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SternchenBlau

Posted on 1.6.2021

Wir haben uns im Herbst total in „Mementum Monstro“ verliebt und so mussten wir nun auch endlich ein weiteres Buch von Jochen Till lesen. Und mit „Alien Academy“ ist ihm ein toller Einstieg in eine spannende Kinderbuchreihe gelungen. Schon von Anfang an ist alles ziemlich geheimnisvoll: Cody hat sein Gedächtnis verloren, seine Eltern kümmern sich liebevoll um ihn, aber nun steht sein 1. Schultag an, obwohl er sich gar nicht mehr so richtig vorstellen kann, was Schule eigentlich bedeutet. Der gesamte Band spielt innerhalb eines einziges Tages und während diesem wird alles nur noch mysteriöser: Sämtliche neue Mitschüler*innen haben ebenfalls bei einem merkwürdigen Unfall ihr Gedächtnis verloren. Dieses Rätsel hat meinem 9jährigen und mir sehr gut gefallen, einiges wurde uns recht schnell klar, aber es blieben viele weitere Verstrickungen die mein Kind häufig zu ziemlich ziemlich nachdrücklichen „Noch ein Kapitel“-Rufen beim abendlichen Vorlesen verführt hat. Ach ja, so Ende 2. Klasse bzw. in der 3. Klasse lässt sich das Buch von den Kindern schon sehr gut selbst lesen. Gut gefallen hat mir, dass die Auflösung ganz düstere Gefilde vermieden hat. Und so passt dann auch das Worldbuilding sehr stimmig. Die Einfälle von Till sind wirklich so witzig, besonders Spaß hat es mir gemacht, den Namen der Lehrroboter vorzulesen „Knowitall“ und der hat dann auch unserer Lieblingsstelle im ganzen Buch: „Ich hab noch nie einen Schüler verloren. Nur einmal auf einem Ausflug, aber dafür konnte ich nichts, er ist einfach explodiert.“ Genial auch das ganz besondere Klo, von dem aus sich der Unterricht weiterverfolgen lässt. Und der große, riesige beste Freund, der so ganz besondere Eigenschaften hat. Alles in allem also ein klasse Buch und eigentlich ein eindeutiger 5-Sterne-Kandidat. Und mein Sohn und ich freuen uns auch schon auf den nächsten Band. Es gibt aber eine Sache an Buch, das mich stört: Hier findet sich unter dem ganz, ganz großen Cliquenfigureninventar nur eine einzige Mädchenfigur, alle anderen werden männlich angesprochen – selbst die Roboter, die zudem auch klasse nonbinär hätten funktionieren können. Wir haben das Buch im Rahmen einer sehr schönen Leserunde zusammen mit dem Autor gelesen, der meinte, dass er seine Charaktere vorher nie plane: „Mir sind starke Mädchenfiguren immer sehr wichtig, von daher findet sich immer mindestens eine in meinen Büchern.“ So gibt es dann manchmal halt leider auch nur eine einzige Mädchenfigur. (Dazu gibt es auch Studien, die z.B. für Animationsserien nachweisen, dass das Verhältnis dann etwa bei 3:1 nur liegt.) Wenn es nur eine Mädchenfigur gibt, dann liegt das ganze Gewicht der Repräsentanz auf ihr, was dann oft in "starken" Mädchenfiguren mündet. Die Vielfalt der Rollenbilder bleibt dann auf der Strecke. Und bei den ganzen Aliens gibt es dann halt auch keinen BPoC-Charakter. Die Vielfalt bilden die Aliens ab. Meinem Sohn ist das auch aufgefallen und daher war er auch mit den 4 Sternen total einverstanden, auch, wenn wir sonst beide 5 Sterne vergeben hätte. Fazit Sehr witzige Kinderbuch in einer spannenden Welt. Einziger Wehrmutstropfen: Bei einem sehr großen Figureninventar nur eine einzige Frauenfigur, daher ziehe ich leider, leider einen Stern ab. 4 von 5 Sternen.

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