WriteReadPassion
Leider kein großer Lauf ... Inhaltserzählung: Es kommt der Moment, indem man begreift, was hinter all dem steckt. Hinter den Masken. Hinter dem, was man tun muss, um zu überleben. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, dass uns der Lauf uns nicht auf die Eigenschaften der Götter testet, damit wir bessere und stärkere Mitglieder der Gesellschaft werden. Denn eigentlich zielt er auf etwas anderes ab. The Run soll uns brechen. Jeden von uns. Jeden noch so starken Charakter. Er soll uns nicht besser machen, sondern zu angepassten Mitgliedern der Gesellschaft. Er soll uns unseren letzten Willen, das letzte bisschen Hoffnung nehmen, diese Welt zu einem besseren Ort machen zu können. (Track 92, 51 %) Bewertung: Ein tolles Cover, ein echter Hingucker, auch wenn ich kein Gold-Fan bin. Aber Foto und Farben passen sehr gut. Es verrät auch nichts über den Inhalt und wirkt eher mystisch. Der Titel ist echt das, worum es geht. Den Lauf der Götter. Die "Königlich verliebt"-Reihe der Autorin fand ich mal durchschnittlich gut. Hatte ein paar Schwächen, aber ist sehr unterhaltsam. Mit diesem, nicht neuem, Werk hat sie ein wenig was anderes ausprobiert. Die Geschichte erinnert mich an verschiedene Romane, es sind vereinzelt Aspekte dieser Romane hierbei. Immer wieder musste ich an eines dieser Romane denken, mal an das eine, an anderer stelle an das andere. Es hat mich echt oft angedockt. Das Setting ist detailliert beschrieben. Ich bin ja kein Götter-Geschichten-Fan, aber hier hat es mir gut gefallen. Ich bin da auch mit keinen Erwartungen rangegangen, da das so eine Geschichte ist, die ich normal nicht lese und höre. Ich habe mich nur rangewagt wegen der Autorin, und das auch spontan, weil ich Lust auf Fantasy hatte. Das Setting mit dem Götter-Kult und dem Rat ist düster beschrieben und passt zum Verlauf der Geschichte. Ich konnte es mir lebhaft vorstellen, vor allem bei so einer lebhaften Sprecherin. "Ich bin schwach", schluchze ich irgendwann und ich spüre, wie er den Kopf ganz sanft schüttelt und mir am Scheitel über mein Tahil streicht. "Du bist nicht schwach, Sari. Du bist gebrochen. Und du hast versucht, das zu ignorieren." (Track 61, 35 %) Zu den Charakteren konnte ich keine Bindung aufbauen. Sari ist ein nerviger Charakter, der ziemlich labil ist. Keeran dagegen ist der typische 08/15-Kerl, der mit der lebhaften Stimme der Sprecherin noch angeberischer wirkt. Geheimnisvoller Macho und Weltretterin. Beide sind jetzt nicht die idealen Figuren für diese Geschichte, in meinen Augen. Genauso wie die Liebesgeschichte der Beiden A-typisch schnell verläuft. Vor allem im letzten Drittel, kurz vorm Ende, wird es ziemlich absurd! Es wirkte so einiges bei den beiden so aufgesetzt, unnatürlich - als wollte die Autorin unbedingt solche Protagonisten und Beziehung in der Geschichte haben. So wirkt es auf mich, sehr unschön. Hier hätte sie sich einfach auf pure Fantasy konzentrieren sollen. Nicht jede Fantasy-Story muss eine Liebesgeschichte beinhalten. Und wenn sie so gekünstelt daherkommt, verzichte ich lieber darauf. Die wenig beschriebenen Nebencharaktere haben mich mehr mitnehmen können. Der Rat und ihr Bruder Jarrusch und die Geschichte zu ihm zum Beispiel. Sie fand ich sehr anziehend und haben mich auf verschiedene Weise berührt. Diese Aspekte sind sehr stark. Das Ende kommt überraschend aus dem Nichts daher. Die Ereignisse überschlagen sich und alles ist eilig abgeschlossen. Ziemlich unbefriedigend. Da denkt man an der Stelle, dass noch ein Band 2 folgen wird ... falsch gedacht. Ich finde den ganzen Input der Geschichte reichlich viel für einen Einzelband. Es wundert mich, dass die Autorin daraus keine Reihe gemacht hat, sei es auch nur eine Dilogie. Ich habe alle Rezensionen bis dato gelesen und es gibt einige Leser und Hörer, die finden, das zu viel in der Geschichte vorkommt. Viele Namen, viele Kultur-Texte, die zwischendurch mit drin sind, viele verschiedene Handlungen ... Einerseits hat die Sprecherin mich an der Geschichte mitlaufen lassen, andererseits sind solche Geschichten besser als Buch geeignet, da man beim Hören schnell den Überblick verliert und es schwieriger ist, "zurückzublättern". Ich weiß nicht, ob ich das Hörbuch bei einer weniger ausdrucksstarken Sprecherin abgebrochen hätte. Beim Buch jedoch kann es dagegen wenig lebendig rüberkommen, kann ich mir bei einigen Szenen gut vorstellen. Die Sprecherin spricht sehr ausdrucksstark, allerdings auch überdramatisiert sie Aussagen, sodass ich innerlich die Augen verdrehen musste. Hat etwas angeberisches. Durch ihre Art des Sprechens macht sie die Charaktere aber auch sehr lebendig. Es ist hier wirklich ein zweischneidiges Schwert. Ich wurde in diese Welt geboren, ich kenn es nicht anders. Und doch existiert in mir eine Seele, die frei sein will. Vielleicht besitzt jeder Mensch diesen Teil in sich, egal wie er aufwächst und erzogen wird. Vielleicht ist das der tiefste und ursprünglichste Instinkt eines jeden Menschen. Freiheit. Frei wählen zu können. (Track 59, 32 %) Fazit: Wenn ich das Werk mit ihrer "Königlich verliebt"-Reihe vergleichen würde (was ich ungern tue, da jede Geschichte eben anders ist), wäre auffällig an diese, dass sie eine komplexe Grundgeschichte ist, deren Götter-Kultur aber interessant ist. Es zeigt sich hier deutlich, dass die Autorin Reihen-Geschichten schreibt und diese nun versucht hat als Einzelband zu erfassen. Das ist ihr misslungen, es ist ein unzufriedenstellendes Einzelwerk. Die Idee ist nicht neu, sondern enthält viele Teile anderer Geschichten, die ich kenne - und dennoch ist es etwas eigenes, dass mich begeistern konnte in manchem. Vieles bleibt offen und unbeantwortet. Von dem einem zu viel da, von dem anderen zu wenig da- es ist ziemlich unterschiedlich, je nachdem, welche Stelle man erlebt. Ich liebe ja Einzelbände, mich machen die ganzen Reihen echt wahnsinnig und bin immer froh, mal eine Jugendgeschichte und Fantasygeschichte als Einzelband erleben zu können, aber bei dieser Geschichte mit so viel Geschehnis drin, ist das fehlerhaft. Aber so geht es bei mir; wenn ich mal ein Einzelband vor mir habe, ist es nicht passend. Wie verhext. Eine abenteuerliche Reise mit viel Tempo und interessanter Kultur, die mich trotz der öden Protagonisten und vielen anderen Schwächen 3,5 Sterne vergeben lässt.