claudi-1963
"So lange man sich nicht gerächt, bleibt immer eine Bitterkeit im Herzen zurück." (Heinrich Heine) Beim alljährlichen Spreewaldfest sind diesmal Klaudia Wagner und ihr Team eingeteilt. Mit mehr als kleine Streitigkeiten und Betrunkene hatten sie zum Glück bisher nicht zu tun. Doch dann fällt der diesjährige Schützenkönig Feilke während des Korsos ins Hafenbecken. Erst als man in aus dem Wasser zieht, entdecken sie das Wurfmesser in seiner Brust. Der Schock für Klaudia ist groß, als wenig später ihr alter Freund Schiebschick erst von einem Messer verfehlt und dann kurz danach mit einem Messer niedergestochen wird. Mehr als die Beschreibung von einem Täter in Gurkenkostüm haben sie leider nicht. Wer wollte Schiebschick etwas antun und welche Verbindung gibt es zu Ulf Feilke? Während der alte Mann im Koma liegt, versuchen sie alles, um mehr über Hintergründe und Motiv herauszufinden. Meine Meinung: Schon das Cover stimmt mich sofort in die Spreewaldregion ein. Und so ist es kein Wunder, das ich unverzüglich Bilder im Kopf habe, als ich die ersten Seiten lese. Bisher kenne ich alle Bücher dieser Reihe um Klaudia Wagner aus dem Spreewald. Normalerweise sind die Fälle immer in sich abgeschlossen, allerdings was das Privatleben der Ermittler betrifft, erfährt man deutlich mehr, wenn man die Reihe von Anfang an kennt. Der Prolog offenbart eine Vergewaltigung, die vor vielen Jahren ebenfalls beim Spreewaldfest stattgefunden hat. Zudem ist es ein besonders interessanter Fall, da es um den alten Kahnführer Schiebschick geht, der mir im Laufe der Reihe ans Herz gewachsen ist. Für mich ist es unvorstellbar, dass er ein Täter sein soll, an dem sich womöglich jemand rächt, für eine Tat, die viele Jahre zurückliegt. Klaudia ist sich ebenfalls nicht mehr so sicher, dass Schiebschick in seiner Vergangenheit möglicherweise doch etwas getan, von dem sie bisher nichts weiß. Gerade mit seiner herzlichen und fürsorglichen Art kann ich ihm mir jedenfalls nicht als Täter vorstellen. Klaudia hat zudem noch weiteren beruflichen Stress, da sie ihren Chef PH ersetzen muss, der gerade im Urlaub am Nordkap verweilt. Allerdings passt es ihr gar nicht, dass ausgerechnet Mark Meinert vom LKA nun die Leitung in diesem Fall übernimmt. Doch hängen die beiden Fälle wirklich zusammen? Wieder einmal gefällt mir die Mischung von Privatleben und Kriminalfall sehr gut. Besonders da sich inzwischen alle Ermittler recht positiv entwickelt haben. So ist es erfreulich, das Thangs Ehe wieder in Ordnung ist und er demnächst Vater wird und Uwe endlich eine neue Partnerin gefunden hat. Allerdings fühlt er sich durch seine besondere Lage als alleinerziehender Vater schon ein wenig wie ein zweitklassiger Polizist, was ich durchaus verstehen kann. So ist es kein Wunder, das er sich diesmal selbst in eine brenzlige Lage manövriert, um mehr Anerkennung zu erhalten. Lustig dagegen finde Uwes Partnerin Tanja, deren Art seine Töchter nicht leiden können, was ich gut nachempfinden kann. Dagegen habe ich von Kollege Peter Demel nichts anderes erwartet, als das er etwas angefressen ist, weil ausgerechnet Klaudia die Vertretung für PH machen darf und nicht er. Allerdings empfinde ich ihn diesmal deutlich freundlicher als sonst. Alle diese Charaktere tragen dazu bei, dass es bei dieser Reihe nicht langweilig wird, da Kriminalfall und Privatleben sehr harmonisch ineinanderfließen. Ich jedenfalls kann die Spreewaldreihe definitiv empfehlen, die schon alleine wegen des schönen Lokalkolorits einzigartig ist. Deshalb gibt es von mir wieder 5 von 5 Sterne.