Furbaby_Mom
Hier stimmte einfach alles! Müsste ich Anne Barns' Werk (HarperCollins, März 2021) mit nur einem Satz beschreiben, würde ich sagen: "Bernsteinsommer" ist einer der besten Wohlfühlromane, die ich je gelesen habe. Christinas Leben hat es gerade nicht leicht: Die Alzheimer-Erkrankung ihres Vaters schreitet voran, ihr Café steht unter Wasser und muss vorläufig geschlossen werden, ihr Noch-Mann drängt auf die Scheidung, um seine schwangere Affäre heiraten zu können... - Eigentlich genug Gründe, um zu verzweifeln. Stattdessen besinnt sich die 33-jährige Konditorin auf das Positive, gönnt sich eine Auszeit an der Ostsee und wagt einen Neuanfang – beruflich wie auch in Liebesdingen. Wer nun glaubt, es handele sich um eine seichte 08/15-Story, irrt gewaltig! Der intensive, lebensnahe, bildhafte, traumhaft angenehme Schreibstil der Autorin hat mich überwältigt! Ich fasse es nicht, dass ich zuvor noch kein Werk von ihr gelesen hatte! Selten habe ich mich mit einer Geschichte, den Protagonisten und dem Setting dermaßen wohl gefühlt! Christina ist eine wundervolle Hauptfigur. Ich konnte ihr Denken und Handeln zu 100% nachempfinden, fühlte und litt mit ihr, bewunderte ihre Stärke im Umgang mit der Krankheit ihres Vaters und war begeistert von ihrer optimistischen, bodenständigen Einstellung. Im realen Leben wäre ich definitiv gerne mit ihr befreundet – und würde mich zudem ganz selbstlos als Testesserin für all die von ihr gezauberten Köstlichkeiten anbieten. Auch die Nebenfiguren sind durch und durch liebenswert und bereichern die ruhige, aber niemals langweilige Handlung ungemein. Der literarische Ausflug an die Ostsee war für mich wie ein erholsamer Kurzurlaub – die Strandatmosphäre war quasi zwischen den Zeilen greifbar und nahm mich komplett gefangen. Ich hatte das Gefühl, tatsächlich vor Ort zu sein! Mit viel Feingefühl geht die Autorin auf das Thema Demenzerkrankung ein, ohne dass der rundum positive, lebensbejahende Unterton der Story verloren geht. - Kein übersentimentales Drama, keine unrealistischen Beschönigungen, sondern das echte Leben. Diese Authentizität spiegelt sich auch in den Dialogen wider. Neben familiären Angelegenheiten stellen die Aspekte Kunst und Backen ebenfalls wichtige Elemente der Handlung dar. Besonders gefreut habe ich mich über die Gedichtsliste sowie über die vielen Rezepte im Anhang. Außerdem gibt es einen kleinen Gastauftritt von Autorin Susanne Oswald, was für eine nette Idee! Fazit: Uneingeschränkte Leseempfehlung für alle Fans von tiefgründigen Feel-Good-Stories! Dieser Roman ist Balsam für die Seele, die perfekte Alltagsflucht. Am liebsten hätte ich noch ewig weitergelesen und mindestens doppelt so viele Sterne vergeben.