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kingofmusic

Posted on 6.5.2021

Eisig kalt und doch herzerwärmend „But how do I feel in my gloomy depths?“ (Amorphis – Black Winter Day) „Aber wie fühle ich mich in meinen düsteren Abgründen?“ Einer ähnlichen Frage geht Kai, Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin in Elisabeth Rettelbach´s Debüt-Roman „Die wunderbare Kälte“ (erschienen 2020 im Kirschbuch-Verlag) nach. Kai ist eine junge Frau Ende 20, die als Maskenbildnerin im Theater arbeitet. Entsprechend „erfolgreich“ lebt sie ihr „Hobby“ aus: sie steckt hier und dort fremden Personen Zettel zu, versucht sie mit anderen zu verkuppeln und beobachtet dann die Reaktionen. Kurz gesagt: sie ist eine Stalkerin. Man neigt ja schnell dazu, bestimmte Personengruppen zu verurteilen. Elisabeth Rettelbach hat meinem Eindruck nach jedoch mit Kai´s Geschichte versucht, hinter die Fassade zu gucken. Die geneigte Leserschaft wird in die teilweise wirre Gedankenwelt einer Frau „geschleudert“, die oberflächlich betrachtet kalt ist. Doch im Laufe der 405 Seiten wird immer mehr klar, dass sie eigentlich kreuzunglücklich mit ihrer Situation, ihrem Leben ist. Und man kommt nicht umhin, diese Kai – so schwer es einem manchmal auch fallen mag – zu mögen, ins Herz zu schließen. Dann möchte man sie befreien, ihr zurufen „Du hast es in der Hand, etwas zu ändern!“ – um dann doch zu schweigen. Es fällt mir schwer, die richtigen Worte für diese Erzählung zu finden. Hinter der scheinbaren Unscheinbarkeit verbergen sich ein psychologisches Verwirrspiel, eine (unkitschige) Liebesgeschichte und ein Potpourri an Reminiszenzen an Märchen, Literaturklassiker (Rebecca) und die Musik der 80er Jahre. Wie gut, dass man heute problemlos passende Playlists erstellen kann, um die genannte Musik zu genießen. Die Sprachvielfalt, die Elisabeth Rettelbach an den Tag legt, ist überwältigend: von poetisch-lyrischen Passagen über Wortwitz bis hin zu ständigen Wiederholungen einzelner Worte, einzelner Sätze, die meiner Meinung nach gut die teils wirren Gedanken von Kai widerspiegeln ist alles vorhanden, was das Herz begehrt. Mir bleibt eigentlich wie so oft nichts Anderes übrig als dieses Buch uneingeschränkt allen zu empfehlen, die auf der Suche nach der verlorenen Zeit, äh – ich meine natürlich auf der Suche nach anspruchsvoller und sprachgewandter Literatur sind :-). 5* und absolute Leseempfehlung! ©kingofmusic

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