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marcello

Posted on 16.5.2021

Jennifer Bright beziehungsweise mit Klarname Jennifer Fröhlich war mir bislang kein Begriff, auch wenn ich das Cover von ihrem ersten Roman, „The Right Kind of Wrong“, natürlich häufiger gesehen habe. „Everything We Had“ war in der Präsenz jetzt noch einmal stärker vertreten, Glückwunsch also zum gelungenen Marketing, weswegen ich diesmal keinen Bogen drum machen konnte. Nachfolgend findet ihr nun einen Eindruck davon, ob ich das Zugreifen bereut oder gefeiert habe. Tja, da macht man so Ansagen, dass man das gelesene Buch einreihen wird, und dann zeigt sich doch mal wieder, dass kaum etwas nur schwarz oder nur weiß ist, weil es zu viele Schattierungen dazwischen gibt. Hiermit sollte schon deutlich werden, dass ich „Everything We Had“ nicht so einfach für mich bewerten konnte. Zunächst einmal kann ich aber sagen, dass Cafésetting wirklich ein Highlight war. Auch wenn ich manchmal ein paar logische Prozesse hinterfragt habe, mochte ich die kreierte Atmosphäre, denn Cosy Corner war tatsächlich eine ganz hervorragende Namenswahl. Bei dem Erwähnen der ganzen Kuchen habe ich richtig Appetit bekommen, aber auch Aidans Leidenschaft für die Bücher kamen stets rüber, weswegen ich richtig glauben konnte, dass es für beide die absolute Erfüllung eines Traums ist. Dementsprechend mochte ich die Szenen dort wirklich am meisten. Deswegen gefällt mir auch der Gedanke, dass der zweite Band ebenfalls wieder in dem Café spielen wird. Trotz dieser guten Ausgangslage war es mit Aidan und Kate nicht immer einfach; einzeln, aber auch zusammen nicht. Er kommt lange nicht sympathisch rüber und sie hat ständig Ausbrüche. Die Lautstärke, wie sie Aidan offenbar angeschrien hat, konnte man natürlich nicht hören, dennoch ist vor meinen Augen und Ohren stets etwas erstanden, wo es mich etwas geschüttelt hat. Gerade bei Kate fand ich diesen Eindruck besonders schade, denn in ihren wirklichen Tiefpunkten war sie so echt und so nah an meinem Herzen, dass mich die Diskrepanz zu ihren Ausbrüchen geschmerzt hat. Aidan wiederum hat sich so widerlich anfangs verhalten, dass sein Zweitjob wie ein Witz erscheint. Weiterhin hat es nicht unbedingt geholfen, ein Herz für die beiden zu entwickeln, weil ihre Geschichte von so vielen Klischees aufgeladen war. Der gemeinsame Zwang zu dem Café, der Wettbewerb, wo eh klar war, dass dieser wieder abgeblasen wird, die Offensichtlichkeit mit der Beratungsstelle, das hat schon mal für ein Augenrollen gesorgt. Deswegen war die Annäherung der beiden auch kein wirklicher Wow-Moment für mich. Es ging wie so häufig in Liebesromanen viel zu schnell und auch wenn die Sprache der Autorin in den intensiven Szenen wirklich stark ist, fand ich es stellenweise zu sülzig. Aber dann kommt wieder die Darstellung von Traumata und ich dachte mir, wow, man, warum konnte das ganze Buch nicht so sein? Gerade die Rückblenden, da habe ich jetzt noch eine Gänsehaut bei dem Gedanken daran, wie eindrücklich die in ihrer Entsetzlichkeit waren. Aber auch in der Gegenwart in der Bewältigung der Momente und bei den Rückschlägen, das war großartig kreiert, da kann ich vor der Autorin nur den Hut ziehen. Aber angesichts dieses immens starken Teils fällt natürlich besonders extrem auf, wie oberflächlich andere Teile gestaltet wurden. Beim Ende kann ich auch nur sagen, dass es gut gelungen ist, denn die kurzfristige Trennung der beiden wurde völlig logisch dargestellt. Und daraus resultiert kein endloses Theater, sondern ein völlig normaler Prozess, der ebenfalls wieder ein Händchen für Traumata beweist. Fazit: Tja, was soll ich nach dieser arg geteilten Beurteilung zu „Everything I Had“ sagen? Die Darstellung von Traumata war wirklich 1a Spitzenklasse, mit das Beste, was ich bislang gelesen habe, aber dafür war die Liebesgeschichte wahrlich kein Hit. Das macht es wirklich schwer, denn ich spüre, dass es ein Lieblingsbuch hätte sein müssen, aber dafür hat einfach zu viel gefehlt und da muss ich gerecht bleiben.

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