Wuschel
Das Buch wurde mir als Thriller vorgestellt (nicht vom Verlag - nur damit keine Missverständnisse auftreten) und der Klappentext klang dezent nach Ritualmord, was mich direkt anfixte. Da konnte ich auch über meinen Schatten springen und, entgegen meiner Vorsätze, einen Thriller mit Ermittlern lesen. Tja, leider war es dann eben doch ein Krimi und die von mir interpretierten Ritualmorde waren einfach nur Morde, oder so, denn wirklich sicher ist man sich lange da auch nicht. Oder man nimmt es nicht ernst, denn normal wird in einem Krimi ermittelt. Irgendwie wird es das auch, aber nicht so richtig - vieles ist so halbherzig, Befragungen werden verschoben, Spannung kommt erst gar keine auf, die Charaktere wirken größtenteils unglaubwürdig. Das Setting, oder zumindest manche örtliche Gegebenheiten sollte man kennen - wie den ehemaligen Flughafen Tempelhof bzw. die liebevolle Umschreibung "Felder" -, denn sonst ist man - wie ich - eventuell dezent verwirrt. Besonders weil wir hier auf dem Land unsere Felder nicht abschließen, geschweige denn überhaupt einen Zaun und Tor drum rum bauen und ganz sicher keine Security Firma für deren Schutz beauftragen - Ausnahmen bestätigen sicher die Regel. Auf der anderen Seite bekommt man etliche Einblicke ins Berliner Straßennetz, denn hier wird mit Namen oftmals nur so um sich geworfen. Das Dazwischen war einfach so abstrus, dass es mich so gar nicht stört, dass das Ende so offen ist. Ich kam mir beim Lesen wirklich ab und an vor wie in einem schlechten Film. Mir fehlen auch ehrlich gesagt etwas die Worte um das Erlebnis näher zu beschreiben. Ich würde das Buch jetzt aber auch nicht als durchweg schlecht beschreiben. Es war ganz nett und aufgrund der kompletten Unglaubwürdigkeit will man einfach weiter lesen in der Hoffnung, dass da noch was kommt. Etwas, das das ganze glaubhaft macht. Oder einen Moment wo eine Torte platz, jemand herausspringt und laut schreit "ÜBERRASCHUNG!", aber weit gefehlt. Geht es also jemandem beim Lesen jemandem ähnlich wie mir: Vergesst es. Das bleibt so. Die Charaktere der Obdachlosen gefielen mir tatsächlich am besten. Eigentlich gab es auch noch eine andere Charaktere, aber das war mir dann schlussendlich alles zu konstruiert und inszeniert. Lügen, Intrigen und das alles zuhauf. Okay, eigentlich wollte ich was nettes schreiben, aber das klingt alles weniger nett. Der Schreibstil war gut zu lesen.Obwohl mich die Schriftart oftmals etwas irritierte, war er wirklich schön flüssig und angenehm. An sich hätte auch die Geschichte unfassbar viel Potential gehabt, wenn die Ermittler ihren Job gemacht hätten. Da ich aber auch schon viele - oder ausschließlich - gute Rezensionen zu dem Buch gelesen habe, ist das - wie immer - auch nur mein persönlicher Eindruck. Das ich recht übersättigt bin, was das Thema angeht, dürfte ja inzwischen bekannt sein. Wobei ich unkonventionelle Ermittler mag, solange sie eben authentisch sind. Um ganz ehrlich zu sein: Wer Wert auf meine Meinung legt, der lässt die Finger von dem Buch. Wer genau das Gegenteil meiner Meinung denkt, der liest dieses Buch unbedingt. So einfach ist das. Glücklicherweise sind wir ja alle unterschiedlich. Fazit: Ein Buch von dem ich mir weit mehr erhofft hatte, als ständiges Rumgeeiere und unglaubwürdigen Ermittlern.