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Glitzer

Posted on 8.5.2021

„Deine vergeangenen Fehler sind nicht deine zukünftigen Entscheidungen.“ (Jack zu Clementine in Stealing your heart) Worum geht’s? Sie ist gekommen, um zu stehlen. Doch am Ende verliert sie ihr Herz. Clementine ist Profidiebin, die mit ihrer Begabung teure Gegenstände klaut, die ihr Mentor Lucien versetzt und mit dem Geld dann soziale Zwecke unterstützt. Ihre neuste Aufgabe? Sie soll ein unbekanntes Van Gogh Gemälde klauen. Doch als Clementine den Elvis-Imitator Jack kennenlernt und sich in ihn verliebt, wird es schnell kompliziert, als sich herausstellt, dass er ihre Zielperson ist… Stealing your heart ist ein Einzelband und in sich geschlossen. Schreibstil und inhaltliche Hinweise Das Buch ist chronologisch aufgebaut und wird aus der Erzählersicht mit wechselndem Fokus auf Clementine und Jack erzählt. Das Buch lässt sich recht flüssig lesen, der Schreibstil ist oftmals humorvoll angehaucht. Das Buch beinhaltet Sexszenen. Meine Meinung Eine moderne, romantische Version einer weiblichen Robin Hood, die sich in ihre Zielperson verliebt? Klingt toll. Das war mein Gedanke, als ich Stealing your heart auf meine Wunschliste schrieb. Monate vergingen und meine Vorfreude auf das Buch stieg. Als ich es endlich in den Händen hielt, find ich direkt an, es zu lesen. Und schon bald musste ich feststellen, dass dieses Buch nicht mein Herz, sondern mir meinen letzten Nerv geraubt hat. Aber fangen wir vorne an… Es geht um Clementine. Taffe Protagonistin, die als Profidiebin andauernd tolle Coups macht, die viel Kohle bringen und von ihrem Mentor in Waisenhäuser, lokale Projekte und jede Menge andere soziale Bereiche gepumpt wird. Denn Clementine ist selbst Opfer des Pflegekind-Systems geworden, aus dem sie ausbrach, in die Arme eines Fremden lief und von diesem Mentor Lucien fortan ausgebildet wurde. Wenn sie gerade nicht stiehlt, sich auf neue Coups vorbereitet oder ihre Spuren verwischt, lebt sie mit einer Bartagame zurückgezogen und ohne weitere Kontakte da, wo sie ihr Schicksal hintreibt. Ihr neuster Auftrag führt sie nach Whichway, einem kleinen Kaff, wo ein Elvis-Imitatoren-Festival stattfindet, wo sie Jurorin sein soll, um so an ihre Zielperson heranzugekommen. Vor Ort trifft sie auf Jack, in den sie sich schnell verschießt, dann aber feststellt, dass er ihre Zielperson ist. Sie kann sich aber irgendwie nicht von ihm losreißen und so beginnt eine wirre Reise zwischen Rummachen, Selbstzweifeln, dem Druck von Lucien zur Erledigung des Jobs und jede Menge anderer Nebensächlichkeiten, die hier den Rahmen sprengen würden. Bis Clementine irgendwann einfällt, dass sie den Van Gogh noch stehlen muss und sie so vor der Frage steht: Es tun und alles verlieren oder aufgeben und vielleicht ein neues Leben anfangen? Ehrlich gesagt fällt es mir wahnsinnig schwer, diese Rezension zu schreiben. Nicht, weil ich nicht weiß, was ich sagen will, sondern weil mich jeder Buchstabe, den ich tippe, jede Sekunde, die ich diesem Buch widme, nervt. Wirklich selten war ich so oft so kurz davor, ein Buch abzubrechen, es an die Wand zu schmeißen, in der Badewanne zu ertränken oder sonst etwas mit dem Buch zu machen. Nach einem durchaus netten Start in das Buch stellte sich bereits nach ein paar dutzend Seiten zunehmend die Frage: Ist dieses Buch eigentlich ernst gemeint? Ist es ein Humor, den ich nicht verstehe? Ist es ein durchweg selbstironisches Werk? Bis zur letzten Seite kann ich es nicht sagen. Nur eine Erkenntnis bleibt: Leider habe ich das Buch gehasst. Hass ist ein wahnsinnig starkes Wort, was ich ungern benutze, aber leider trifft es in dieser Situation absolut zu. Gekämpft habe ich bis zur letzten Seite in der Hoffnung, dass noch irgendetwas kommt, was mich abgesehen von dem Cover an diesem Buch überzeugen kann. Kam nicht. Gab es nicht. Das Buch ist eine undefinierbare Mischung aus einer absurden Geschichte, die sich in unglaublich vielen Nebensächlichkeiten verrennt, einer absolut nicht greifbaren Liebesgeschichte mit zwei irritierenden Charakteren (wobei Jack noch mehr überzeugen kann als Clementine) und wahnwitzigen Entwicklungen, die in einem unbeschreiblich peinlichen und überzogenen Finale enden und mich am Ende fassungslos, enttäuscht, wütend und ehrlich gesagt auch ein wenig beschämt zurückgelassen haben. Die enorme Vorhersehbarkeit der Geschichte macht das natürlich auch nicht besser. Die Autorin hat eine in meinen Augen derart widersprüchliche und inkonsistente Geschichte geschrieben, dass ich wirklich verwirrt war. Ist es alles ein Witz, den ich nicht verstehe? Sehe ich alles zu eng? Sind die Äußerungen von Clementine, die ständigen Fettnäpfchen und die komplette Geschichte mit der Elvis-Tribute-Show eigentlich etwas, worüber man lachen sollte? Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Für mich war die Geschichte vor allem eins und es tut mir leid um dieses wirklich harsche Wort: Lächerlich. Von Anfang an ist Clementine wahnsinnig vorurteilsbehaftet, während Jack von der Autorin wirklich 100% gegenteilig zu der Vorstellung von Clementine über ihre Zielperson gestrickt wird. Denkt sie, er ist geldgierig, zeigt die Autorin, wie sparsam er ist und wie sehr er sich um seine Umgebung sorgt. Denkt sie, er ist eingebildet, wird Jack ganz schnell unglaublich unsicher, tollpatschig und liebenswürdig. Ja, es hat mich wahnsinnig aufgeregt. Denn so mochte ich ganz schnell weder Clementine noch Jack. Zunehmend verliert Clementine den Fokus, verrennt sich in dem Leben in Whichway und ihrer Vorstellung von einem normalen Leben. Vielleicht sollte es Clementines innere Zerrissenheit darstellen, aber ehrlich gesagt wirkte es für mich die erste Hälfte des Buches nur hochgradig manipulativ und berechnend, wie sie sich systematisch in Jacks Leben drängt, aber von dem Jack, den sie kennenlernt, so begeistert ist, dass sie unsicher wird. Dann aus dem Nichts knutschen beide rum, Hals über Kopf wird von Liebe gesprochen, Clementine zweifelt an ihrem Leben, Jack hat hingegen Probleme mit seiner Firma, was dann aber für die Handlung gar keine Rolle spielt. Das Buch ist so wirr aufgebaut, dass die Szenen permanent springen, die Charaktere in ihren Handlungen wenig nachvollziehbar sind und ich sowieso das Gefühl hatte, dass es kaum Handlung gibt. Es ist ein Buch in a nutshell, was irgendwie 300 Seiten im Kreis läuft, bei dem man nie weiß, was gespielt und was ehrlich ist (nicht positiv gemeint im Sinne von spannend) und dann in einem derart wahnsinnigen Finale endet, dass es wehtat. Ich habe die letzten Seiten so fassungslos gelesen, dass ich weinen wollte. Auflösungen, die hochgradig vorhersehbar waren, wenn man aufmerksam gelesen hat und zumindest ein minimales bisschen an Menschenkenntnis mitbringt. Unnötige Entwicklungen, die für Spannung und Drama sorgen sollten, aber für mich vollkommen verpufften und mich nur weiter nervten. Ein ekelhaft kitschig-klebriges Liebesgedöns, was so wenig greifbar, so wenig tief war, weil beide Charaktere kaum miteinander redeten, sich dann aber aus dem Nichts alle Geheimnisse anvertrauten und regelmäßig miteinander rumgemacht haben. Garniert wird das Ganze mit halbgaren Familienproblemen bei Jake, die keine Relevanz haben, mit dem verzweifelten Versuch von Clementine, taff und gleichzeitig liebevoll zu wirken und mit ihrer sozialen Arbeit das Herz zu erreichen. Auch die Namen der Orte (Whichway, Whatsnot Dinner, Whenever Bar) wirken so ironisch-befremdlich-lachhaft, dass ich das Buch einfach nicht ernstnehmen konnte. Vielleicht war das die Intention der Autorin und vielleicht empfinden viele das Buch deswegen auch als Meisterwerk, für mich war es einfach überhaupt nichts. Clementine entwickelt sich im Buch zu einer wahren Witzfigur. Anfangs wird betont, wie professionell sie ist, wie gut vorbereitet. Im zunehmenden Verlauf des Buches habe ich nur immer wieder vernommen, wie leichtsinnig, unkonzentriert, unprofessionell Clementine ist. Auf der einen Seite wird sie als Superschurkin mit Superskills dargestellt, auf der anderen Seite ist sie ein – es tut mir leid – naives Dummchen, was das ganze Buch hindurch von verschiedenen Personen vorgeführt wird. Gerade eigentlich mit Clementines Vorgeschichte fand ich es widersprüchlich, wie blind sie Leuten vertraut und wie wenig sie offensichtliche Lügen nicht erkennt. Jack hingegen ist – ebenfalls sorry – ein treudoofer Lauch, der so unsicher ist, dass ich nur den Kopf schütteln konnte. Er geht neben Clementine komplett unter, dabei ist er eigentlich interessant und liebenswert. Zwischendurch begehrt er auf und tut auf hart und bestimmerisch, aber das verpufft direkt wieder komplett. Selten waren mir zwei Charaktere in einem Buch so egal und haben mich gleichzeitig so genervt wie hier. Zu guter Letzt werde ich erstmals etwas in einer Rezension erwähnen, was für mich noch nie ein Thema war, ich hier aber als auffällig und störend empfand. An vielen Stellen des Buches gibt es inhaltliche Stolpersteine. Mal ist es der Satzbau, der in meinen Augen keinen Sinn macht. Mal ist es der Inhalt, der unangenehm ist- ich kann natürlich nicht beurteilen, ob dies an einer vielleicht unpassenden Übersetzung liegt oder von der Autorin im Original wirklich so krumm geschrieben wurde. Ich bin an vielen Stellen wirklich irritiert stehen geblieben und habe den Kopf über Formulierungen geschüttelt. Der Cringe-Faktor ist bei diesem Buch leider in dieser Hinsicht hoch. Mein Fazit Zum allerersten Mal kann ich ein Buch wirklich in keinem Aspekt empfehlen und muss sagen, dass Stealing your heart meine Nerven überstrapaziert hat. In Hoffnung auf Besserung habe ich mich durch die Seiten gekämpft, wurde aber enttäuscht. Es ist vielleicht eine nette Idee, aber die Umsetzung war in keinster Weise etwas für mich: Cringey, unangenehm, anstrengend und viel zu überzogen. Leider das erste Mal, dass mir zu einem Buch nichts einfällt, was mehr als einen Stern rechtfertigen würde. [Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]

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