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Susanne Matiaschek

Posted on 3.5.2021

“Trauma: Kein Entkommen ” von Christoph Wortberg ist der Auftakt der dreiteiligen Reihe rund um die Mordermittlerin Katja Sand. Und der Name ist tatsächlich Programm. Denn hier geht es um die verschütteten Ängste in der menschlichen Seele. Ängste, die bleibende Spuren hinterlassen haben. So sehr, dass sich der Körper schützt und diese Erinnerungen nicht mehr zulässt. Der Schreibstil des Autors hat mir unglaublich gut gefallen. Er hat mich von der ersten Seite gefesselt mit seiner einnehmenden und bildhaften Art. Dieses Buch entwickelte einen Sog, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte. Ich wollte es nicht, denn ich musste unbedingt mehr darüber erfahren. Bereits nach den ersten Seiten zog sich alles in mir zusammen. So viel Grauen, so viel Abgründigkeit, so viel kindliche Unschuld, die einfach so zerstört wurde. Wieder, wieder und immer wieder. So viel Schmerz, so viel Kaltblütigkeit und ich konnte es einfach nicht verstehen. Es bildet den Startschuss zu etwas sehr großem und unaufhaltsamen. Etwas das sich fest verankert und nicht mehr weichen will. Man bekommt eine Ahnung, um was es hier geht und ob der Zerstörung, die das alles angerichtet hat, hat man doch keine Ahnung wie alles zusammenhängt. Und ist verzweifelt auf der Suche nach Antworten. Danach lernt man die Mordermittlerin Katja Sand und ihren Assistenten Dorfmüller kennen und schlittert geradewegs in eine Mordermittlung, die verstörender kaum sein kann. Hat es etwas mit der Vergangenheit zutun? Am meisten bin ich beeindruckt von den Charakteren, die mich komplett überzeugen und für sich einnehmen konnten. Am meisten natürlich Katja ,da man ihre Perspektive erfährt. Aber nicht nur. Katja ist nicht perfekt. Sie ist alles andere als das. Sie hat Ecken und Kanten. Sie hat eine Vergangenheit. Schmerzlich, dunkel und tragend zugleich. Es hat sie geformt und zu der ernsten Frau gemacht, die sie heute ist. Ich mochte sie sofort. Weil sie Stärke und Mut beweist. Kompromisslos ihren Weg geht,ohne zurückzublicken. Im Laufe des Geschehens erfährt man immer mehr über sie und ihren Hintergrund und hat fast das Gefühl in einem Drama gelandet zu sein. Leider wird der Fokus etwas zu sehr auf ihr Privatleben, sowie ihre eigene Geschichte gelegt. Das ist zwar durchaus nachvollziehbar, aber dadurch verschiebt sich der Mittelpunkt zu sehr. Dorfmüller hat mit seiner Art für Ausgleich gesorgt und mich immer zum lachen gebracht. Er erdet Katja und gleichzeitig verschafft er dem Ganzen eine feste Konstante. Auch die anderen Charaktere stattet der Autor mit sehr viel Authentizität und Leben aus. Man kann sich ungemein gut in sie hineinversetzen und einfach ihr Handeln und Denken nachvollziehen. Die Handlung empfand ich als ungemein vielschichtig, aber auch sehr faszinierend und verstörend zugleich. Denn was hier auf einen zustürmt ist wirklich grausam und menschlich gesehen kaum zu ertragen. Es fließt zwar kein Blut, aber das muss es auch nicht. Die psychologischen Aspekte wiegen viel schwerer und machen das Ganze um ein vielfaches beklemmender. Interessant war hier der Mordfall. Wie es immer weitere Kreise zog. Unglauben. Schock. Unverständnis. Ich war wirklich schockiert und zugleich wütend über diese Mauer des Schweigens, auf die ich hier traf. Über diese ganze Tragödie die sich immer mehr offenbarte. Das machte das Ganze so viel düsterer und gehaltvoller. Und trotzdem ist es nur die Spitze auf dem Eisberg. Ich muss zugeben, dass ich schon früh eine leise Vermutung hatte, was den Täter betraf, was sich letztendlich auch bewahrheitete. Dennoch hat mich dieses Ganze Ausmaß an Kaltblütigkeit, Arroganz und Machtmissbrauch wirklich erschüttert und etwas verstört zurückgelassen. Was mir aber ungemein gut gefallen hat, dass der Autor sehr feinfühlig auf die Charaktere und ihre Umstände eingegangen ist, so das man sie nicht verurteilen konnte. Man fühlte und litt mit Ihnen mit. Die Spannungsmomente waren nonstop gegeben, nur in der Mitte flaute es manchmal durch Katjas privates Drama etwas ab. Das ist ein kleiner Punkt, den ich etwas bemängeln muss. Das einfach in den ersten Band enorm viel Themen eingewoben wurden, die zum nachdenken bringen. Nichtsdestotrotz hat er mich vor allem mit der Thematik des Traumas wirklich begeistert, weil nichts ist wie es scheint und man den Menschen nicht automatisch ansieht, was sie durchgemacht haben. Ein richtig nervenaufreibender, psychologisch gut durchdachter Trilogie Auftakt, der mich mit seinen Themen, Geheimnissen und Abgründen vollkommen begeistern konnte. Fazit: Christoph Wortberg gelingt mit “Trauma: Kein Entkommen” ein nervenaufreibender, psychologisch gut durchdachter und absolut verstörender Reihenauftakt rund um die Mordermittlerin Katja Sand. Mich hat die Thematik unglaublich begeistert, denn er bietet uns hier einen vielschichtigen Thriller mit viel Dramatik und Tragik gespickt und schafft es dabei ohne blutige Details auszukommen. Für mich zwar etwas vorhersehbar, aber dadurch nicht weniger interessant. Ich bin gespannt auf mehr.

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