nina 🌸
Eine süße SciFi-Geschichte für Jugendliche mit ein paar Schwachpunkten. Zur Geschichte: Man wird ohne große Einführung in die Geschichte hineingeworfen, was ich persönlich immer sehr gerne mag. Nach und nach erfährt man mehr über die Lebensumstände unserer Protagonistin und in was für einer Art von Zeit und Welt wir uns hier befinden. Die Idee rund um Außerirdische, die während eines Krieges von der Erde aufgenommen werden finde ich interessant und gut gewählt. Sie ist nicht unbedingt originell, dafür aber größtenteils gut umgesetzt worden. Besonders faszinierend finde ich, dass diese Zukunftsvision uns wirklich in ein paar Jahren genauso ereilen könnte. Es ist keinesfalls total abwegig, was hier beschrieben wird. Allerdings hätte ich mir an mancher Stelle mehr Details und Hintergrundinformationen gewünscht, da das Worldbuilding noch ziemlich viele Fragen offen lässt. Ich hoffe sehr, dass die Folgebände meine bisherigen Lücken schließen können. Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden! Die Geschichte ist spannend aufgebaut und lässt sich locker-flockig herunterlesen. Gerade gegen Ende kann man richtig mitfiebern und mitbangen. Dennoch konnte mich dieses Buch nicht so sehr catchen wie ich es mir gewünscht hätte, mir fehlte einfach das gewisse Etwas. Ein Wow-Effekt, der mich so sehr fesselt und begeistert, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen könnte. Die Geschichte ist in vielerlei Hinsicht vorhersehbar, was nicht unbedingt störend sein muss, aber ein paar Klischees weniger hätte ich dennoch begrüßt. Gelangweilt habe ich mich aber trotzdem nie. Fairerweise muss ich auch anmerken, dass ich womöglich schon ein bisschen zu alt für dieses Buch bin. Ich lese immer noch sehr gerne Jugendbücher, würde aber behaupten, dass es sich bei dieser Trilogie auch wirklich um Bücher für jüngere Jugendliche handelt. Hinsichtlich Charaktertiefe und Vielschichtigkeit ist diese Geschichte sehr seicht, da bin ich mittlerweile einfach mehr gewohnt und pflege einen gewissen Standard. Mia ist sehr naiv, in meinen Augen fast schon zu sehr für ihr Alter, was sich natürlich auch aktiv in ihrem Denken und Handeln niederschlägt, welche mir dadurch häufig fremd erschienen. Ich glaube durchaus, dass die Autorin die Intention hatte, eine schöne Botschaft zu vermitteln, in meinen Augen ist ihr das aber leider nicht gänzlich gelungen. Es ist wichtig, die Einzigartigkeit und Besonderheit jedes einzelnen Menschen und Wesens anzuerkennen und zu respektieren, aber hier wurde mir das Anders-Sein oft zu seltsam überbetont, wenn ihr versteht was ich meine (ich hoffe ihr versteht es). Der beschriebe Fall lässt sich gut auf unsere Gesellschaft und die aktuelle Situation mit den Geflüchteten beziehen, nur bin ich mir nicht sicher, ob gerade jüngere Leser:innen aus dieser Geschichte für sich und ihr eigenes Handeln die richtige Message ziehen. Es gibt einige Szenen, die ich sehr kritisch finde, bei denen Fehlverhalten etwaiger Personen leider auch nicht angeprangert wird. Weiterhin wurde mir persönlich hier auch einfach zu wenig aufgezeigt, wieso es gut und wichtig ist, alle in ihrer Individualität anzuerkennen, wertzuschätzen und zu respektieren. Im Gesamten war das Aufeinandertreffen der "Kulturen" aber sehr interessant und spannend aufgebaut, weswegen ich mir gewünscht hätte, dass dieser Aspekt noch mehr ausgebaut worden wäre. Für mich war das nämlich tatsächlich der fesselndste Inhalt dieser Geschichte. Auf emotionaler Ebene konnte mich die Geschichte leider ebenfalls nicht gänzlich abholen. Auf der einen Seite fehlte es mir bei den Emotionen oft an Tiefe und Intensität, auf der anderen Seite kam es öfter zu Überreaktionen und übertriebenen Gefühlsausbrüchen, die für mich ebenso wenig nachvollziehbar waren. Hier muss ich aber fairerweise auch wieder anmerken, dass es mir als Teenager womöglich nicht so negativ aufgefallen wäre. Ich bin jedenfalls gespannt, wie sich die Liebesgeschichte in den Folgebänden entwickeln wird und hoffe sehr auf mehr Romantik und stärkere Emotionen. Bisher waren die Gefühle der Charaktere für mich nur teilweise greifbar. Gerade Iason's Gefühls- und Gedankenwelt kann ich bisher nur sehr schwer einschätzen, weswegen ich bei der Fortsetzung auf Kapitel aus seiner Perspektive hoffe. Generell habe ich hier auch so ein bisschen das Gleichgewicht zwischen Romantik und Science Fiction vermisst. Mal nimmt das eine Überhand und dann wieder das andere, aber sie greifen nie wirklich ineinander. Das Verhältnis war nie ausgewogen, wodurch mir immer eines von beiden gefehlt hat, was mich beim Lesen oft unzufrieden stimmte. Positiv aufgefallen sind mir die lockeren und humorvollen Momente, die mich zum Lachen bringen und gut unterhalten konnten. Sie haben die Geschichte schön aufgelockert und für eine angenehme Atmosphäre gesorgt. Dann gab es noch ein paar Kleinigkeiten, die mich persönlich etwas gestört haben. Dazu zählen der ständige Zickenkrieg in der Schule inklusive des kritischen Umgangs mit Mobbing, das in meinen Augen überhandnehmende Schuleschwänzen der Protagonistin Mia, das offensichtlich niemanden so richtig zu stören scheint und einzelne, für mich nicht logisch und nachvollziehbar aufgebaute Szenen wie beispielsweise der Unfall am Meer. Wie in aller Welt konnte das so schnell passieren? Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus Mia's Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Mia soll stark, selbstbewusst und mutig sein, aber letzten Endes scheint sie doch immer einen starken Mann zu brauchen, der sie rettet, was mich persönlich mehr als unglücklich stimmt, gerade da es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt. Mia ist unentschlossen, sprunghaft und impulsiv, was an sich für ihr Alter auch authentisch ist, aber nicht in diesem Ausmaß. Sie verhält sich oft sehr kindisch, nahezu dümmlich und widerspricht sich selbst immer wieder. Mia ist kein gefestigter Charakter und handelt oft widersprüchlich, weswegen es mir meist sehr schwer fiel, ihr Handeln nachvollziehen und manchmal hätte ich sie einfach nur gerne geschüttelt. Nein, lieber hätte ich ihr die Hand gereicht, um sie zu unterstützen, da sie immer mehr will als sie leisten kann. Sie will unbedingt helfen, was ja auch schön und sehr ehrenhaft ist, aber dann ist sie total hilflos und überfordert, fällt fast mehr zur Last als dass sie entlastet, was sie in ihrer Engstirnigkeit aber auch wieder nicht einsehen will. Das zeigt sich in meinen Augen insbesondere zu Beginn sehr stark als die Kinder ankommen und Mia einfach das tut, was sie will und was sie selbst für richtig hält, ungeachtet jeglicher Vorgaben von Expert:innen. Iason wird im Gegensatz dazu viel zu perfekt dargestellt. Er scheint keinerlei Schwächen zu haben und mit allem gut zurechtzukommen, was in Anbetracht seiner Situation mehr als unrealistisch ist. Das Perfekte ließ ihn für mich kalt und unmenschlich erscheinen und gerade letzteres sollte ja wohl auf keinen Fall vermittelt werden (zumindest hoffe ich das, sonst wäre die übergreifende Botschaft dieses Buches nämlich noch kritischer als ich es oben schon diskutierte). Des Weiteren hatte ich oft das Gefühl, dass er auf andere, insbesondere auf Mia herabsieht, was ihn für mich natürlich auch nicht gerade sympathischer gemacht hat. Die Nebencharaktere blieben in meinen Augen recht flach und farblos. Sie sind wie Spielfiguren, die man rücken muss, da sonst nichts passiert. Sie sind unwichtige Statist:innen im Leben anderer, eine eigene Geschichte scheinen sie nicht zu haben. Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich flüssig lesen und hat einen leichten, jugendlich-modernen Schreibstil, der unkompliziert und gut verständlich ist. Daneben schreibt Kim Winter erfrischend, fesselnd und gefühlvoll, was aber alles intensiver hätte wirken können. Mir was es einfach von allem etwas zu wenig. Weitere Anmerkungen: Die Cover sind zuckersüß und sehr verspielt, was ich persönlich unglaublich gerne mag. Die Bücher bekommen auf jeden Fall einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal! Fazit: Im Gesamten ist "Sternenschimmer" für mich ein solider Reihenauftakt mit viel Potenzial und einigen schönen Momenten, die von meinen oben angeführten Schwachpunkten leider etwas überschattet werden. Mir fällt es schwer, dieses Buch einzuschätzen, da ich einfach nicht mehr zur eigentlichen Zielgruppe gehöre und deswegen mutmaßlich etwas ZU kritisch bin. Anderseits habe ich aber auch Bedenken, dass gerade jüngere Leser:innen zu viel von diesen kritischen Elementen adaptieren, ohne diese als kritisch anzuerkennen. Dennoch bin ich gespannt, was die Folgebände für mich bereithalten und freue mich aufs Weiterlesen. Die Geschichte konnte mich nämlich durchaus fesseln und gut unterhalten. 3/ 5 Sterne ⭐️