nina 🌸
Ein kurzweiliger Highschool-Thriller mit schwächelnder Umsetzung. Zur Geschichte und den Charakteren: Thematisch entspricht dieses Buch genau meinem Genre: ich liebe Highschool-Dramen, Teenie-Thriller und Mystery. "Pretty Little Liars" ist nicht umsonst eine meiner absoluten Lieblingsserien, wobei mich die zugehörigen Bücher leider auch nur teilweise überzeugen konnten. So langsam frage ich mich, ob ich diese Art von Geschichten vielleicht einfach lieber sehe als sie zu lesen, denn auch dieses Buch konnte mich nicht so sehr begeistern wie ich es mir gewünscht hätte... Die Grundidee ist toll und konnte mich auf Anhieb fesseln, aber leider weist die Umsetzung in meinen Augen einige Schwächen auf und zwar in den Bereichen Emotionalität, Charaktertiefe, Spannung und teilweise auch Schlüssigkeit der Handlung. Die Geschichte ist durchaus spannend, aber eben nicht so spannend wie sie es meines Erachtens hätte sein können. Die Storyline konnte mich wie gesagt catchen, aber aktiv hat mich die Handlung dann leider nicht so sehr mitgerissen wie ich es mir gewünscht hätte. Nach dem Tod von Sarah passiert lange Zeit nichts wirklich Aufregendes und die Kapitel beginnen sich immer mehr in die Länge zu ziehen, was in meinen Augen aber auch daran liegt, dass die Charaktere nicht sonderlich interessant sind und kaum eigene Themen zu haben scheinen und wenn doch, werden diese nur geringfügig beschrieben. Warum Jam eigene Kapitel bekommen hat, erschloss sich mir bis zum Ende nicht. Da wären welche aus Piper's Sicht sicherlich aufschlussreicher gewesen... Meiner Meinung nach fehlt es den Charakteren in diesem Buch sehr stark an Persönlichkeit und sie blieben bis zum Ende ziemlich blass. Eigene Themen und Geschichten hätten mehr Schwung in die Kapitel des jeweiligen Charakters bringen können und ihnen zeitgleich mehr Tiefe verliehen - eine wahre Win-Win-Situation, aber leider kam es nicht dazu. Zwischendurch gibt es zwar immer wieder neue Erkenntnisse, aber diese werden leider auch nicht wirklich spannend und schockierend aufbereitet. Man widmet den einzelnen Puzzleteilen einfach zu wenig Zeit. Im weiteren Verlauf der Geschichte baut sich zwar immer mehr Spannung auf, aber vom Hocker gehauen hat mich die große Enthüllung bzw. der Weg dahin trotzdem nicht. Das lag zum einen daran, dass mich die Auflösung nicht überrascht hat, da ich ziemlich schnell habe kommen sehen, wer der:die Täter:in sein würde und zum anderen daran, dass die große Offenbarung recht unspektakulär inszeniert wurde. In meinen Augen ist die gesamte Geschichte ziemlich vorhersehbar und hält nur wenig schockierende Momente bereit, was für einen "Thriller" nicht gerade ideal ist. Ich behielt mit beiden meiner großen Vermutungen Recht. Das Einzige, was mich etwas überraschen konnte war der Tathergang von Sarah's Mörder:in, da ich mir diesbezüglich eine ganz andere Theorie zurechtgelegt hatte. Allerdings ist das wiederum auch nicht ganz so positiv, da ich die Auflösung hier nicht hundertprozentig schlüssig finde. Ich würde den:die Täter:in nur zu gerne noch einmal genauer befragen, da sich in meinen Kopf einige Unstimmigkeiten ergeben haben. Im Gesamten hat mich dieses Buch aber doch recht gut unterhalten und gefesselt. Meine Rezension klingt in meinen Ohren gerade viel negativer als ich es beim Lesen empfunden habe. "Pretty Dead" ist ein kurzweiliger Jugendthriller, der sich perfekt für Zwischendurch eignet und auch von Angsthasen wie mir gut gelesen werden kann, da er eben nicht so brutal und gruselig ist wie beispielsweise ein Buch von Sebastian Fitzek. Die Geschichte wird aus vier verschiedenen Perspektiven in der dritten Person Singular erzählt. Es gibt Kapitel aus der Sicht von Brooke, Chase, Devin und Jam. In meinen Augen schafft diese eher unpersönliche Erzählperspektive hier viel Distanz zwischen Protagonist:innen und Leser:innen, was aber gut und gerne auch von der Autorin so gewollt sein könnte, um möglichst wenig Hinweise darauf zu liefern, ob und wer von ihnen Sarah's Mörder ist. Falls es so gewesen ist, hat es in meinen Augen nur sehr bedingt funktioniert, da mir ziemlich schnell klar war, wer von den vier Jugendlichen als Täter:in in Frage kommt und wer nicht. Wie bereits erwähnt bleiben die Charaktere von Anfang bis Ende ziemlich flach und eindimensional. Ich habe nicht das Gefühl, sie jetzt zu kennen und werde hier auch nicht wie sonst Charakterisierungen vornehmen, da mir einfach nicht wirklich etwas zu den einzelnen Personen einfällt. Ich weiß überhaupt nicht, was für Menschen sie eigentlich sind. Sowohl die Gefühle der Charaktere als auch ihr Handeln waren für mich selten greifbar oder nachvollziehbar. Alle wirken so kalt und berechnend als wären sie frei von jeglichen Emotionen. Der Einzige, der mir einigermaßen sympathisch war ist Devin. Der Rest erschien mir egoistisch und immer auf seinen eigenen Vorteil bedacht. "Jede:r ist sich selbst der Nächste" scheint das Hauptmotto der Figuren hier zu sein. Am schockierendsten finde ich, dass niemand um Sarah trauert. Selbst wenn sie eine totale Zimtzicke war, kann es ihre Freunde doch nicht so sehr kaltlassen, dass sie tot ist. Und dann richten sie auch noch über sie, die kaltblütig ermordet würde, als wären sie selbst so viel besser... ohne Worte. Die Liebesgeschichte konnte mich gar nicht abholen, was ich ziemlich schade fand, da diese ja durchaus Teil des Plot Twists ist und dementsprechend Einfluss auf die gesamte Handlung hat und wie man diese wahrnimmt. Etwas mehr Liebe und Leidenschaft wären mehr als schön und auch hilfreich gewesen, um das Handeln mancher Personen besser nachvollziehen zu können. Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich flüssig lesen und überzeugt mit einer einfachen, schnörkellosen Sprache, welche gut zum Genre passt. Das Buch lässt sich leicht und schnell weglesen, hat dafür aber hinsichtlich Spannung und Gefühl leider auch viel Potenzial verschenkt. Fazit: Ich stehe diesem Buch zwiegespalten gegenüber. Einerseits mag ich die Grundidee und das Genre generell sehr gerne, andererseits hat mich die Umsetzung hier wieder einmal enttäuscht. Die Geschichte hat sich leider einfach nicht annähernd so spannend und fesselnd angefühlt wie sie es hätte tun sollen. Ich wurde weder überrascht und schockiert noch berührt und mitgerissen, was für mich zu Thrillern jeglicher Art einfach dazugehört. Die Charaktere bleiben sehr blass und eindimensional, was sich negativ auf das gesamte Buch auswirkt. Ich habe mich niemandem nahe gefühlt und dementsprechend auch mit niemandem MITgefühlt. Dennoch kann ich nicht behaupten, dass ich dieses Buch nicht gerne gelesen und es mich kein bisschen unterhalten hätte. Also macht euch am besten ein eigenes Bild und geht dabei vielleicht nicht mit allzu hohen Erwartungen an diese Geschichte heran. 2,5 - 3/ 5 Sterne ⭐️