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SternchenBlau

Posted on 4.5.2021

Abtauchen in die Xenosphäre Rosewater hat mich ziemlich geflasht. Am Anfang fühlte ich mich noch etwas „lost“, aber auf die gute Art, denn ich war richtig neugierig, was diese eigensinnige Welt im innersten zusammenhält. Alles beginnt 2066 und Kaaro arbeitet als Art mentale Einbruchsicherung bei einer Bank und für eine Regierungsorganisation. In der Narration verläuft vieles zirkulär mit Zeitsprüngen, die unterbrochen werden, und zu denen wir vielleicht zurückkehren. Kaaro kann in die Xenosphäre abgleiten und dort agieren, eine Welt, die alle lebenden Organismen verbindet. Bei vielen SciFi und Fantasy-Romanen kommt für mich die Logik an ihre Grenzen. Die Welt hinter Rosewater ist so abgedreht und doch fügte sich für mich nach und nach alles zu einem spannenden Bild. Zugegeben: Der Anfang hätte für mich doch etwas schneller zur Sache kommen können. Gestört hat mich aber einzig das N-Wort an einer Stelle in der Übersetzung. Da sollte es wohl doch genügend antirassistische Literatur zu dem Thema geben, dass das nicht sein muss. Bei meiner Content Note füge ich noch hinzu: Folter, Tod Komplett hin und weg war, wie Thompson den Afrofuturismus umsetzt. Die Welt 2066 ist eine ganz andere als unsere heutige: Indien stellt die besten Elektrogadgets her, Amerika schottet sich komplett ab, und Thompson zeigt das als Hintergrund seiner Geschichte und ich fand es jedes Mal wieder so erhellend, wenn das zum Vorschein kam. Quasi nebenbei demaskiert er auch noch die Machenschaften des Kolonialismus und sein Held ist vielleicht manchmal ein Sexist, aber selbst das wird klar benannt. Und obwohl Kaaro viele Eigenschaften eines Chosen One aufzeigt, wird er zu keinem gemacht. Thompson bricht diese Trope sehr gekonnt. Für die Repräsentanz müssen wir Schwarzen Autor*innen mehr Raum einräumen. Mehr Black Voices zu lesen ist für uns alle zugleich ein Geschenk, weil wir ganz neue Erzählwelten kennenlernen und erfahren können. Nutzt dieses Geschenk bitte. Eine große Empfehlung, die mal ganz neue Leseerfahrungen im SciFi machen wollen. Rosewater ist spannend und auch rätselhaft. Und die Einblicke in Antikolonialismus und Afrofuturismus fand ich sehr erhellend. Zum Glück erscheint der 2. Band schon am 21. Mai. Ich freue mich auf den Folgeband und vergebe 4,5 von 5 Sternen.

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