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Seine Familie sucht man sich nicht aus. Man wird hineingeboren – in eine Welt, in der man sich vielleicht sogar fehl am Platz fühlt. So geht es zumindest Jule und Benni – zwei junge Menschen, die sich nicht kennen, aber doch irgendwie miteinander verbunden sind. Nicht nur, dass sie die Leidenschaft zu besonderen Worten teilen, beide haben es auch zu Hause nicht wirklich leicht. Jules Familie hat keinerlei Verständnis für ihre vegane Ernährung, auch haben sie eine völlig verschobene Weltanschauung. Und dann ist da noch der neue, gruselige Freund ihres Bruders, der offensichtlich der rechten Szene angehört. Im Gegensatz zu Jule hat Benni ein sehr enges Verhältnis zu seiner streng gläubigen Mutter. Zumindest auf den ersten Blick, denn in seinem Inneren sieht es ganz anders aus. Die Fesseln, die ihm seine Mutter nach einem Ereignis umgelegt hat, geben ihm kaum Luft zum Atmen. Erst als sich Jule und Benni begegnen, wird ihnen klar, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind. Aber werden sie den Mut aufbringen, sich von ihren Fesseln zu lösen? ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ „Mein Leben als lexikalische Lücke“ von Kyra Groh ist ein unglaublich kluger und einfühlsamer Jugendroman. Alle Charaktere sind so herrlich lebendig und echt. Die Geschichte behandelt so viele wichtige Themen, die aus unserer Zeit einfach nicht mehr wegzudenken sind. Umweltschutz, Alltagsrassismus, soziale Medien und so vieles mehr. Auch die zarte Annäherung von Jule und Benni hat mir sehr gut gefallen. Denn meiner Meinung nach gibt es im Jugendbereich viel zu wenige solcher Geschichten, die berühren und ans Herz gehen, fernab jeglicher toxischer Gesinnung. Besonders beeindruckend fand ich die Liebe zum Detail in der Sprache. Nach 448 Seiten habe ich so viel dazugelernt - und das absolut leichtfüßig, ohne Längen und unnötiges Ausschweifen. Meine lexikalische Lücke hat sich hier wieder und wieder geschlossen. Das Buch werde ich auf jeden Fall für meine Tochter aufbewahren, denn (um es in Bennis Worten zu sagen): „Es ist großartig!“