Nachtblume
Ich hatte mich so sehr auf das Buch gefreut! Die Leseprobe hat mich total mitgerissen und ich konnte es überhaupt nicht erwarten, mehr über Lex und die anderen Gracie Kinder zu erfahren! Der Schreibstil ist sehr nüchtern, was Lex Persönlichkeit geschuldet ist. Sie wirkt resigniert und distanziert, aber das hat mir gut gefallen. Authentisch, irgendwie. So, wie ich mir eine Überlebende wie sie vorstellen würde. Auch die anderen Figuren fand ich gut ausgearbeitet. Jeder geht mit dem Geschehenen anders um und hat die traumatische Kindheit auf unterschiedliche Art verarbeitet. Man hat sofort in den ersten Schilderungen gemerkt, dass jedes Kind seine eigene Persönlichkeit und vor allem seinen eigenen Stand in der Familie besitzt. Einige Kinder wurden ganz klar bevorzugt behandelt, während andere diesen Luxus nicht genießen durften. Im Großen und Ganzen kann man sich aber ganz sicher darauf festlegen, dass es keinem der Kinder wirklich gut ging. Die Geschichte ist in 7 große Kapitel geteilt, in dem man sich größtenteils mit einem der Graciegeschwister auseinandersetzt. Man erfährt einiges über die Vergangenheit, springt aber auch immer wieder in die Gegenwart, wo Lex auf das jeweilige Geschwisterkind trifft. Gerade die Vergangenheitsparts haben mir sehr gut gefallen. Die Schilderungen sind spannend und interessant. Auch das ständige Wechseln hat mich überhaupt nicht gestört und ich konnte der Geschichte gut folgen. Leider haben mich die Parts aus der Gegenwart allerdings überhaupt nicht abholen können. Die meiste Zeit fand ich die Handlung sehr langweilig. Die Treffen mit den Geschwistern sind recht kurz gehalten und immer wieder wird etwas eingestreut, was zur eigentlichen Story wenig beiträgt. Es wirkt langgezogen und das leider auf künstliche Art. Die Idee hinter "Girl A" finde ich klasse und sie hat sofort die Neugier in mir geweckt. Gerade als True Crime Fan ist man hier schnell angefixt. Leider konnte mich das Buch aber nicht überzeugen. Dafür ist es mir im Gesamten einfach zu fad und langatmig. Das Buch ist recht ruhig - was an sich ja okay ist -, allerdings passiert mir insgesamt zu wenig, was wirklich interessant ist. Es ist eine gute Idee, mit leider schlechter Umsetzung - mit wenig spannungsgeladenen Szenen, die die Nerven kitzeln oder mich den Atem anhalten lassen. Unter einem Thriller verstehe ich definitiv etwas anderes und daher kann ich leider nicht mehr als 2 Sterne vergeben.