thrillerleser
Lu arbeitet als Anwältin in einer renommierten Berliner Kanzlei und gilt in der Familie als Workaholic. Die Nachricht, dass ihr Bruder Pip bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, wirft sie völlig aus der Bahn. Die Trauer treibt sie nach Klein - Wiesental, in die Gartenlaube ihres Bruders. Lu beginnt den dazugehörenden Garten zu bewirtschaften und erkennt, dass es Wichtigeres im Leben gibt, als Karriere und Beruf. Der Titel „Ein Garten für zwei“ suggeriert eine Liebesgeschichte. Doch dieses Buch ist kein klassischer Liebesroman, denn erst zum Schluss wird es romantisch und gefühlvoll. Ich muss gestehen, dass ich lange ahnungslos war, in welche Richtung es Punkto Liebe geht. Einerseits habe ich es nicht kommen sehen, andererseits läuft so viel in der Geschichte, dass dieses Thema sekundär war. Die Geschichte dreht sich viel mehr rund um die Frage, was wichtig ist im Leben, Trauer, die allmächtige Pharmaindustrie, gärtnerische Freuden und ist auch sehr kritisch gegenüber Umweltverschmutzung durch Pestizide. Gerade letzteres hat mir unheimlich gefallen, denn die Autorin hat Beispiele in die Handlung eingeflochten, die es in sich haben. Es wird zum Beispiel verdeutlicht, wie die umliegende Natur leidet, wenn im Grossanbau Raps gezüchtet wird. Sehr eindrücklich sind auch die Beschreibungen rund um das Geschehen im Schrebergarten. Die Handlung zieht Themen mit sich, wie Wissenswertes rund um Heilpflanzen, die Naturheilkunde und Nützlinge und Schädlinge im Garten. Es ist sehr fesselnd zu erfahren, wie Lu, nach dem Tod ihres Bruders Pip, seine Laube übernimmt und nach und nach lernt, wie man Gartenbau ökologisch betreiben kann. Lu macht eine enorme Entwicklung durch. Ich gestehe, dass sie mir auf den ersten Seiten des Buches sehr unsympathisch war. Näher ist sie mir gekommen, als sie um ihren Bruder Pip trauert. Hier stellt sie sich tiefgründige Fragen über den Sinn des Lebens und das Leben nach dem Tod. Restlos begeistert hat mich die Figur, als sie das Zepter in und rund um die Laube übernimmt. Sie wird zu einer starken und sehr authentischen Figur! Emma Rosenberg hat es geschafft, mich völlig zu fesseln und zu überraschen. Dies mit einer tiefgründigen Handlung, die mich nachdenklich gestimmt hat. Gerade die Thematik rund um Pestizide in der Gartenbewirtschaftung und Landwirtschaft ist ja hochaktuell und so hat die Autorin den Nerv der Zeit getroffen…und zwar mitten ins Schwarze! Doch auch die Frage nach dem Sinn des Lebens hat eine aufrüttelnde Wirkung. Warum nicht vermehrt, dem Gras beim Wachsen zu sehen, statt durch das Leben zu hetzen?