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Der bekannte Krimi-Autor Klaus- Peter Wolf hat mit „Ostfriesenzorn“ den nun mittlerweile fünfzehnten Band seiner Reihe rund um die Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen geschrieben, welche in Norddeutschland spielen. Man kann diese Bücher auch ohne Vorkenntnisse aus bisherigen Bänden lesen. Jedoch finde ich, dass es mehr Spaß macht, wenn man bereits andere Werke aus der Reihe kennt, gewisse Zusammenhänge oder auch charakterliche Entwicklungen ergeben so einfach mehr Sinn. „Ostfriesenzorn“ war nicht mein erstes Buch aus der Feder von Klaus- Peter Wolf. Werke, in denen Ann Kathrin Klaasen als Ermittlerin auftritt, kannte ich schon ein paar, wenn auch nicht alle. Der Klappentext hat sich spannend lesen lassen, war ich doch auch schon auf Langeoog und war daher gespannt, wie der Autor diese tolle Landschaft gekonnt in Szene setzt und dort einen Mord inszeniert. Voller Vorfreude habe ich mich in den neuen Kriminalfall gestürzt. Der Schreibstil von Klaus- Peter Wolf ist, wie ich es bereits aus seinen bisherigen Büchern gewohnt bin, wieder sehr bildhaft und lässt sich auch flüssig lesen. Gekonnt malt Wolf ein Bild von der aktuellen Umgebung. Sodass man dabei das Gefühl hat, dass man selbst auf Langeoog an der Küste oder auf dem nordischen Deich steht und einem dabei der Wind um die Nase weht, man wieder tief und frei atmen kann. Dabei lässt Wolf gekonnt Lokalkolorit einfließen. Man bekommt einen guten Eindruck von den dortigen Umständen und den lokalen Gegebenheiten. Auch wird gekonnt eine dichte Atmosphäre aufgebaut. Man wird zu Beginn direkt in das Geschehen hineingeworfen und wird als Leser dabei auch Zeuge einer bösen Tat. Mir hat der Begriff Upskirting vorher nichts gesagt – dank dieses Buches wurde ich aufgeklärt und mir ist es dabei sofort eiskalt den Rücken runtergelaufen. Allein der Gedanke, dass solche Seiten im Netz existieren, indem Leute – aus welchem Grund auch immer- Frauen zum Freischuss freigeben, dass man ihnen unter die Röcke fotografiert. Wirklich ein schrecklicher Gedanke. Die Charakterdarstellung fand ich hier relativ gelungen. Mir hat das Wechselspiel und auch die Zusammenarbeit von Klaasen, Weller und auch Rupert zugesagt. Auch wenn die Ermittler dabei nicht wirklich die strahlenden Helden sind. Nicht selten vermasseln sie die Situation und hinterlassen dabei kein gutes Licht auf die Polizeiarbeit. Aber wie sie miteinander agiert haben, hat mir gefallen – man bekommt den Eindruck, dass sie bei diesem Fall als Team arbeiten. Man bekommt auch einen guten Einblick in die jeweiligen Charaktere und auch die Gedankengänge der jeweiligen Person werden beleuchtet. Etwas schade fand ich, dass hier das private Umfeld recht intensiv beschrieben wird. Hier wird mir persönlich ein bisschen zu viel Werbung gemacht. Diverse aktuelle Projekte werden mehrmals erwähnt und so rührt der Autor für sich selber und auch für seine Frau ordentlich die Werbetrommel. Mir persönlich war dies etwas zu viel – hier wäre weniger mehr gewesen! Gelungen fand ich hier die Beleuchtung des Serienkillers. Dieser wird vielseitig dargestellt und Wolf weiß es, wie er die Gedankengänge von diesem Charakter spannend darstellen kann. Seite für Seite bekommt man ein genaueres Bild von ihm, seinen Zielen und seine Psyche. Als Leser bekommt man diverse Informationsbrocken, aber dabei wird nichts Genaues verraten, sodass man um die genauen Umstände immer noch miträtseln kann. Interessant fand ich, dass Dr. Sommerfeldt eine wichtige Rolle in diesem Krimi einnimmt. Dieser ist ein Charakter aus einer anderen Kriminalreihe von Klaus- Peter Wolf. Die genauen Umstände, wie er in die Ermittlungsarbeiten eingebunden wird, möchte ich bezweifeln, dass dies im wirklichen Leben auch so funktionieren würde. Aber dafür ist es Unterhaltungslektüre und mit Spannung habe ich seine Passagen gelesen. Ich persönlich hoffe, noch mehr von und über ihn zu lesen. Etwas schade fand ich, dass man keinen wirklichen Einblick in die Polizeiarbeit bekommt. Diese ist mir etwas zu sehr in den Hintergrund gerückt. Manchmal geht es ziemlich schlagartig. Genaue Fortschritte in den Ermittlungsarbeiten werden so gut wie gar nicht diskutiert. Fehlinformationen oder Irrwege eigentlich nicht thematisiert. Oder Sommerfeldt erledigt hier die Arbeit der Polizei und Klaasen geht ihren persönlichen Problemen nach. Auch das Ende konnte mich nicht so ganz überzeugen. Mir persönlich war es zu abrupt. Ein paar Seiten mehr hätten dem Buch meiner Meinung nach hier gutgetan. Insgesamt konnte mich Klaus- Peter Wolf mit „Ostfriesenzorn“ gut unterhalten. Flüssig hat er einen spannenden Kriminalfall erzählt, indem sich das Team rund um Ann Kathrin Klaasen nicht immer im besten Licht präsentiert. Auf Grund ein paar kleinerer Schwächen möchte ich 4 Sterne vergeben.