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gwyn

Posted on 3.5.2021

Als Erstes fällt mir auf, dass der Leser mit Sie angesprochen wird. In einem Kochbuch für Kinder? Mal über die erste Doppelseite hinweggeschaut, bei der es um die Gebrauchsanweisung und Grundzutaten geht, wird der Leser nicht angeredet. Die Seiten gestalten sich alle gleich und einfach strukturiert: Links die Zutaten mit kleinem Foto – darunter der Name der Zutat und die Mengenangabe, große Buchstaben. In knappen einfachen Worten wird erklärt, wie man das Gericht herstellt. Rechts mit großem Bild das Ergebnis, wobei das Produkt auf weißem Teller präsentiert wird, der mit dem weißen Hintergrund verschmilzt. So steht das fertige Menü präsent im Vordergrund. Eine klare Bildsprache und optische Präsentation benötigt nicht viel Text. Die Rezepte sind ziemlich einfach, machen aber optisch viel her! Hier wird mit Spaß und guter Laune serviert! Ein einfaches, belegtes Baguette – mit Frischkäse, Gurke und Lachs, aufgeschnitten und schlängelig drapiert – mit Gurke Augen und Zunge aufs erste Stück garniert – wird ganz schnell zu einer lustigen Schlange. Aus Crackern, Mandelblättern und Rosinen werden Igel dekoriert. Anfangs wird viel mit Brot und Fertigteig kreiert, dann geht es in die Frischezone. Auf Basilikumblättern schlängeln sich witzige Raupen aus Minimozzarellakugeln und Kirschtomaten zusammengelegt, die ausgehöhlte Melone wird umgedreht, per Zahnstocher mit Frucht und Schinken zum Igel gespickt. Die Avocado mutiert zur Maus, die auf selbstgerührter Cocktailsoße steht, ein lustiger Reissalat, ein Blumenstrauß, statt Salat (Tomate, Basilikum, Ei und Fetakäse), eine «Guaca-Krabbe» aus Guacamole, Garnelen und Taccos präsentiert sich, Zucchini-Zombies, Piraten-Pizza, alles wird in ansprechender Optik serviert. Einige Gerichte werden kalt hergestellt, andere, wie die «Kebab-Schildkröte» mit Hähnchenbrust oder der «Außerirdische Burger» mit Hackfleisch oder die ganzen pizzaähnlichen Menüs; Nudeln und Reis, brauchen den Ofen oder Herd. Am Ende folgen die süßen Dinge. 100 Rezepte mit maximal 6 Zutaten und maximal 20 Minuten Vorbereitungszeit. Im Prinzip finde ich diese ganzen Ideen lustig und sicher haben Kinder Spaß, das alles nachzukochen. Jetzt kommt das Aber: mir persönlich fehlte die Frische und mir fehlen schmackhafte Gewürze, deren Umgang Kinder ja auch lernen sollen. Ein Curry, das nur mit Curcuma und einer Prise Salz gewürzt wird, muss einfach fad schmecken. Hier wird viel in Teig gebacken, überbacken, mit Fertigzeugs hantiert. Für Vegetarier oder Veganer findet sich kaum ein Rezept. Milchprodukte, Fleisch- und Wurstwaren sind fast immer dabei. Bei den Nachspeisen und Kuchen ist die Zuckerlast recht hoch. Das hätte ich mir in der heutigen Zeit ausgewogener vorgestellt. Ein Buch zum Spaß haben – anleiten zum Kochen und dekorieren – denn Kochen macht Spaß. Kreativität im Kopf entwickeln! Unter dieser Prämisse ist das Buch spitzenmäßig. Insofern kann man das Buch auf jeden Fall für Kinder empfehlen. Eine Altersangabe wird vom EMF-Verlag für 7-77 Jahre gemacht. Warum nur bis 77? Es ist ein Kinderkochbuch in der gesamten Aufmachung, eindeutig! Klar, wenn man es von der Seite betrachtet: Kochen für Kinder, für sich selbst Dekoideen zu ziehen, dann passt es für jeden, klar. Meine Empfehlung: ab 6 Jahren selbst kochen (unter Aufsicht) – oder für Kinder kochen, für jedermann. Du kannst nicht kochen? Macht nichts! Das bekommt jeder hin – und kann fein angeben, mit der äußerst attraktiven Deko ist inbegriffen!

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