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Auf Jubel gebaut von Rainer Kitting Wie ist es, wenn wir gleich, und doch verschieden sind? Versteht ihr nicht? Alsooo. Kein Mensch ist gleich. Wir alle haben verschiedene Leidenschaften, Dinge, mit denen wir uns beschäftigen. Wir alle sind schon mal einfach verschieden in unserem Sein. In unseren Hobbies und darin, was wir am liebsten tun. Sind verschieden darin, wie wir Dinge regeln, und mit ihnen klarkommen. Und trotzdem kann es sein, dass wir untereinander uns selbst die besten Freunde sind, und es diese eine Sache gibt, die uns verbindet. Dass wir füreinander da sind und einstehen, selbst, wenn wir nicht immer einer Meinung sind. So in etwa wie im vorliegenden Büchlein. Doch worum geht es eigentlich genau? Das….. verrate ich euch jetzt :) Die Geschichte des Buches: Wir nehmen teil an einer kurzen Episode im Leben von Ben, Christian, Rami und Paul. Alle sind im selben Fußballverein, in der U-17 Mannschaft. Doch nicht nur das. Dem Verein, dem FC Tüche, ist eine Akademie angegliedert, um alle darauf vorzubereiten, Profifußballe zu werden. Und so leben die Jungs nicht nur im Fußball miteinander, sondern auch mit den Problemen ihres Lebens. Es gibt ein Finalspiel, das bevorsteht, und natürlich gewonnen werden will. Aber die Gedanken der Jungs kreisen nicht nur darum, sondern auch um die Zukunft, um das, was sie im Leben wirklich wollen, und die Frage, was für wen am besten ist. Und natürlich, ob die gemeinsame Freundschaft dies alles aushält. Cover und Titel: Die Farbwahl des Covers ist stimmig, weil alles schön zusammenpasst. Das Licht, das für mich natürlich den Jubel darstellt, aber auch die Dunkelheit der 4 Jungs, die uns eigenen Interpretationsraum gibt, wie wir sie uns in unseren Köpfen vorstellen können. Gut getroffen sind sie allemal, weil die Silhouetten damit auch die Altersgruppe darstellen, für die das Buch angedacht ist. Nämlich AB 12 (aber ruhig auch älter und ins Teenageralter reingehend). Zusätzlich bringt das Ganze etwas Ruhe ins Cover rein, weil man die Lichter, und damit die Vorfreude auf eine große Fußballveranstaltung hat, aber gleichzeitig auch Ruhe, weil es nicht überladen ist mit Menschen, die sich im Stadion befinden. Das gefällt mir. Und ich finde es wirklich gelungen. Denn das ein Cover zweierlei Atmosphären ausstrahlt, das ist doch schon toll. Der Titel, ja. Ich könnte jetzt interpretieren, dass der Jubel eines Endspiels vielleicht nicht alles im Leben ist, und er deswegen vergeht und bröckelt, weil die Jungs merken, dass auch andere Dinge im Leben wichtig sind. Ist aber nur meine Interpretation :) Fazit und Gedanken zum Buch: Im Grunde genommen zeigt dieses Buch einem wunderbar auf, wie es sein kann, wenn man sich ein wenig vom Status Quo abwendet, wenn man die Vielfalt liebt, und sich ein wenig aus seiner eigenen Komfortzone herausbewegt. Anhand der Protagonisten, deren wichtigstes Gut ihre Freundschaft ist, merken wir, dass man auch als Fußballer Musik lieben kann, oder sich für Comics interessiert, und trotzdem ein super Stürmer ist. Hier wird niemand in eine Schublade gepresst. Niemand hat so und so zu sein, wie man sich das und dies eben vorstellt. Was ich sehr schön finde. Denn auch in der heutigen Zeit wird man oftmals immer noch in diese Schubladen geschoben, und hat kaum eine Chance, sich daraus zu befreien. So ist es schön anzusehen, dass Ben, Christian, Paul und Rami so neugierig auf die Welt der jeweils anderen sind, dass sie sich darauf einlassen und einander zuhören. Und das ist gut so. Denn würden wir in altem Schubladendenken leben, dann sollte ich als Frau ja wohl auch keine Bücher über Fußball lesen. Und eine schöne Aussage ist ebenfalls, dass alle einzeln etwas können und wissen, was die anderen noch nicht können oder in ihrem Repertoire haben, und dieses voneinander lernen und zusammenhalten ergibt aus allen Teilen zusammen ein Ganzes. Und vielleicht zeigt das Buch auch auf, dass wir als Menschen nicht immer nur in eine Schublade gedrängt werden sollten. Wir sind nicht „Der Fußballer“, „Das Sport-Ass“ „Der Musikfreak“ oder gar „Der Bücherwurm“. Wir können mehr sein, nicht nur in einer Schublade, sondern in einem ganzen Arsenal davon stecken. Was wäre, wenn man der „alleswissende Nerd ist, der Bücher liebt, aber gleichzeitig ein Spor-Ass“ ist? Oder der „Musikfreak der nebenher gerne kocht, und lieber isst, als sich sportlich zu betätigen“? Mir gefällt diese Denkweise, und auch, dass sie im Buch unterschwellig vorkommt. Dass es nicht einfach nur um Jungs geht, die eben gerne Fußball spielen, sondern dass alle sehr vielschichtig sind, viele Leidenschaften haben und nicht nur eine, und man sie somit besser als Mensch mit Emotionen versteht. Wir gehen im Laufe des Buchs immer mehr in die Tiefe und die Vergangenheit der Jungs, und erfahren viel über sie. Dabei werden einem alle nochmal sympathischer als Protagonisten. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen, und so bleiben sie uns nicht fremd, sondern ganz im Gegenteil, kommen einem sehr nahe, was ein wenig den Reiz des kleinen Büchleins ausmacht. Man fühlt mit, leidet mit, lacht manchmal mit ihnen, aber hat oft auch nachdenkliche Momente. Gerade, oder vielleicht deshalb, weil es genau um die Jugendzeit der Jungs geht, die so viele Entscheidungen einfordert. Alle Jungs haben Verluste in der Vergangenheit erlitten, und vielleicht gerade deshalb ist ihnen ihre Freundschaft so wichtig, und das Thema des Verlusts ist untergründig im Buch überall zu spüren. Sei es der Verlust der Freundschaft, der eigenen Kontrolle, über seine Zukunft, oder der Verlust einer Tätigkeit, die einem wichtig ist. Oder der Verlust dessen, was man von sich selbst denkt zu sein. Hinzukommen die Charaktereigenschaften der Jungs, die sehr gut beschrieben sind. Was im Buch toll gezeichnet ist, das sind die symbolischen Begegnungen der Jungs mit älteren Menschen, in verschiedensten Konstellationen, die zur Entscheidungsfindung führen könnten, und damit zum Glück, und dazu, was die Jungs im Leben machen möchten. Dabei hören wir uns die Geschichten aller an, bekommen aber keine Entscheidung aufgedrängt, oder stehen unter Druck, dass nun dies oder jenes getan werden muss um ein gutes Leben zu führen. Es zeigt Richtungen an. Und Entscheidungen müssen von den Jugendlichen selbst getroffen werden. Hierbei haben wir Vorbilder in allen Bereichen, nicht nur im Fußball und der Musik, also nicht nur im Können, sondern auch in den Taten, die den Jungs begegnen. Es geht um die eigene Zukunft, um gemeinsame Zeiten, um Abschied, und die Zeit die man miteinander hat. Um ein Wiedersehen, und dass man nie alleine ist, selbst wenn man sich verabschiedet, weil die Freundschaft bleibt. Auch wenn wir unseren eigenen Weg gehen. Und dass jeder im Leben seinen eigenen Weg finden und gehen muss, und man sich trotzdem weiterhin nah sein kann, selbst, wenn man auseinander ist, und sich nicht mehr so oft sieht. Die Dinge, die man zusammen erlebt hat, die bleiben einem nämlich. Dass es im Leben darauf ankommt, dass wir die Dinge, die wir gerne tun, eben auch gerne machen und tun sollten, dass sie uns Ruhe und Zufriedenheit und ein Gefühl von Glück geben, und nicht, dass wir Dinge tun, und unsere Zeit damit verplempern, wenn es nicht genau das ist, was uns erfüllt, das erfahren wir als Botschaft. Aber auch, dass man im Leben wichtige Entscheidungen treffen muss, manchmal auch zwischen verschiedenen Dingen oder Menschen. In fast jedem Kapitel erlebt man eine kleine Botschaft. Zum Beispiel freundlich miteinander umzugehen, auf andere zu achten, Empathie zu zeigen, oder auch Menschen nicht zu verurteilen aufgrund ihres Status, dem was sie im Leben tun, aber auch, wie sie aussehen. Wir lernen Fairness im Spiel, und sich über Unterlegene nicht lustig zu machen. Wir lernen, dass Freundschaft über Rivalität stehen sollte. Neid und Missgunst untereinander nicht sein sollte, weil man sich selbst für etwas Besseres hält, diese aber auch unter eh schon gegnerischen Mannschaften nicht sein soll, weil so etwas nie gut ist. Und dann ist da das Erkennen, dass man sich selbst nicht immer der Wichtigste sein kann, sondern die Menschen drum herum als ebenso wichtig anzuerkennen hat. Die Lehre, dass jeder Moment im Leben wichtig ist, dass Freunde und Familie wichtig sind, das Teamsein an sich, und dass es niemandem guttut, nur an sich zu denken und als Egoshooter zu agieren hat mir sehr gefallen. Dass man im Leben offen sein sollte für Neues, um sich nicht festzufahren in einer Sache, dass man neugierig auf anderen sein sollte, denn selbst in den Unterschieden, die man untereinander oft erkennt, kann man Gemeinsamkeiten finden, ist eine tolle Sache. Immer mit offenen Augen durchs Leben zu gehen, Dinge nicht vorzuverurteilen, denn oftmals kann sich hinter etwas, das ich anfangs verurteile, etwas ganz Tolles verbergen, das ich nie erfahren hätte, wenn ich nicht meine Augen dafür geöffnet hätte. Sprich: Sich auch mal auf etwas einlassen, von dem man anfangs nicht überzeugt ist, und ihm die Chance zu geben, überzeugend zu sein. Das alles sind wichtige Botschaften, von denen ich finde, man kann sie gar nicht oft genug weitergeben. Erst recht an Jugendliche, verpackt in einer kleinen Geschichte über Fußball und andere tolle Dinge, die das Leben so lebenswert machen. Bücher, Musik, Comics, Menschen zu helfen, und natürlich…..Marvel Superhelden :D. Um nur einen Teil davon zu nennen :) Einige kleine ernste Untertöne, die mit ihrer Botschaft wunderbar im Buch versteckt sind, aber nicht so, dass man sie nicht finden kann, sind dann auch da. Mir gefällt außerordentlich gut, dass so etwas in einem Jugendbuch angesprochen wird. Zum Beispiel glaube ich eine kritische Betrachtungsweise herausgelesen zu haben, dass jeder immer in allem perfekt sein muss, dass nur Menschen toll und gut sind, die immer perfekt in allem sind, und dass Menschen, die nicht immer mit Können glänzen, gerne mal aussortiert werden, weil es so viele andere gibt, die es stattdessen besserkönnen. Um was auch immer es geht. Aber auch Fremdenhass, Leistungsdruck, Rivalität….und dies alles im Fußball, kommt vor, und zeigt auf, wie unschön es ist, wenn es nicht mehr mit Fair Play von statten geht. Auch schön ausgearbeitet wurde, dass es wichtig ist, immer miteinander zu reden, und Menschen nicht in der eigenen Wut anzufahren. Denn jederzeit könnte es für Entschuldigungen zu spät sein richtig? Und Freunde und Familie, das ist ja das wichtigste im Leben, und es sollte auch immer so bleiben. Der Fokus ist gar nicht so sehr auf Fußball an sich gerichtet, wenngleich es natürlich einen großen Teil im Leben der Jungs einnimmt, schon allein deswegen, weil sie sich auf einer Fußballakademie befinden. Und das ist mir besonders positiv aufgefallen. Die 4 Jungs sind alle zusammen in ihrer Liebe zum Fußball, unterscheiden sich charakterlich aber doch sehr. Wir haben den Musiker, der schon Musik von kleinauf macht, und dem Musik alles bedeutet, den sozial sehr toll eingestellten Comic- und Superheldenfreak, den Klugen, der einfach alles Wissen anhäuft, und den Krawallmacher, der von sich eingenommen ist. Und trotzdem kommt ungemein toll rüber, dass alle ein Team und Freunde sind. Dies erinnert mich dann auch schon an die Geschichten meiner eigenen Kindheit, wo es jugendliche Teams gab, die Kriminalfälle gelöst haben, aber jeder für sich so einzigartig, und alle so verschieden waren, dass man sich über diese Vielfältigkeit von Charaktereigenschaften einfach nur gefreut hat. Somit ist das Büchlein eine Geschichte über die Bedeutung von Freundschaft. Sehr gut ausgearbeitet ist somit, dass alle verschiede Leidenschaften haben, und die eine große Leidenschaft sie alle gemeinsam befallen hat. Fußball. Dass alle verschieden und individuell sind, aber in einer Sache gleich. Durch mehrere Perspektivwechsel gibt es dann auch mehrere Sichtweisen der 4 Jungs auf das Geschehen. Für ein Erstlingswerk ist das Ganze wirklich richtig schön ausgearbeitet. Und tatsächlich soll es mit den Jungs weitergehen, und eine Fortsetzung geben. Einen ganz kleinen halben Stern Abzug gibt es dann doch, jedoch nur wegen einer Formsache, die mir gar nicht soooo viel ausgemacht hat. Es wird viel mit Hauptsätzen gearbeitet, statt diese in etwas längere Sätze aufzuteilen, die sich dann in Haupt und Nebensatz gliedern. Und so bekommt das Buch von mir 4,5 Sterne, die ich hier als 4 Sterne darstellen muss, da keine Halbsterne vergeben können werden. Und trotzdem: Gerade, weil die Geschichte so bunt und kreativ ist, hat sie auch Potenzial für eine kleine Buchserie über den weiteren Werdegang der Jungs. Alles schreit förmlich danach, dass ich wissen möchte, wie die Lebensgeschichten weitergehen. Und ich denke darauf kommt es bei Büchern an. Ja, ich schätze das Buch hat durch seine vielen verschiedenen Themen irgendwas in mir berührt, weil es zum Nachdenken anregt. Und so etwas mag ich. Egal wie klein oder dünn ein Buch sein mag. Denn wie beim Menschen sollte man aufgeschlossen sein und ein Buch erst im Inneren kennenlernen, bevor man urteilt. Wir haben wenig Buchstabeninhalt, denn das Buch ist nicht sehr dick, und somit eher eine Kurzgeschichte, aber diese hat viel, und damit umso mehr Botschaftsinhalt. Die knapp 150 Seiten fühlen sich trotzdem gut gefüllt an. Das heutige Rezensionslied für die Rezension? Ich wollte eben, dass es irgendwie Fußballatmosphäre vereint, zusammen mit der Atmosphäre von Zusammengehörigkeit, weil es trotzdem kein Fußballlied ist. Und damit so vielseitig wie die Jungs in unsrem Roman: „Wer friert uns diesen Moment ein? Besser kann es nicht sein. Denkt an die Tage, die hinter uns liegen. Wie lang wir Freude und Tränen schon teilen. Hier geht jeder für jeden durch's Feuer. Im Regen stehen wir niemals allein. Und solange unsere Herzen uns steuern, wird das auch immer so sein. Ein Hoch auf das, was vor uns liegt, dass es das Beste für uns gibt. Ein Hoch auf das, was uns vereint. Auf diese Zeit.“