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anne_hahn

Posted on 3.5.2021

"Eine Liebe wie ihre würde nie zu Ende gehen, dachten Maja und Eitan. Maja dachte, dass Eitan sie so bedingungslos liebte, dass er alle Hindernisse, die es zu überwinden galt, um mit ihr zusammen zu sein, auch überwinden würde. Und Eitan dachte, dass seine Liebe groß genug wäre, um die Unterscheide auszugleichen." Katharina Höftmann Ciobotaru hat einen Roman geschrieben, der sich unverstellt ihrer eigenen Geschichte bedient. Es ist eine Liebesgeschichte unter schwierigen Vorzeichen und ein Anfang. In Alef (erster hebräischer Buchstabe = Anfang) erzählt die 1984 in Rostock geborene Autorin über 400 Seiten lang vor allem die Vorgeschichte und Seitenstränge der Liebe von Maja und Eitan. Ihre ostdeutsche Herkunft spielt eine bis in graueste Verästelungen hinein ebenso wichtige Rolle wie die der Familie Eitans, zurück bis an den rumänischen Schwarzmeerstrand. Alef ist der erste Roman der mit ihrer Familie in Israel lebenden Autorin, neben Krimis und Artikeln über ihre neue Heimat gibt sie seit Jahren in Interviews Auskunft zu ihrem Verhältnis. Zu Israel, zu Deutschland, zum Holocaust, zum Jüdisch-Sein. Zu ihrem jüdischen Mann. Es sind die ganz großen Fragen, die sie ausführlich in Alef stellt. Dazu holt sie weit aus, mit der Geburt Majas beginnt der Roman und schildert drastisch, wie Astrid ein Kind gebiert, während ihre Schwester mit einem Lkw die Mauer durchbrechen will. Es sind deftige Szenen, die sich durchziehen, es wird gesoffen, geschossen, geliebt und gehasst. Bis Maja und Eitan groß und alt genug sind, sich in Indien zu begegnen und nicht mehr voneinander lassen können. Höftmann Ciobotarus Stil ist knapp, geradlinig, ihre Geschichte bei aller Ausführlichkeit fokussiert und niemals kitschig. Ich mochte die starken Frauenfiguren, besonders die wartende Bella und die trauernde Jaffa (beides wegen ihrer Brüder) aus dem israelischen Zweig, Eitans Großmutter und Mutter. Die trinkende, abenteuerlustige Astrid und ihre mehr und mehr abstumpfende Schwester waren für mich schwerer zu ertragen, ich sah sie bald mit Eitans Augen (der mir als Einziger ein Quäntchen zu perfekt ausgemalt wirkt). Ich bewundere den Mut der Autorin, dieses Leben gewählt zu haben, sich den Fragen zu stellen, die ihre Figuren umtreibt. Es ist Stoff für mehrere Bücher, vielleicht sogar für eine Serie – kann eine Liebe zwischen einer Ostdeutschen und einem Israeli gutgehen? Katarina Höftmann Ciobotarus Alef erschien zu Beginn des Jahres im neuen Ecco-Verlag, welcher ausschließlich Bücher von Frauen verlegt und in allen Bereichen mit Frauen zusammenarbeitet. Eine spannende Idee, ich wünsche dem Verlag viel Erfolg!

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