Zeilenmelodien
Okay, wo fange ich an. Vielleicht erst mal zum Positiven: Der Schreibstil der Autorin ist sehr locker. Ich bin regelrecht durch die Seiten geflogen, sodass ich das Buch an einem Tag durchlesen. Einzelne Figuren waren auch ganz nett gestaltet worden. Leider hört es hier jedoch bei den positiven Punkten auf. Ich will mit meiner Rezension niemanden angreifen, denn scheinbar gibt es genügend Leute, die dieses Buch mögen. Es gibt hier nur eine grundsätzliche Problematik, auf die ich unbedingt aufmerksam machen möchte. Und zwar geht es hier um die Darstellung von Männer und Frauen. Ihr wisst nicht, wie oft mir gestern beinah schlecht geworden ist bei dem, was ich gelesen habe. Dass Elli größtenteils unrealistisch gehandelt hat und sich innerhalb weniger Stunden nach dem Seitensprünge ihres Verlobten in einen neuen Kerl verguckt hat, sei mal dahingestellt. Aber das Verhalten und die Äußerungen gingen teilweise gar nicht. Sätze wie "Ihr Verlobte hatte das Anrecht auf sie verwirkt" oder "Sie gehörte nun ihm" gingen mir einfach zu weit. In diesem Buch begegnete ich einer Frau, die das Frauenbild von vor Jahrzehnten repräsentiert hat. Sie war naiv, hat sich runtermachen lassen und schien nur schwer eine eigene Meinung entwickeln zu können. Genauso sah es bei Sam, dem zweiten Protagonisten, aus. Das, was hier dargestellt worden ist, war absolute toxische Männlichkeit. Beide Charaktere wurden mir zunehmend unsympathisch. Wie gesagt, ich will niemanden angreifen. Aber was mir Sorgen macht, ist, dass diese Aspekte fast niemandem aufgefallen sind. Zumindest wirkt es so, wenn man sich andere Rezensionen zu dem Buch anschaut. Ganz bedenklich fand ich auch, dass viele das Buch auch als "Wohlfühlbuch" bezeichnet haben. Das kann doch eigentlich nicht sein, wenn so arg Alltagssexismus im Text und zwischen den Zeilen vermittelt wird. Bewertung: 1,5 von 5 Sternen * als Rezensionsexemplar gekennzeichnet Instagram: Zeilenmelodien