Lenislesestunden
“Die Diskrepanz zwischen dem Leben, das ich führte, und dem, das ich mir wünschte, führte dazu, dass ich mich irgendwann innerlich ganz ausgehöhlt fühlte. Ich hatte immer stärker das Gefühl, etwas in mir zu tragen, das aus mir herausdrängte.” (S. 35) Linus Giese ist ein trans Mann und erzählt in seinem Buch “Ich bin Linus” sehr offen und eindringlich davon, wie es sich anfühlt, sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht zu identifizieren. Er beschreibt seinen Weg hin zu seinem Coming-Out und alles, was damit einherging - Unterstützung, aber auch unverblümter Hass, Bedrohungen im Netz und in der “realen” Welt, sei es zu Hause oder am Arbeitsplatz. Ich habe noch nie vorher ein Buch aus der Sicht einer trans Person gelesen und wollte mich diesbezüglich dringend mal weiterbilden und meinen Horizont erweitern. Falls ihr auch nur den leisesten Wunsch verspürt, das auch zu tun (und eigentlich auch sonst), dann lest dieses Buch, unbedingt. Ich wurde nicht nur deutlich sensibilisiert, was meinen Sprachgebrauch angeht, sondern habe auch sehr viel gelernt über digitale Gewalt, die deutsche Rechtslage und die damit einhergehenden Hindernisse bei Themen wie Namensänderung und ganz generell darüber, wie es ist, als trans Personen zu leben und welche Gedanken, Ängste und Zweifel Linus umgetrieben haben und es immernoch tun. “Identität und Sexualität sollten etwas Fließendes sein - und nichts, das uns festlegt und beschränkt.” (S. 15)