marieause
Emmy verbringt ihre Kindheit auf einer kleinen Nordseeinsel, wird geliebt von Vater und Mutter, auch wenn sie in sehr bescheidenen Verhältnissen aufwächst. Doch dann beginnt der Erste Weltkrieg und ihre Kindheit endet jäh. Sie muss als Dienstmädchen nach Berlin ziehen - mit gerade einmal knapp vierzehn Jahren. Wir begleiten Emmy durch harte Zeiten - trotzdem verbittert sie nicht und bewahrt sich ihre Tatkraft und ihren Humor. Im Wechsel erzählt das Buch Emmys Leben, immer abwechselnd damals und heute, als 86-Jährige. Emmy blieb sich immer treu - und ihre Einstellung zum Leben ist auch bei Kleinigkeiten fein "Eine Nachbarin hatte ihr empfohlen, nach 18 Uhr keine Kohlenhydrate zu essen, doch Emmy glaubte nicht, dass Nudeln die Uhrzeit kannten". So ein schöner Satz - und es gibt viele davon. Fast 100 Jahre Emmy, aber auch ebenso viele Jahre deutsche Geschichte. Voller Tragik, Elend, aber auch vielen schönen Momenten. Ein Buch, das mich berührt hat, zu Herzen geht, aber trotzdem eine gewisse Leichtigkeit hat. Man kann es einfach so dahinlesen - und es macht mal wieder bewusst, wie gut es uns heute geht, trotz aller Widrigkeiten gerade. Besonders gut hat mir gefallen, dass das Buch so "echt" wirkt. Alle Figuren sind so geschildert, dass sie so gar nicht fiktiv wirken, sondern quicklebendig. Und auch wenn ich über all die Ungerechtigkeiten oft sehr schlucken musste, ist das Buch nie in eine Betroffenheitsecke abgedriftet - der Schreibstil gefällt mir auch ausgesprochen gut. Schliches Cover, treffender Titel, starke und herzliche Hauptdarstellerin. Hachz!