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mabuerele

Posted on 8.6.2021

„...Wir brauchen dich in diesem Kampf. Zehn Jahre haben nur Männer geführt und verloren...“ Mit diesen Worten wird Margarete von Florimond de Vaillac begrüßt. Sie ist gerade in seinem Chateau angekommen. Margarete ist Witwe und Übersetzerin. Im Jahre 1582 wird sie aber auch als Spionin der katholischen Liga gegen die Calvinisten gebraucht. Zur gleichen Zeit unterrichtet in Pforta bei Naumburg Jacob Greve. Der junge Mann ist nicht nur sprachbegabt, sondern auch Synästhetiker. Er verknüpft Sprache mit Farben. Probleme allerdings macht ihm sein überempfindliches Gehör. Außerdem verursachen ihm Sprachfehler anderer Schmerzen. Die Autorin hat einen spannenden und sprachgewaltigen historischen Roman geschrieben. Sprachgewaltig bedeutet hier zweierlei. Einerseits spielen Sprachen im Buch eine herausragende Rolle, andererseits ist der Sprachstil entsprechend ausgefeilt. Die Personen werden gut charakterisiert. Margarete muss als Frau wesentlich mehr leisten als die Männer, um anerkannt zu werden. Trotz ihrer Erfolge aber nimmt sie nicht jeder für voll. Jacob verlässt Pforta. Sein Weg führt ihn nach England, zu dem Hofastronomen John Dee. Der hat angeblich ein Buch, dass Hinweise auf die Sprache der Schöpfung enthält. „...In dieser Sprache liegt eine ungeheure Macht. Sie hat Schöpferkraft. Was man in ihr sagt, entsteht, genauso wie bei der Erschaffung der Welt...“ Mit Jacob darf ich quer durch Europa reisen. Dabei begegne ich mancher Persönlichkeit der Zeit, sei es ein Drucker in Amsterdam oder dem Chef des englischen Geheimdienstes. Das Buch zeichnet sich nicht nur durch eine spannende Handlung und vielfältige Informationen über die Sprachen und die damaligen Rätsel der Kryptologie, sondern auch durch exakte Recherchen der Autorin aus. Dabei klingen Problem an, die sich auch in späteren Jahrhunderten durch die Weltgeschichte ziehen. Während Margarete als Frau um Anerkennung kämpft, gilt Jacob ob seiner Begabungen als Außenseiter. Das kann für ihn lebensgefährlich werden. Selbst zur damaligen Zeit gab es Menschen, die kritisch auf die Religionskriege gesehen haben. So äußert ein Kaufmann: „...Für den Handel sind die Religionsstreitereien ein Elend. Es ist doch viel eleganter, mit dne Katholiken Geschäfte zu machen, statt sie zu bekriegen...“ Margaretes Lehrer Élie Vinet hatte das einmal so formuliert: „...Wer mit dem Schwert für seinen Glauben streitet, dem geht es nicht um Gott, […] sondern um Macht und Besitz...“ Bei Dee lernt Jacob Giordano Bruno kennen. Der aber nimmt den sächsischen Lehrer nicht für voll und glaubt, mit ihm leichtes Spiel zu haben. „...Es ist nicht schwierig, unbesiegbar zu sein, wenn man siech nie auf einen Wettstreit einlässt…“ Nach dem Wettkampf aber führt Jacobs aus England zu Margarete, denn in deren Heimat ist die Pfeifsprache der Hirten etwas Besonderes. Auch ihr wird Verbindung zur Ursprache nachgesagt. Ein ausführlicher Anhang zu historischen und faktischen Details und ein Personenverzeichnis ergänzen das Buch. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie war gespickt mit interessanten Fakten zu Sprachen und Kryptologie.

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