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TheUjulala

Posted on 25.5.2021

Schön berührende Drama-Romance in einer sprachgewaltigen Umsetzung Diese Reihe hatte ich nun in letzter Zeit schon öfter in den Social Medien gesehen, und als mir meine Buchseelenschwestern es auch empfohlen haben, da habe ich es kurzerhand auf meinen kindle geladen. Sarah Sprinz kenne ich noch nicht, die What-If-Reihe ist ihr zweites Reihenprojekt, erschienen bei LYX (BasteiLübbe). Unter dem Pseudonym Sarah Heine hat die Autorin bereits bei mtb (HarperCollins) veröffentlicht. Coverbild Auf einem taubengrauen unregelmäßigen Hintergrund steht großflächig der kupferfarbene Buchtitel in einer Serife, das Wort “if” ist in einer Handschrift dargestellt. Ein bisschen ist es ein typisches LYX Cover, aber es gefällt mir ganz gut. Aber die LYX-Cover gleichen sich in großen Teilen doch oft sehr, da fehlt mir dann das Besondere, was diesen Roman ausmachen könnte. Handlung Die junge Studentin Laurie zieht von Toronto nach Vancouver, um dort das Medizinstudium anzufangen. Es ist eine Flucht von ihrem erdrückenden Leben, vor dem Verlust ihres geliebten Halbbruders Austin, der durch einen tragischen Unfall in seinen Einführungswochen als Medizinstudent in Toronto ums Leben gekommen ist. Ihr Start in Vancouver ist bilderbuchhaft und sie findet sofort Freunde. Vor allem der sportliche und sympathische Sam schleicht sich in ihr Herz. Aber Sam hat ein Geheimnis und als ihr plötzlich klar wird, welche große Last Sam mit sich trägt, gerät sie in eine Gefühlszwickmühle. Und eine Lüge, die Sie nicht aus dem Weg räumen kann, lastet schwer auf ihren Schulten. Buchlayout / eBook Das eBook ist recht schlicht layoutet. Die Kapitel werden lediglich mit der Kapitelnummer und “Kapitel” abgesetzt. Die gut 400 Seiten werden durch 40 längere Kapitel und 6 Zwischenschübe aufgeteilt. Ansonsten bleibt es schmucklos. Idee / Plot Es gibt immer 2 Seiten einer Medaille, 2 Versionen und Sichten auf Geschehnisse. Das Gefährliche ist, wenn man sich nur auf die eine eigene Wahrheit versteift und andere Wahrheiten nicht zulassen möchte. In dieser Geschichte muss Laurie lernen, dass es immer mehrere Wahrheiten gibt und diese auch weh tun können. Und jeder seine eigene Sicht auf Dinge oder Ereignisse hat. Und jeder seinen eigenen Antrieb hat, warum er etwas macht oder nicht macht. Es ist eine sehr schöne Idee, die der Leserschaft vor Augen führt, dass jeder im Leben Entscheidungen trifft, die er später bereut, von denen er aber die Auswirkungen zunächst nicht einschätzen konnte. Aber in Selbstmitleid und Schuldgefühlen zu ersticken nicht der richtige Weg ist um es zu verarbeiten. Emotionen / Protagonisten Laurie war mir anfangs zu sehr deprimiert und in ihrem Verlust um ihren Bruder und ihre Schuldgefühle wegen seinem Tod zu sehr gefangen. Aber ich verstehe, warum die Autorin dies am Anfang etwas überzeichnen musste, um den Zwiespalt, in dem sich die Protagonistin befindet, deutlich hervorheben zu können. Sie beginnt sich in Sam zu verlieben, drängt sich selber damit aber in eine Zwickmühle. Nicht nur Sam hat ein Geheimnis, auch Sie war ihm gegenüber nicht ganz ehrlich und die Gewissensbisse sind ihr förmlich nachzuspüren. Ja, sie macht vieles schlimmer und ich bin nicht mit allen ihren Handlungen einverstanden. Aber ich finde es super, dass die Autorin hier bewusst keinen “Engel” als Protagonisten geschaffen hat, sondern einen Menschen, der auch Fehler macht. “Ich presste die Worte so schnell hervor, dass er mich unmöglich verstanden haben konnte. Die Lüge war heraus, bevor ich es realisierte. Sie hinterließ eine brennende Spur auf meinen Lippen. Noch nie hatte sich etwas so schrecklich angefühlt. Ich verleugnete Austin.” Sarah Sprinz “What if we Drown (What-if-Reihe 1)” S.196-197. (©2020 LYX.digital, Kindle-Version) Sam ist ein unheimlich sympathischer und hilfsbereiter junger Mann, der im letzten Jahr seines Medizinstudiums ist. Er öffnet sich Laurie gegenüber sehr schnell und macht sich ihr gegenüber verletzlich, bekundet damit aber seine tieferen Gefühle ihr gegenüber. Selbst seine besten Freunde wissen nichts von seinem Geheimnis, denn er steckt voller Zerwürfnisse und Schuldgefühle, die sehr schön im Laufe der Geschichte deutlich hervorkommen. Und Sam tut mir tatsächlich wirklich richtig leid! “»Es ist so scheißegal, wie viel ich tue, wie sehr ich versuche, das wiedergutzumachen. Es wird nie mehr gut, es wird für immer da sein, es wird …« »Hör auf damit, hör auf! Jemanden zu verlieren ist furchtbar. Aber sein ganzes Leben Schuldgefühle zu haben, das bringt ihn auch nicht mehr zurück.«” Sarah Sprinz “What if we Drown (What-if-Reihe 1)” S.225. (©2020 LYX.digital, Kindle-Version) Ich fand die Entwicklung beider Charaktere und als Paar wunderschön und hat mir insgesamt gut gefallen. Auch die intimen Szenen fand ich super passend. Handlungsaufbau / Spannungsbogen Der Einstieg ist flüssig und ich bin gut in die Geschichte reingekommen. Der Aufbau ist eher sanftl. Es wird schnell klar, welche Rolle Sam in Lauries Leben schon gespielt hat und noch spielen wird, kann aber ihr Gefühlschaos ihm gegenüber sehr gut verstehen. Wobei die Autorin zunächst sehr geschickt mit den Details zurückhält, und die Puzzleteile sich dann bis zu ca nach dem ersten Drittel langsam zusammen fügen. Lauries Lüge wird dann immer mehr zu einem heißen Eisen und durch einige Vorfälle und Umstände kann sie Sam nicht die Wahrheit sagen. Das deutet natürlich schon recht früh auf ein dramatisches Ende, welches dann auch - wie erwartet - kommt, aber für mich absolut stimmig ist. Gott sei Dank hinterlässt uns die Autorin nicht mit einem fiesen Cliffhanger, sondern hält uns ein Happy End bereit, das mir aber dann zu hoppladihopp kommt. Hier hätte ich mir noch mehr Drama gewünscht. Trotzdem habe ich am Schluß mich sehr gefreut und war auch wirklich ergriffen. Szenerie / Setting Das Uni-Setting passt natürlich sehr gut zu dieser Geschichte und einem New Adult Roman. Es sind junge Erwachsene, die das Leben auskosten wollen. Das Studentenleben ist nicht immer einfach, und so ist es verständlich, dass die Studierenden auch gerne mal über die Stränge schlagen, um einfach mal die Sau raus zu lassen. Dass das auch nach hinten losgehen kann, zeigt uns hier die Autorin sehr deutlich und eindrucksvoll. Mir hat das kanadische Setting gut gefallen, obwohl ich nicht sehr viel davon mitbekommen habe. Sprache / Schreibstil Sarah Sprinz eine einen wirklich tollen Sprachstil, der mich von anfang an super begeistert hat! Sie ist wortgewandt und kann mir die Gefühle sehr schön bildhaft vermitteln. Wir erleben Lauries Geschicht aus ihrer Perspektive als Ich-Erzähler im Präteritum. FAZIT Auch wenn ich mit der Protagonistin nicht immer einverstanden war, war die Geschichte insgesamt sehr berührend und ergreifend und hat mir super gut gefallen. Gerade der sehr schön flüssige und tolle Sprachstil von Sarah Sprinz hat mich sehr überzeugt!

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