JulisTeestübchen
Isolde und Taylor waren schon als Babys beste Freunde. Doch ein Streit um Taylors (Ex-)Freundin sorgte für ein Jahr Funkstille zwischen den beiden. Erst als Islode aus Liebeskummer über ihren Ex-Freund gefrustet ist, traut sich Taylor wieder Kontakt zu ihr aufzunehmen. Er selbst hat ein hartes Jahr hinter sich, denn er hat bei einem Autounfall sein Bein verloren, woraufhin die genannte, damalige Freundin Schluss gemacht hat. Zunächst über E-Mails, später dann über Chats und Videoanrufe kommen Islode und Taylor sich wieder näher. Und vielleicht sogar näher als es für beste Freunde üblich wäre. Das Buch ist abwechselnd aus der Perspektive von Isolde und Taylor geschrieben. Dabei bekommen wir als Leser jeweils sehr tiefe Einblicke in das Leben der beiden, ihre Gefühlswelten und Leiden. Ja, auch Leiden, denn auf beide trifft zu, dass sie keine 0815-Teenagerleben führen, wenn auch dennoch sehr authentische. Isolde ist besessen vom Balletttanzen und opfert dafür bereits seit sie ein Kind ist so gut wie jede freie Minute - und nimmt dafür in Kauf kaum richtige Freunde zu haben. Taylor dagegen war ein sehr erfolgreicher, junger Snowboarder - bis zu seinem Unfall, der ihn komplett aus seinem Leben, das er einst führte, gerissen hat. Snowboarden tut er seit dem Unfall nicht mehr. Die Autorin schafft es, einem die beiden Charaktere unglaublich nahe zu bringen. Zugegeben, mit Isolde habe ich mich anfangs noch schwer getan, da sie in meinen Augen gerade anfangs sehr leidig und naiv wirkte. Mit der Zeit wurde es aber definitiv besser und ich konnte auch immer mehr Verständnis für sie aufbringen. Taylor dagegen hat mich von Anfang an gefangen. Seine Geschichte ist einfach nur berührend. Und: Er ist zudem noch der beste Freund oder auch Freund, den sich ein Mädchen nur wünschen könnte. Und das ohne rundum markelos und perfekt zu sein. Er ist einfach unglaublich liebenswert. Ja, Mein Teenager-Ich ist wohl ein bisschen verliebt in ihn. :D Aber nun zur großen Besonderheit dieses Buches: Neben normaler Erzählprosa wird die Geschichte in E-Mails, Instantmessenger-Nachrichten, Skype-Chats und Videoanrufen fortgeführt. Und dies gelingt der Autorin, ohne Lücken zwischen den einzelnen Erzählweisen entstehen zu lassen oder ohne, dass sie in der Prosa noch groß Klärungen nachliefern müsste. Trotz der verschiedenen Medien liest es sich wie geschmiert in einem Rutsch. Ich war zugegeben vorab etwas skeptisch, ob mir dieser "Medienwechsel" nicht etwas sehr zu jungendlich ist, wurde dann aber sehr positiv überrascht. Denn es wurde dadurch durchaus auch unterhaltsam. Und es passte einfach perfekt zur Geschichte. Wer gerne Soundtracks zu Büchern hat, der ist hier zusätzlich sehr gut bedient, denn Taylor schickt Isolde gelegentlich Playlists zu, die jeweils passend in die Geschichte einfließen. Mir hat das Buch zum großen Teil sehr gut gefallen, nur der Schluss lässt mich etwas zwigespalten zurück. Zum einen war er sehr vorhersehbar, obwohl ich mir hier die ein oder andere Überraschung durchaus hätte vorstellen können, zum anderen war er dann auch wieder etwas unerwartet offen geblieben. Und gleichzeitig trifft die Autorin es damit auch ins Schwarze, weil sie das Leben junger Erwachsener realistisch widerspiegelt.