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Buchhandlung Almut Schmidt Kiel

Posted on 11.6.2021

„Dave“ wirkt wie ein irrer Ritt in der REM-Phase. Ein tolles Buch über künstliche Intelligenz, Daten, Bewusstsein und deren Deutung und Bedeutung. Der Protagonist wird als Blaupause für die Datenlücken innerhalb der Datenströme einer zu erschaffenden künstlichen Intelligenz benutzt. Eine Maschine, die menschliches Bewusstsein simuliert, nein sogar menschlich werden soll. Reichen dafür Daten und pure Informationen? Was benötigt also eine solche Maschine und wer könnte an so einer Entwicklung ein Interesse haben? Der Mensch als kleiner Gott erschafft Leben, das sein eigenes vereinfachen soll. Aber birgt dies nicht die eigentliche Gefahr? Die künstliche Intelligenz in Welten der Science-Fiction-Literatur hat oft negative Auswirkungen auf die Menschheit. Science-Fiction, Literatur, Wissenschaft und viele andere Quellen und Anspielungen tauchen in diesem Roman auf. Der Held in „DAVE“ ist Syz, der in einer abgeriegelten Büro- und Laborwelt als Programmierer tätig ist. Ein Komplex, der sich von der Außenwelt abgeschirmt hat und alles innerhalb seines Kosmos, vom Karrierestatus abhängig, auch zu bieten hat. Syz schläft wenig und die Nahrung wird nur zweckdienlich aufgenommen, um schnellstmöglich wieder am Computer zu sitzen. Für alle, die dort tätig sind, ist es ein Abtauchen in die Datenströme, die DAVE füttern und zum Leben erwecken sollen. DAVE ist eine künstliche Intelligenz, die auch durch einige kleine Testphasen gegangen ist, aber noch lange nicht fertig programmiert ist. Doch waren die Testphasen auch immer mit Störungen versehen und es kommt gleich am Anfang des Romans zu einer enormen Überhitzung, die manche Etagen fast in Brand gesetzt hätte. Syz lebt für seine Arbeit, hat sich auch bereits mehrfach um eine Beförderung bemüht, die aber immer wieder abgelehnt wurde. Es sind einfach zu viele Menschen im Labor tätig. Wir lernen Syz kennen, als er eine Ärztin die Räumlichkeiten zeigen soll und er seit langem wieder mehr Interesse am Menschen entwickelt als an der Maschine. Durch Schlafmangel wirkt es, als würden die Szenerien langsam konturlos werden und Syz wird nach anstrengendem Schichtdienst auch während seines Kurzschlafes in die Machtzentrale entführt. Hier wird ihm ein Karrieresprung angeboten, der sein weiteres Tun sehr beeinflussen wird. Nicht seine Programmierfähigkeiten sollen DAVE wachsen lassen, sondern seine Menschlichkeit. Ab diesem Moment wird Syz Welt surrealer und er kann seinen Erinnerungen und Erlebnissen nicht ganz trauen. Kann er überhaupt jemanden trauen? Wer hat Interesse an DAVE, an ihm und an dem ganzen Bewusstsein? Bündelt sich die finale Apotheose tatsächlich in DAVE? Ein großartiger Lesespaß, der über unsere Geschichte und Entwicklung philosophiert. Das teilweise Offensichtliche bleibt dennoch stets spannend und das ganze Buch ist voller kluger, witziger und grotesker Ideen. Leben wir nicht auch in einer Gesellschaft, die nicht die Computer menschenförmig, sondern die Menschen computerförmig machen möchte? Ein Roman, der wie das Werk von M.C. Escher, voller Paradoxen ist. Ein kluges, irres Buch, das wichtige Themen unterhaltsam anspricht und durchdringt. Um aus dem Buch zu zitieren: „Jetzt DAVE, jetzt DAVE, jetzt DAVE!“ Also: jetzt DAVE lesen! DAVE lesen! DAVE lesen!

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