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throughsioux_books

Posted on 7.6.2021

Schreibstil: Der Schreibstil der beiden gefiel mir schonmal richtig gut. Es war locker und flockig geschrieben, die Szenen hatten immer genau die richtige Länge, dadurch wurde man super von der Geschichte mitgenommen, und die Charaktere haben stets sehr schlagfertig geantwortet, was die Story noch extra auflockerte und auch ein wenig Witz mit sich brachte. Meine Meinung: Die Idee des Buches fand ich ja schonmal gut. Für mich versprach der Klappentext definitiv eine sexy, spannende und gut lesbare Geschichte. Ich konnte mir aber auch vorstellen, dass die Vorgabe, aus der diese Situation hervorgeht, problematisch ist und Teil der Geschichte sein muss. Meine Erwartungen wurden auf jeden Fall erfüllt. Aber erst einmal zu den Hauptprotagonisten. Wie bei vielen Büchern diesen Genres, wird die Geschichte aus der Perspektive beider Protas erzählt. Wenn man überlegt, dass Parker sich einen Fake-Freund arrangieren muss, habe ich bei ihr mit einer Frau gerechnet, die besondere Gründe dafür hat, aber auf jeden Fall auch eher zu den zurückhaltenderen Personen gehören muss. Sonst würde sie ja einfach irgendeinen Kumpel fragen. Letztlich war es auch so, Parker hat mich aber dennoch mit ihrem Wesen überrascht. Sie ist der Typ Frau, der weiß, was er will, auf eigenen Beinen stehen will, sich nicht unterbuttern lässt und sich selten auf halbe Sachen einlässt. Mit ihren pfiffigen, schlagfertigen Antworten, mit denen sie beweist, dass der Kerl vor ihr noch so selbstbewusst und gutaussehend sein kann, dennoch aber keine Chance gegen sie hat, hat sie mich sofort von sich überzeugt. Rhys hat keine Chance, denn Parker ist erstaunlich gegensätzlich. Ich habe es wirklich geliebt, über sie zu lesen. Alles was sie tat, hatte Hand und Fuß. Sie machte sich nichts vor und Rhys ebenfalls nicht. Dadurch konnte mich die Geschichte oft mit offen ausgesprochenen Worten überraschen. Rhys wirkt nach außen hin wohl wie ein harter Bad Boy. Ich als Leser habe davon aber so gut wie gar nichts mitbekommen. Es war einzig die Andeutung in Bezug auf andere Charaktere da, die gericht hat, um ihm diesen Charme zu verleihen. Und das genügte mir letztlich auch. Ich hatte meinen Bad Boy (ja ich habe eine Vorliebe für solche Protagonisten), ohne dass er das ganze Programm abspulen musste. Stattdessen bekommen wir es quasi gleich mit dem weichen Kern zu tun. Wie Parker ist Rhys sehr familiär geprägt, trägt dazu noch einen Haufen Verantwortung und stellt sich gerne selbst hinter andere zurück. Man merkte richtig, wie er mit seinen Gefühlen für Parker erstmals an sich dachte und das auf völlig zauberhafte Art. Denn auch er hat ein Faible für ehrliche Worte und so ergeben die beiden letztlich ein Paar, dass miteinander kommuniziert und keine Spielchen spielt. In Bezug auf den Handlungsstrang Lovestory bedeutet das, dass längst nicht so viel Dramatik aufkommt, wie möglich wäre. Dazu gehört auch, dass sich die verzwickte Situation sehr schnell und seicht auflöst. Vielleicht schon für einige zu seicht. An anderen Stellen ist dies ebenfalls der Fall. Wenn man denkt: jetzt kracht es, schaffen es die beiden meist, das Schlimmste zu vermeiden. Einerseits empfand ich die Protas dadurch als recht erwachsen und ich war erleichtert, nicht genervt von ihnen sein zu müssen, andererseits verliert die Geschichte dadurch immer mal wieder ein wenig den Fokus auf die Liebesgeschichte. Beispielsweise hätte Parkers Vergangenheit etwas mehr angesprochen werden können. Aber das ist meckern auf hohem Niveau, denn ich denke, dass man mittlerweile schon an dieses ganze Drama gewöhnt ist und fast stutzig wird, wenn es nicht in Erscheinung tritt. Dazu gehört auch, dass der „Klassenunterschied“ zwischen den beiden zwar zum Thema wird, aber nicht wirklich zum Problem. Die beiden müssen anfangs einfach nur ihre Vorurteile ablegen, während alle anderen Protagonisten dieses Buches dies anscheinend schon getan haben. Gleich von Anfang an spielt hier aber noch ein zweiter Handlungsstrang mit und der betrifft erstaunlicherweise hauptsächlich Rhys. Als ehemaliger Profiboxer zieht er in manchen Situationen mehr Aufmerksamkeit auf sich, als er will und von Parkers Seite aus auch soll. Parkers Chef ist nämlich sehr an ihm interessiert und auf einmal wird es geradezu kriminell. Da passieren echt noch einige Sachen, die ich nicht erwartet hatte und der Geschichte viel Ernsthaftigkeit verleihen. Zudem löst der Strang aber auch bei den Protagonisten Entwicklungen aus, die das Ende letztlich logisch und stimmig machen und auf eine gemeinsame Zukunft der Protas hoffen lässt. Mir hat es auf jeden Fall sehr gefallen, dass durch diesen Chef deutlich wurde, was für einige, speziell weibliche Angestellte auf dem Weg in Führungspositionen, leider Wirklichkeit ist. Man könnte jetzt sagen, dass beide Protas in diesem Buch für ihren Traum kämpfen, Parker kämpft aber wohl hauptsächlich darum, für sich allein anerkannt zu werden und dieser Weg ist ziemlich holprig, wird hier aber deutlich und ihre Entwicklung ist gut nachvollziehbar. Was mir letztlich wohl ein wenig gefehlt hat, waren die wirklich tiefen Emotionen. Wie oben schon erwähnt, ging alles fast schon ein wenig zu einfach. Dadurch sind die Protagonisten natürlich auch nie gezwungen, wirklich füreinander zu kämpfen und machen sich über ihre Gefühle vielleicht nicht die Gedanken, die sich ein Paar macht, dass in tiefe Krisen verwickelt ist. Ich habe es den beiden aber dennoch abgenommen, dass ihre Gefühle echt und tief sind und fand es andererseits auch einfach mal schön, dass das Paar in diesem Buch gemeinsam gegen alles vorgeht und so einen viel längeren Weg vor Augen der Leser beschreitet. Fazit: Ich war durch und durch gefangen von der Story und konnte sie so weglesen. Die Protagonisten waren mir beide sehr sympathisch und es gab genug Handlungsmaterial in der Geschichte, um es zu Entwicklungen kommen zu lassen, die mich manchmal sogar überrascht haben. Kritisieren kann man, wenn man denn möchte, dass die Dramatik hier etwas zu seicht war. Es verlief nichts ins Leere, jedoch vieles recht schnell in eine Lösung. Vielleicht auch etwas ungewohnt in Bezug auf andere Bücher dieses Genres, aber es geht so auch ein wenig Tiefe verloren. Ich habe die Geschichte dennoch sehr sehr gerne gelesen und kann sie empfehlen:) 4 von 5 Sterne von mir.

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