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minijane

Posted on 7.5.2021

Grobe Schnitzer Ich-Erzählerin Sophie ist 17 Jahre alt, als ihr Vater, mit dem sie alleine lebt, ihren Umzug von Hamburg nach München beschließt. Er will endlich mit der neuen Liebe in seinem Leben, Lena, zusammenziehen, und da muss Sophie mit, ob es ihr nun passt oder nicht. Sophie sträubt sich gegen ihre Zwangsumsiedlug ist zickig und will vor allem Lena hassen, auch wenn diese mehr als verständnisvoll und freundlich zu ihr ist. Zwei kleine Stiefbrüder und einen Familienhund Carlos gibt es in ihrem neuen Zuhause ebenfalls. Entgegen aller Befürchtungen lebt sich Sophie aber doch ganz gut ein, kommt in der Schule klar und freundet sich sogar mit dem Nachbarsmädchen Alex an. Aber dann knistert es unerwartet zwischen Sophie und Alex, als sie sich bei einem Partyspiel küssen sollen. Sophie ist berauscht und verwirrt und stürzt in einen Strudel neuer Gefühle. Anne Freytag hat sich in diesem Coming-of-age Roman dem schwierigen Thema gleichgeschlechtlicher Liebe gewidmet. Diese komplizierte und verwirrende Selbstfindungsphase hat sie auch gut und nachfühlbar erzählt. Das zweite Thema, dass ein bisschen zu sehr in den Hintergrund rückt, ist die veränderte Familienkonstellation und der Umgang damit und natürlich nagt an Sophie auch immer noch der Verlust der eigenen Mutter, die die Familie kurz nach ihrer Geburt verlassen hat. Auch dieser Teil in Sophie's Geschichte kommt mir zu kurz. Sophie selbst war mir ehrlich gesagt gar nicht besonders sympathisch, wobei ihre Zickerei und ihr Auflehnen gegen Autorität natürlich zum Erwachsenwerden dazu gehört. Ihre Ansicht, dass eine Party immer damit endet, dass alle betrunken sind und sie mit irgendeinem Jungen Geschlechtsverkehr hat, fand ich heftig, zumal sie erst 17 ist und dieses Buch für Jugendliche geschrieben ist. Überhaupt geht es nachdem sich zwischen Sophie und Alex eine Liebesgeschichte entwickelt hat hauptsächlich um das Körperliche. Seitenlang liest man, wie sich die beiden in Extase versetzen. Nur geredet wird wenig. Ein wichtiges Thema, dass leider total ausgeklammert wird, wäre Treue gewesen. Ganz schlimm fand ich das sexistische Männerbild, dass Jugendlichen hier vermittelt wird. Beide Mädchen haben vor der Bewusstwerdung ihrer Sexualität , Sex mit dem anderen Geschlecht und haben keine Lust beim Akt empfinden können. Das wird aber darauf geschoben, dass Jungs wenig einfühlsam sind und nur an die eigene Lustbefriedigung denken. Puh..., das fand ich schon bedenklich! Mit der neuen Familie hat Sophie den Hauptgewinn gezogen, würde ich sagen. Lena, die "Stiefmutter" könnte gar nicht empathischer und liebenswerter sein, und die beiden kleinen Jungs sind einfach nur zuckersüß. Sie zeigen der neuen großen Schwester von Anfang an ihre Zuneigung und beschützen sogar ihre "private Fähre" (Originalton vom kleinen Leon) vor Überraschungsbesuchern. Sophie's Vater stellt sich bei seinem Projekt "Umzug nach München" etwas ungeschickt an und setzt damit das gute Verhältnis zu Sophie aufs Spiel. Er überrumpelt sie mehr oder weniger mit seinen Plänen, statt das Thema auch vor Tag X mal anzuschneiden und seine fast erwachsene Tochter ein bisschen mehr miteinzubeziehen. Fast alle Möbel von Sophie bleiben in Hamburg und gegebene Versprechen werden wegen Arbeitsüberlastung nicht eingehalten. Da ist die wütende und enttäuschte Reaktion der Protagonistin nachvollziehbar. Den Schreibstil von Anne Freytag mochte ich ganz gern. Auch mit den kurzen Kapiteln konnte ich mich gut anfreunden. Leider überwiegen die negativen Punkte, und ich kann das Buch für die Zielgruppe Jugendliche gar nicht empfehlen.

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