JulisTeestübchen
In "Nocturna - Das Spiel des Fuchses" begleiten wir die beiden Protagonisten Finn und Alfehr, die verschiedener nicht sein könnten. Finn hat die Fähigkeit ihr Gesicht zu wechseln, Alfehr dagegen kann die Magie anderer erkennen - und auf diese Weise manchmal sogar neutralisieren. Während Finn sich obdachlos durch die Straßen kämpft und versucht den Fängen ihres ungewollten Ziehvaters zu entkommen, muss sich Alfehr auf seine Zukunft als Thronfolger vorbereiten. Dennoch gibt er die Hoffnung nicht auf seinen älteren Bruder Dez wiederzufinden, der seit einem Anschlag verschwunden ist und nun für tot gehalten wird. Ungeplante Fügungen führen Finn und Alfehr schließlich zueinander und zum Lösen ihrer Probleme können sie sich gegenseitig tatsächlich ganz nützlich sein. In "Nocturna" herrscht ein sehr ausgefeiltes Magiesystem vor: Es gibt verschiedene Formen von Magie, wobei jede Magie ihre eigene Farbe hat und mit unterschiedlichen Fähigkeiten verbunden ist, wie zum Beispiel das Beherrschen des Erdelements oder des Feuers. Darüber hinaus gibt es weitere magische Fähigkeiten, die sogenannten Propios - wie Finns Fähigkeit ihr Gesicht zu wechseln. Alles ein wenig komplex, aber durchaus interessant. Die Welt, in der wir uns befinden, ist zu Anfang und Ende des Buches auf einer Karte festgehalten. Im Nachhinein habe ich mich allerdings gefragt wozu sie uns genau dienen soll, denn eigentlich spielt sich alles nur in einem einzigen Land ab. Die gesamte Welt bewegt sich in einem südamerikanischen Setting, ich habe mich von den Beschreibungen her sehr ans Mexikanische erinnert gefühlt. Dabei hat die Autorin immer wieder spanische Worte in die mündliche Rede ihrer Figuren einfließen lassen, vermutlich um es authentischer wirken zu lassen. Ich fand es etwas fragwürdig. Ich spreche etwas Spanisch und konnte alles verstehen, so ist es nicht. Und auch wenn man kein Spanisch kann, ergeben sich die Worte relativ gut aus dem Kontext. Dennoch: Wozu die Fremdwörter? In eine Fantasywelt passt für mich immer noch am ehsten eine Fantasiesprache rein. Auch wenn ich das Spanische liebe, hat es hier für mich nicht so richtig in diese magische Welt gepasst. Kurz gesagt: Ich fand es einfach unnötig. Dafür fährt die Geschichte aber mit tollen Charakteren auf: Ich finde Finn unheimlich toll! Sie ist eine super Protagonistin, eine Antiheldin, die mit ihrer Tiefe besticht und deren Ecken und Kanten man ihr daher einfach verzeihen muss. Auch Alfehr hat sich als guter männlicher Protagonist entpuppt, auch wenn ich mir in Bezug auf die ein oder andere Sache bei ihm eine etwas durchdachtere Ausarbeitung der Autorin gewünscht hätte - zum Beispiel im Hinblick auf seine zu Beginn der Geschichte angedeutete Alkoholabhängigkeit, die im späteren Verlauf total über Bord fällt. Das Buch ist insgesamt Action-geladen, sodass man relativ gut durch die 500 Seiten kommt. Eine leichte Liebesgeschichte bahnt sich zwar an, steht aber sehr im Hintergrund und nimmt dabei kaum Raum ein. Hier hoffe ich auf mehr für den nächsten Band. Und oh ja, es gibt einen nächsten Band, was ich erst total übersehen hatte. Denn eigentlich ist die Geschichte schon in sich abgeschlossen. Da aber zumindest noch eine Frage am Ende offen geblieben ist, habe ich eine Vermutung worum es in der Fortsetzung gehen könnte. Das Finale des Buches wurde relativ schnell abgehandelt, da hätte ich mir lieber noch etwas mehr Spannung und dafür eine Fortsetzung im nächsten Band gewünscht.