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mounddiemachtderbuchstaben

Posted on 22.5.2021

Alleine dieses Buch in den Händen zu halten löste schon Glücksgefühle in mir aus. Die Verarbeitung dieser Märchensammlung war sehr hochwertig und ich finde es so schön, dass es in Leinen gebunden wurde. Das Lesebändchen war zudem überaus praktisch und passte optisch zu diesem schicken Buch. Auch die Haptik war so ganz anders, als ich es von Büchern gewohnt bin. Da das Buch relativ schwer und auch groß ist, eignet es sich nicht besonders gut für unterwegs. Aber um ehrlich zu sein, dieser Märchenschatz sollte auch besser nur zu Hause genossen werden. Meine erste Handlung war das Durchblättern von „Die schönsten Märchen“. Allein optisch war das Buch eine Freude, denn 75 originale Illustrationen von Gustave Doré begrüßten mich. Diese hatte er Mitte des neunzehnten Jahrhunderts eben für jene Märchen entworfen. Wer sich für mehr Details interessiert, findet eine ausführliche Beleuchtung Dorés Werke zu diesen Märchen in dem Kapitel „Zur Einführung“. Es war wirklich interessant zu lesen und ermöglichte es mir, einen anderen Blickwinkel auf Dorés Illustrationen zu erhalten. Besonders erleichtert war ich bei diesem Kapitel über die verständlich gewählte Sprache. Ganz anders erging es mir beim Vorwort. Dies war so hochgestochen formuliert worden, dass ich viele Zeilen mehrfach lesen musste, ehe ich sie tatsächlich begriffen hatte. Das fand ich schon schade, es kann eben nicht jeder ein Akademiker sein. Sehr fachlich, aber nicht minder interessant war der letzte Teil der Einführung, bevor es an die eigentlichen Märchen ging. Dort gab es eine bibliografische Notiz, welche aufklärte, wie die ursprüngliche Märchen Edition gewesen war und wie sie nun für die Neuauflage umgesetzt wurde. Da sehr viele Details genannt wurden, musste ich auch bei dieser Seite meine volle Konzentration gebrauchen. Nun aber zu diesen wundervollen Werken von Charles Perrault. Alle acht von ihm geschriebenen Prosamärchen erwarteten mich in dieser Ausgabe. Jedoch sind das mitunter nicht die originalen Versionen. Bei Rotkäppchen zum Beispiel gab es ein anderes Ende, als zuerst geschrieben wurden. Mich hatte dies aber nicht gestört, da diese Sammlung eine Neuauflage einer erschienenen Version aus dem neunzehnten Jahrhundert gewesen ist. Das neunte Werk, “Eselshaut” war ursprünglich in Versform geschrieben worden. Hier erwartete mich aber eine Prosafassung. Interessant wäre natürlich mal die Versform gewesen, wobei ich vermute, dass es in einer Übersetzung nur halb so schön zu lesen wäre wie im Original. Obwohl ich mir ziemlich sicher gewesen bin, fast jedes Märchen zu kennen, musste ich doch feststellen, dass ich mich sehr geirrt hatte. Natürlich weiß ich, dass Märchen sehr oft abweichende Enden haben, und ich kenne so einige unterschiedliche Versionen einzelner Märchen. Dennoch war ich sehr erstaunt, dass bis auf „Aschenputtel“ und „Der Gestiefelte Kater“ kaum ein Märchen vom kompletten Inhalt so war, wie ich sie kannte. Besonders überrascht war ich von den Märchen „Der kleine Däumling“ und „Dornröschen“. Wer sich gut in den Grimm’schen Märchen auskennt, wird feststellen, dass die beiden Brüder aus einem Märchen gefühlt noch zwei weitere gezaubert haben. Ich jedenfalls war supererstaunt und las die Erzählungen fasziniert. „Riquet mit dem Schopf“ und „Blaubart“ kannte ich vorher nicht und dementsprechend ohne große Erwartungshaltung, aber mit viel Vorfreude las ich sie. Dabei muss ich sagen, dass mir „Riquet mit dem Schopf“ sehr gut gefallen hatte. Es ist definitiv ein wunderschönes Märchen mit einer ganz bezaubernden Moral. „Blaubart“ war so was wie der Thriller des siebzehnten Jahrhunderts, mit Sicherheit eine spannende Lektüre zur damaligen Zeit. Fazit: Diese Märchensammlung ist wunderschön. Sie zu entdecken macht unheimlich viel Freude und ist dazu ein echter Schatz.

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