patricianossol
Ihre Romane „Der Geiger“ „Die andere Hälfte der Hoffnung“ „Trümmerkind“ und „Grenzgänger habe ich mit Begeisterung gelesen. Nun ist beim Droemer Verlag ein Geschichtenband von Mechtild Borrmann erschienen. Wie wird sie sich wohl auf dem Terrain der Kurzgeschichten schlagen? 190 Seiten und 20 Short Stories später bin ich einmal mehr von der Brillanz dieser Autorin überzeugt. Jede einzelne Erzählung hat es in sich, regt die grauen Zellen an und lässt Raum für Interpretationen. Den Leser erwartet ein literarisch-poetisches Potpourri, wie es facettenreicher kaum sein könnte. Es sind zum einen kurze spannende Krimis, aber auch Alltagsgeschichten, die sich gerade irgendwo unter uns so oder ähnlich abspielen könnten. Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Nehmen wir beispielsweise den jungen Till, der sich in die Freundin seines Vaters verliebt und mit ihr ein Verhältnis eingeht, oder Giesela, die ihren Mann Hans durch einen Schlaganfall verloren hat, aber weiterhin mit ihm kommuniziert und schließlich im Haus Waldfrieden landet. Besonders gut gefallen haben mir die Geschichten „Ausgegraben“, in der es neben einen Leichenfund auch um die Freundschaft zwischen zwei Frauen geht und „Gnadenlos“, in der die 17 jährige Ariane mit ihrem Bruder Marius eine schreckliche Tat begehen. Mal sind die Töne laut, oft auch leise, aber nicht minder gewaltig, wie in „Augenblicke“ und „Glück hat einen langsamen Takt“ deutlich wird. Immer steht der Mensch mit seinen Unzulänglichkeiten, Gedanken und Emotionen im Fokus des Geschehens. Dieses Büchlein gibt Denkanstöße und lässt mich sinnieren. Perfekt ausgetüftelt und niedergeschrieben! Ein Muss für alle Fans der Kurzgeschichte. Mechthild Borrmann - einmal anders. Eine großartige Autorin, die mich immer aufs Neue beeindruckt.