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Furbaby_Mom

Posted on 10.5.2021

*** Durchwachsen *** Da mir die Bände 1-3 der Blackberry-Island-Reihe aus der Feder von Susan Mallery gut gefallen hatten, freute ich mich auf den nächsten literarischen Ausflug auf die idyllische kleine Insel vor der Küste Washingtons. Natürlich versteht es eine routinierte Bestsellerautorin, die Geschichte samt regelmäßigen Perspektivwechseln flüssig und anschaulich zu erzählen, am Schreibstil gibt es also - wie erwartet - nichts zu bemängeln, außer vielleicht der Tatsache, dass mir dieses Mal sowohl Gefühl als auch die Atmosphäre des Settings ein wenig zu kurz gekommen sind. Im Fokus der Story stehen drei junge Frauen, die mehr Freundinnen als bloße Verwandte sind. Sophie, Single und ehrgeizige Businessfrau, deren mit Herzblut aufgebaute Firma gerade niedergebrannt ist, kehrt nach Blackberry Island zurück für einen Neuanfang. Sie nimmt die Dinge gerne selbst in die Hand – böse Zungen würden sie als Kontrollfreak oder gar Zicke betiteln, dabei verlässt sie sich lediglich ungern auf andere Menschen. Ihre Cousine Kristine, verheiratet mit ihrem High School Schwarm und Mutter dreier Jungs, sehnt sich nach Selbstverwirklichung in Form einer eigenen kleinen Bäckerei – und ist entsetzt, dass ihr Mann, den sie in all seinen Plänen stets bedingungslos unterstützt hat, ihr diesen Traum nicht nur ausreden, sondern gar verbieten möchte. Steht ihre Ehe vor dem Aus? Und Heather, die Tochter von Sophies und Kristines Cousine Amber, möchte sich eigentlich aufs College vorbereiten, plagt sich jedoch mit zahlreichen Nebenjobs ab, um den faulen Lebensstil ihrer weinerlichen Mutter zu finanzieren. Neben den sehr anschaulich und glaubwürdig präsentierten Eheproblemen von Kristine und einem netten, wenn auch nicht sonderlich mitreißenden amourösen Abenteuer Sophies ist es vor allem Heathers Selbstlosigkeit, die mir im Gedächtnis bleiben wird. Ihre Gutmütigkeit stellte meine Nerven auf eine Zerreißprobe, wobei dies im Hinblick auf den Umgang mit Amber eigentlich für alle drei Frauen gilt. Prinzipiell ist es ja stets ein gutes Zeichen, wenn die Autorin eine Figur erschaffen kann, die solch intensive Gefühle in den Lesern erweckt – bei mir hatte dies allerdings zur Folge, dass ich zwischenzeitlich vor Wut und Fassungslosigkeit über Ambers dreistes, manipulatives, selbstmitleidiges, schmarotzendes, durch und durch egoistisches Verhalten frustriert aufschreien wollte und hin und wieder eine Lesepause einlegen musste. In allen Büchern, die ich je gelesen habe, ist mir noch nie eine derart unsympathische, verhasste Figur begegnet. Im Grunde verblassten für mich alle anderen Plots neben diesem Handlungsstrang und ich wartete nur darauf, dass Amber hoffentlich die gebührenden Konsequenzen für ihr Handeln ernten würde. Meines Erachtens wurde mit dieser toxischen Person noch viel zu milde verfahren, aber diesbezüglich muss sich natürlich jeder ein eigenes Urteil bilden. Schade nur, dass mich dadurch weder Sophies Unternehmensentwicklung noch ihre Katzenliebe oder die vielversprechende Bekanntschaft mit dem Tai-Chi-Lehrer Dugan emotional erreichen konnten. Nach Beendigung dieses Wohlfühlromans war ich letztlich so 'entspannt', dass ich am liebsten eine halbe Stunde auf einen Boxsack eingetrommelt hätte – was ja nicht Sinn der Sache sein kann. Gerne hätte ich mehr Sterne vergeben, doch die Dauerpräsenz einer solch negativen Protagonistin überschattete das ansonsten auf familiären Zusammenhalt ausgelegte Werk wie eine düstere Wolke und hat mein Leseerlebnis ordentlich getrübt. Aus diesem Grund vergebe ich für den im April 2021 bei HarperCollins erschienenen und wie immer mit einem wunderschönen Cover ausgestatteten Roman 3 ½ Sterne.

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