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mrsrabe

Posted on 8.5.2021

In dem Sommer, in dem sie ihren Schulabschluss hat, beschließt sie: „Ab heute will ich gesund leben, Sport treiben und abnehmen.“ Sie hat Pläne, die sich durchaus vernünftig anhören. Sie will studieren, will klug sein, mit Verstand und dem Herzen. Neun Monate später ist ihr das Leben entglitten, leidet unter Essstörungen, wiegt unter 4o Kilogramm. Es ist eine Geschichte einer obsessiven Sucht, die Louise Juhl Dalsgaard hier erzählt. Ist es ihre eigene, oder nur sehr scharf beobachtet, einerlei. Die dänische Schriftstellerin legt hier mit ihrem 2017 erschienen Debüt „Genug“ das Porträt einer jungen Frau an, das besonders ist in Sprache, Form und Inhalt. Es sind Erinnerungen, Gedankensplitter der jungen Frau zu ihrer Kindheit, ihrem Erwachsenwerden, ihrem Leben mit der Krankheit, dem Verhältnis zu Mutter und Vater, den toxischen Beziehungen zu Männern. Unterbrochen werden diese oft nur wenige Zeilen langen Segmente von Therapieberichten behandelnder Ärzte, Therapeuten und Sozialarbeiter, die dem ganzen einen höchst authentischen Anstrich geben. Schon als Kind verspürt die Protagonistin eine seltsame Distanz zu ihrem Körper. „In einem Sommer taufe ich meine Knie. Das da und das da, nenne ich sie…Viele Jahre lang sind meine Knie das Einzige, was mich mit mir verbindet.“ Das da und das da! Schon immer wich die Mutter Gesprächen aus, trägt viel Ungesagtes mit sich herum, wie eine russische Puppe, gefüllt mit sich, gefüllt mit sich und ganz tief drinnen die Tochter wie eine Puppe. Der Vater beginnt gleich gar keine zu führen. Verständnislos und hilflos sind die Eltern mit der Situation. Sie sind wie Außenstehende. Wie also sollten sie klar kommen mit der Krankheit der Tochter, wenn diese selbst keinen Grund nennen kann oder mag. „Mein Gehirn möchte gesund sein, mein Körper beharrt darauf, dass ich es nicht wert bin.“ Ihr Bruder ist eine Stütze, weil er unverblümt und geradeheraus ist. Mit ihm schließt sie – initiiert von ihrem Sozialarbeiter - einen Vertrag, nicht aufzugeben. Handschriftlich steht dazu nach den Unterschriften: Kämpfe, Louise – Am Ende wartet das Leben „Fast jeden Tag spaziere ich runter zum See. Da stehe ich dann und rufe: Dass ich MEHR haben will, obwohl ich mehr als GENUG habe.“ Dieses Buch ist einschneidend, berührend. Ein Aufschrei, aber auch ein Zeugnis von Stärke. Besonders und beeindruckend.

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