Letterloves Bücherwunderland
Ich wollte schon länger ein Buch von Jonathan Stroud lesen und bei Scarlett & Browne hat es "Klick" gemacht. Als Fan von Dystopien, dem Wilden Westen und Anti-Helden musste ich das Buch einfach lesen. Und in dieser Hinsicht wurde ich auch nicht enttäuscht. Denn die gesetzlose Scarlett McCain und ihr spezieller Begleiter Albert Browne sind wirklich alles andere als Helden, die sich in der unwirtlichen Welt, zu der England nach der großen Verheerung geworden ist, zurecht finden müssen. Das Jugendbuch war auf jeden Fall sehr abenteuerlich, blutig und teilweise nichts für schwache Nerven. Und doch gab es ein paar Punkte, die meinen Lesefluss etwas getrübt haben. Leider, denn ich hatte mir ein kleines Highlight aus dem Jugendbuch-Sektor erhofft. Aber beginnen wir doch mit den Fakten, die mir wirklich sehr gut gefallen haben. Da wäre zunächst einmal Jonathan Strouds wirklich angenehmer Schreibstil. Ich habe ihn unglaublich gerne gelesen. Der Autor hat mir mit seiner frechen und teils ironischen Art nicht nur einmal ein Lächeln auf die Lippen gezaubert. Die Dialoge zwischen den Protagonisten sind im wahrsten Sinne des Wortes zum Schießen. Scarletts trockener Humor und ihre Schlagfertigkeit haben mich nicht nur einmal herzhaft zum Lachen gebracht. Ich mag sowas ja total gerne! Überhaupt hat mir die Charakterdarstellung sehr gut gefallen. Scarlett und Albert sind alles andere als perfekte Protagonisten. Sie haben Ecken und Kanten und jede Menge - nennen wir es mal eigensinnige - Eigenschaften. Vorallem die toughe Scarlett lebt nach ihren eigenen Gesetzen. Sie streift als Gesetzlose durch die Lande, verdient sich ihren Lebensunterhalt als Bankräuberin und schreckt auch nicht vor hitzigen, oftmals tötlichen Schießereien zurück. Außerdem ist Scarlett eine überzeugte Einzelgängerin. Kein Wunder also, dass ihr Albert, den sie durch Zufall aus einer misslichen Lage rettet, bald ein Klotz am Bein ist. Ich konnte Scarlett auch ein Stück weit verstehen, denn Albert ist wirklich speziell. Er ist sehr anhänglich, wirkt kindlich und naiv und redet ohne Unterlass. Und Albert wird gesucht - tot oder lebendig! Und so beginnt eine wilde und rasante Hetzjagd durch ein zerstörtes England, in dem allerlei Gefahren wie mutierte Tiere und zombieartige Menschen lauern. Ein richtiges Wild West Spektakel, das mich von der Grundidee her bestens unterhalten hat und mich vorallem im letzten Drittel so richtig fesseln konnte. Eine Sache hat mich dann aber doch massiv gestört und diese betrifft vorallem das Worldbuilding. Schauplatz des Geschehens ist England. Allerdings ist es nicht das England, so wie wir es kennen. Irgendetwas ist in der Vergangenheit passiert, was das ganze Land zerstört hat und die Pflanzen- und Tierwelt, aber auch die Menschen, verändert hat. Was genau passiert ist, wird aber nur kurz angedeutet - von der großen Verheerung ist die Sprache. Mir war das einfach zu wenig. Ich hätte mir wirklich mehr Erklärungen dazu gewünscht. Ja, ich hätte diese Informationen gebraucht, um wirklich in der Welt ankommen zu können. So habe ich mich immer nur wie ein Passagier am Rande, dem etwas ganz Wesentliches verschwiegen wird, gefühlt. Genauso hat es sich auch mit Scarletts geheimnisvoller Vergangenheit angefühlt. Ich mochte Scarlett wirklich richtig gerne, aber ein paar mehr Details aus ihrem Leben wären wichtig für mich gewesen, um sie wirklich so richtig verstehen zu können. Das Buch war von der Grundidee wie gesagt großartig, ein bisschen mehr Tiefgang vorallem beim Worldbuilding und den Protagonisten hätten aber nicht geschadet. So bleibt es mir nur zu hoffen, dass die Fortsetzung diese Lücken füllt und die Reihe so doch noch zu einem Highlight werden lässt. Fazit Scarlett & Browne war mein erstes Buch von Jonathan Stroud, welches vorallem durch den sehr angenehmen, herrlich witzigen und teils ironischen Schreibstil des Autors glänzt. Der Autor setzt uns Leser in einem zerstörten England aus, welches dem Wilden Westen alle Ehre macht. Dazu kommen mit Scarlett und Albert zwei Protagonisten, die alles andere als perfekt und heldenhaft sind. Die Grundidee hat mich wirklich überzeugt, die Handlung ist rasant, actiongeladen und teilweise sehr blutig. Leider fehlte es mir vorallem beim Worldbuilding an Tiefe. Ich hätte mehr Ausführungen dazu gebraucht, wie die Welt so unwirktlich und gefahrvoll geworden ist. Da ich mich aber größtenteils gut unterhalten gefühlt habe, bekommt das Buch von mir 4 Herzchen und eine Empfehlung.