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anastasia_b

Posted on 11.6.2021

Seit nun über 30 Jahren gibt keine Menschen auf der Welt. Niemand führt mehr Kriege, keiner verübt Verbrechen und auch die globale Umweltkatastrophe ist abgewendet. Stattdessen bevölkern Roboter den Planeten. Jeder Einzelne von ihnen wurde zu einem bestimmten Zweck konstruiert, jeder ist ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Daran erinnert der PRAES1DENT der Maschinen täglich in einer feierlichen Ansprache. „Ein Roboter teilt alles mit dem Schwarm. Ein Roboter hat keine Geheimnisse.“ Außerdem führt er regelmäßig auf, wie rücksichtslos/unberechenbar/eitel/unersättlich die Menschen einst waren. Jede Maschine ob groß oder klein, soll wissen, wie die wahre Natur des Menschen war und warum sie nie wieder Der Roboter XR_935 hat daran keinen Zweifel, dass Menschen nicht gut sind, bis er ganz unverhofft auf einen trifft. Ein Mädchen, dass sein komplettes Platinengehirn auf den Kopf stellt. Doch kann eine Maschine, die auf ein bestimmtes Verhalten programmiert ist, selbstständig eine Entscheidung treffen? Kann ein Roboter träumen? Eine Zeit, in der Maschinen die Weltherrschaft übernehmen – die Idee ist gewiss nicht neu. Doch diese Thematik in ein Kinderbuch zu verpacken, finde ich dann doch sehr außergewöhnlich. Da war ich als einer der größten Sci-Fi-Fans natürlich sofort Feuer und Flamme, als ich den Titel in der Münchner Merkur entdeckt habe. (die übrigens immer wieder großartige Buchtipps raushauen) „Roboter träumen nicht“ von Lee Bacon zeigt eindrucksvoll, wie intelligent, tiefgründig und dennoch wohltuend Kinderliteratur sein kann, auch wenn man durchaus ernste, gesellschaftskritische Aspekte aufgreift. Dass die Menschheit von Robotern ausgelöscht wird, ist wohl ein recht rabiater Gedanke. Sollten sich also Kinder überhaupt damit auseinandersetzen? Warum denn nicht? Genau das ist es, was ich an Science-Fiction so sehr liebe. Wir können in eine fiktive Zukunftswelt blicken, uns mancher Fehler bewusst werden, ohne mit den bereits endgültigen Konsequenzen leben zu müssen. Ich finde, der Lebensstil vieler Menschen sollte auch von jungen Lesern hinterfragt werden dürfen. Denn in gewisser Weise führt es doch auf genau das hinaus, dass wir mit unserem Konsumverhalten und unserem Egoismus unseren Planeten zerstören und über kurz oder lang auf ein ähnliches Szenarium zusteuern. Das Ende wird vermutlich nicht in einer Roboterhand liegen, aber wir können durchaus mit unseren Kindern darüber sprechen, dass wir in vielerlei Hinsichten eine grundlegende Veränderung brauchen. Dass die Komfortzone mancher Leute untragbare Dimensionen einnimmt und es für alles eine Grenze gibt. Geben muss! Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass Kinder viel vernünftiger, mutiger und konkreter auf bestimmte Probleme eingehen können und durchaus in der Lage sind, etwas zu verändern. Und genau das passiert in diesem Buch. Letztendlich ist es ein Mädchen, das mit ihrer Herzlichkeit und ihrer unbeirrbaren Entschlossenheit die Wende für die Menschlichkeit hinter der Metallbrust bringt. Die schwarz-weiß Illustrationen von Nathalie Kranich setzen diesem absolut lesenswerten Buch das Krönchen auf. Übersetzt wurde die Geschichte aus dem Amerikanischen von Ulrich Thiele, erschienen im Loewe Verlag.

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