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dramaya

Posted on 29.5.2021

Suche mit viel Ruhe und Philosophie In “Der Schneeleopard” begibt man sich als Lesender gemeinsam mit dem Autor Sylvain Tesson, dem Fotografen Vincent Munier und zwei weiteren Begleitern auf eine Suche nach einem der seltensten Tiere der Erde – dem Schneeleoparden. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um einen Reisebericht im klassischen Sinne. Stattdessen tritt die Reise und Suche nach dem Schneeleoparden in Tibet eher in den Hintergrund. Die Suche erfordert viel Geduld, Ruhe und gute Beobachtungsgabe. Und so wirkt die ruhige und unaufgeregte Erzählweise des Buches fast schon wie eine meditative Reise zu sich selbst. Während des Wartens reflektiert der Autor nicht nur über sein Leben, sondern auch über die Schönheit der Natur und kreidet gleichzeitig die stark gehetzte westliche zerstörerische Lebensweise an, die hier natürlich in einem krassen Gegensatz zu der Ruhe und der fast schon ursprünglichen Wildheit der Natur steht. Ich mag die Gedanken und philosophischen Ausführungen des Autors sehr, auch wenn sie manchmal fast schon spirituelle und dichterische Anwandlungen haben und ich am Ende des Buches mit einer fast schon hoffnungslosen Stimmung zurückgelassen wurde. Also zu Bewegen vermag der Autor auch mit Ruhe und Geduld ;) Manche Formulierungen fand ich allerdings etwas übertrieben und zu kitschig, aber ich denke, dass hier einiges auf Kosten der Übersetzung geht. Obwohl man sich mit der Gruppe auf einer Fotoreise befindet, findet man als Lesender in dem Buch nur ein Foto. Und dieses wurde nicht einmal während dieser Reise geschossen. Das fand ich persönlich etwas schade, wobei es natürlich die eigene Kreativität nur noch mehr anregt. Die Beschreibungen des Autors sind auch wirklich großartig und bildhaft gelungen. Nur die Kälte habe ich beim Lesen nicht so ganz spüren können. Was mich beim Lesen zudem etwas gewundert hatte war, dass der Autor eigentlich nicht der Philosoph in der Reisegruppe ist und er sich zu Anfang eigentlich als Zuständiger für die Kalauer in der Truppe bezeichnete. Von dem Philosophen erfährt man allerdings nur sehr wenig. Mir hat das Buch wirklich sehr gefallen. Es ist kein Buch, dass man mal nebenher in die Hand nimmt – oder in einem Rutsch durchliest. Stattdessen habe ich es immer wieder sehr gern zur Hand genommen und habe das Lauern, die Geduld, die Ruhe und Natur sowie den erhobenen Zeigefinger des Autors auf mich wirken lassen.

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