Profilbild von nina 🌸

nina 🌸

Posted on 24.5.2021

Ein einnehmender und schonungslos ehrlicher Roman über die Schattenseiten der Modebranche. Zur Geschichte: Juno Dawson liefert in diesem Buch interessante und tiefe Einblicke in die Modewelt, welche auf mich als Laiin sehr authentisch gewirkt haben. Sie erzählt unverblümt, schonungslos ehrlich, einnehmend und intensiv, wie es in der scheinbar funkelnden Welt der jungen Models zugeht - mit Betonung auf dem Wort "scheinar", denn es ist definitiv nicht alles Gold, was glänzt und das wird hier sehr schön verdeutlicht. Der Fokus dieses Jugendromans liegt ganz klar auf den Schattenseiten der Modebranche und bildet unbeschönigt die Skrupellosigkeit, Scheinheiligkeit, Geld- und Machtgier mancher Photograph:innen, Agent:innen, Designer:innen et cetera ab. Juno Dawson beleuchtet diese Thematik mit einer beeindruckenden Reflektiertheit, Vielschichtigkeit, Ernsthaftigkeit und Tiefe und vermittelt dabei eine wichtige Botschaft. Das Thema ist brandaktuell und der Titel des Buches könnte gar nicht passender sein. In "Meat Market" werden einige ernste und sensible Inhalte angesprochen, welche in meinen Augen lebensnah und glaubwürdig umgesetzt wurden. Für mich wurde deutlich, wie intensiv sich Juno Dawson mit diesen Problemfeldern auseinandergesetzt hat und wie viel Arbeit dementsprechend auch in diesem Roman steckt. Ich konnte mich sehr gut in die Models und ihre Lebensrealität einfühlen, obwohl ich selbst keinerlei Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt habe. Die Gefahren des schönen Scheins werden mehr als deutlich und auch wenn diese Geschichte fiktiv sein mag, so konnte sie die Realität in meinen Augen doch gelungen und authentisch einfangen. Das Buch wird überwiegend aus Jana's Sicht in der ersten Person Singular erzählt. Dazwischen gibt es aber immer wieder Artikel und Interviewausschnitte, die als Appetithäppchen fungieren und einen beim Lesen Mutmaßungen anstellen lassen, was wohl als nächstes passieren mag. Das hat natürlich viel Spannung aufgebaut und dafür gesorgt, dass ich noch mehr von der Geschichte gefesselt wurde. Wie Jana konnte ich dem Sog dieser faszinierenden und schillerenden Welt mit zwei Gesichtern nicht mehr entkommen und bin immer tiefer in ihr versunken. Ich wurde schockiert und erschüttert, war wütend und traurig. Auf emotionaler Ebene ist dieser Roman in meinen Augen etwas durchwachsen. Mal waren die Erzählungen sehr emotional und ergreifend und mal waren sie wieder recht kalt und unpersönlich, was auf der anderen Seite aber auch gut zur Geschichte und ihrer Thematik gepasst hat. Jana's Gefühle waren für mich auf jeden Fall durchweg greifbar und ließen mich mal mehr und mal weniger stark mitfühlen. Ich habe mich immer als ein aktiver Teil der Geschichte gefühlt, aber wie intensiv ich Jana's Emotionen nachempfunden habe, variierte doch sehr stark. Achtung minimaler Spoiler in den folgenden zwei Sätzen: Ich muss auch sagen, dass das Emotionslose für mich sehr gut zu Jana's mit Pillen vollgepumpten und verschleierten Selbst gepasst hat. Es verstärkte den Kontrast zwischen dem Vor- und Nachher ihrer Entwicklung. Ich fand Jana's Beziehung zu Ferdy sehr natürlich und authentisch, was mich positiv überrascht hat, da das meines Erachtens bei Jugendromanen eher selten der Fall ist, aber hier gibt es nichts Übetriebenes und Rosarotes, sondern echte Gefühle und vor allem auch echte "Beziehungsprobleme". Das Ende wird der restlichen Geschichte in meinen Augen leider nicht ganz gerecht, aber es ist trotzdem ein Schluss, mit dem ich gut leben kann. Ich hatte mir nur einfach etwas mehr vom Ausgang erhofft, gerade da dieser Roman thematisch so stark ist. Zu den Charakteren: Ich konnte Jana und ihr Handeln zwar nicht immer hundertprozentig verstehen, aber das ändert nichts daran, dass sie in meinen Augen ein sehr authentischer Charakter ist. Das Unsichere, Naive und Unbeholfene wirkt hier mehr als realistisch und auch die typischen Teenager-Launen konnte ich gut nachvollziehen. Positiv überrascht hat mich auch, wie sich Jana's Charakter im Verlauf der Geschichte verändert hat. Mir war klar, dass ein großer Wandel kommen würde, nur hatte ich ihn mir anders vorgestellt und bin nun mehr als froh, dass es nicht so gekommen ist wie ich dachte. Jana wird im Verlauf der Geschichte reifer, selbstbewusster und stärker. Sie lernt für sich selbst und ihre Ideale und Prinzipien einzustehen, übernimmt Verantwortung für sich selbst und auch für andere und lernt, nach ihren eigenen Vorstellungen und Träumen zu leben. Für ihr zartes Alter ist sie meiner Meinung nach sehr reflektiert und besonnen. Die Nebencharaktere verdienen ebenfalls eine Erwähnung, da sie allesamt sehr gut ausgearbeitet wurden und lebensecht wirken. Ich bin wirklich begeistert! Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich flüssig lesen und hat einen locker-leichten, erfrischenden und humorvollen Schreibstil, der an den richtigen Stellen ernst und gefühlvoll wird. Juno Dawson erzählt ihre Geschichte direkt, ehrlich und unbeschönigt und das ist einfach nur toll! Sie konnte mich damit voll und ganz in ihren Bann ziehen und mitreißen. Die Seiten flogen nur so dahin und ich war viel zu schnell am Ende angelangt. Fazit: Ich kann euch dieses Buch nur ans Herz legen, wenn ihr euch für enthüllende Berichte interessiert, welche die Welt so darstellen wie sie wirklich ist und dabei auf Schnörkel und die rosarote Brille verzichten. "Meat Market" ist ein echtes, authentisches und direktes Buch über eine brandaktuelle Thematik, das eine wichtige Botschaft vermittelt und auf intensive und erschütternde Art und Weise zeigt, das eben nicht alles Gold ist, das glänzt. Mich hat Jana's Geschichte auf jeden Fall sehr berührt und ich bin froh, dass Juno Dawson mit diesem fiktiven Roman so vielen Menschen da draußen eine Stimme gegeben hat und zeitgleich wichtige Aufklärungsarbeit betreibt. Große Leseempfehlung ✨ 4/ 5 Sterne ⭐️

zurück nach oben