb die Spannung manchmal ausblieb. Positiv möchte ich unbedingt herausstellen, dass es endlich mehr Horrorthriller für Jugendliche gibt, und dieser hier mit einem schön-schaurigen Freizeitpark Setting und originellen Mystery Elementen punktet. Für mich siedelt er sich insgesamt im Mittelfeld an, kann aber durchaus für gruselige Lesemomente sorgen und Horrorfans begeistern.