inavainohullu
SUCH A FUN AGE war ein Roman, der mich, um ganz ehrlich zu sein, etwas ratlos zurücklasst. Kiley Reid erzählt in ihrem Debüt, die Geschichte von Emira, die als Babysitterin für die Familie von Alix Chamberlain arbeitet. Emira ist eine junge Schwarze, die ein bisschen struggled, was sie mit ihrem Leben anfangen soll und will, Alix ist eine weiße Privilegierte, erfolgreich, gut betucht, der man zunächst ein Helfersyndrom zuschreiben möchte, was aber eigentlich keines ist, sondern sich eher als ein "Sich selbst in den Mittelpunkt stellen" entpuppt, was einem einerseits recht schnell klar wird, sich in der Geschichte aber erst so richtig entwickelt, als Kelley Copeland auftaucht. Kelley wird in einem Supermarkt Zeuge, wie man Emira versucht dort festzuhalten, weil sie nach 21 Uhr mit Briar, der älteren Tochter der Chamberlains unterwegs ist. Vom Sicherheitsmann und einer Kundin, wird ihr, nur aufgrund ihrer Hautfarbe unterstellt, das Kind gekidnappt zu haben, obwohl Emira tatsächlich einfach nur ihren Job macht. Kelley filmt das Ganze, doch Emira macht ihm schnell klar, dass sie nicht will, dass dieses Video öffentlich gemacht wird. Die Wege der Beiden kreuzen sich einige Zeit später wieder und sie werden zu einem Paar. Emira ahnt allerdings nicht, dass auch Alix und Kelley sich kennen und plötzlich beginnt eine sehr leise Schlacht um Emiras "Gunst", die aber im Kern überhaupt nichts mit ihr selbst zu tun hat, sondern eher ein Kampf um den jeweils eigenen Stolz ist. Emira ist für Beide nur ein sehr praktischer Spielball. Natürlich geht es aber nicht nur um Privilegien und um den eigenen Status, sondern auch um Rassismus, der unterschwellig in den Protagonisten verankert ist. Sie handeln sehr oft, ohne nachzudenken oder auch nur zu erahnen, was das in Emira auslöst. Die Eine will sich als guter Mensch darstellen, was ansich schon völlig absurd ist, weil man dazu keinen schwarzen Babysitter braucht, was total rassistisch ist, hallo ?! Der Andere hingegen fetischisiert das Ganze, ist fixiert darauf, sich als Weißer immer mit schwarzen Freunden und Freundinnen zu umgeben, seine Freundinnen mit Miss anzusprechen und Dinge zu mögen, die man ganz offensichtlich schwarzen Menschen zuzuschreiben. Ich saß beim Lesen mehrfach fassungslos da und dachte mir nur so: What the F***? Den Aspekt, wie sich die eigenen Figuren sehen, darstellen und zu Rassismus stehen, obwohl sie selbst offensichtlich rassistische Gedanken haben, die sie gar nicht checken, fand ich spannend und interessant. Regt auf jeden Fall auch zum Nachdenken und zur Selbstreflektion an. Auch den Schreibstil mochte ich sehr, doch es fehlte mir deutlich an Spannung, an mehr offensichtlichem Fingerzeig und an Emiras Aktivität. Sie wirkt oft so passiv, nimmt Vieles hin, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Einerseits sicher verständlich, andererseits hat mir ihr Schweigen aber auch manchmal wütend gemacht. Und auch mit dem Ende bin ich nur so halb glücklich, weil ich einfach das Gefühl habe, dass keine der Figuren irgendetwas gelernt hat. Ich hoffe dafür, dass die künftigen Leser:innen dafür umso mehr daraus mitnehmen. Mir ging es jedenfalls so.